Sobald Hjalmar im Bette war, benetzte der Sandmann mit seiner kleinen Zauberspritze alle Möbel in der Stube, und sofort begannen sie zu plaudern und plauderten sämtlich von sich selbst.
Über der Kommode hing ein großes Gemälde in einem reich vergoldeten Rahmen, welches eine herrliche Landschaft darstellte. Als der Sandmann dasselbe mit seiner Zauberspritze benetzt hatte, begannen die Vögel darauf zu singen, die Baumzweige bewegten sich, und die Wolken flogen so natürlich, daß man ihren Schatten über die Landschaft konnte dahinschweben sehen.
Nun hob der Sandmann den kleinen Hjalmar so hoch, daß derselbe seine Füße in den Rahmen hineinstellen konnte und zwar gerade in das hohe Gras. Da stand er nun. Die 40 Sonne schien durch die Zweige auf ihn hernieder. Er lief hin an das Wasser und setzte sich in ein kleines Boot, welches da lag. Es war rot und weiß angestrichen, die Segel leuchteten wie Silber, und zwei herrliche, schneeweiße Schwäne kamen herbei, spannten sich vor das Boot und zogen es an dem grünen Walde vorüber. Die prächtigsten Fische mit silbernen und goldenen Schuppen schwammen hinter dem Boote her; bisweilen schnellten sie über das Wasser empor, daß es plätscherte, und Vögel flogen in zwei langen Reihen hinten nach, die Mücken tanzten und die Maikäfer brummten „bum, bum“. Alle wollten Hjalmar folgen und jeder hatte eine Geschichte zu erzählen.
Das war allerdings eine Segelfahrt, wie sie sein mußte! Bald waren die Wälder dicht und dunkel, bald waren sie wie der herrlichste Park mit Sonnenschein und Blumen, und große Schlösser von Glas und Marmor lagen darin. Auf den Altanen standen Prinzessinen, und alle waren kleine Mädchen, die Hjalmar recht wohl kannte, denn er hatte schon früher mit ihnen gespielt. Bei jedem Schlosse standen kleine Prinzen Schildwache. Sie schulterten mit goldenen Säbeln und ließen Rosinen und Zinnsoldaten regnen. Das waren wirkliche Prinzen.
Bald segelte Hjalmar durch Wälder, bald gerade durch große Säle oder mitten durch eine Stadt. Er kam auch durch diejenige, in welcher sein Kindermädchen wohnte, das gute Mädchen welches ihn getragen hatte, als er ein ganz, ganz kleiner Knabe war und das ihn so lieb gehabt. Dasselbe nickte und winkte und sang den niedlichen Vers, den es selbst gedichtet und Hjalmar gesandt hatte:
Ich denke dein in mancher Stund’,
Du süßes Kind, du Liebling mein!
Ich hab’ geküßt dir deinen Mund,
Die Stirne, Wangen, rot und fein!
Dein erstes Wort vernahm mein Ohr!
Doch mußt’ ich fort, vergiß mein nicht!
Gott segne dich, den ich verlor,
Du Engel aus des Herren Licht!