Es war einmal ein edler Prinz, jung, tapfer und schön wie kein anderer je ward gesehn. Das Volk verehrte seinen Prinzen und sehnte den Tag herbei, an dem er eine wunderschöne Braut erwählen und zur Königin des Reiches küren würde. Tief in seinem Innern trug der Prinz das Bild einer Edlen, deren Schönheit alles überstrahlte. Ihr, nur ihr alleine wollte er sein Herz schenken und sie, nur sie wollte er zur Königin und Mutter seiner Kinder machen.
Und so zogen Gesandte und Späher durch die Lande und suchten nach der edlen Auserwählten. Fürsten und Könige aller Länder boten die Hand ihrer Töchter. Doch jedes Mal sprach der edle Prinz: "Das ist nicht die rechte, der mein Herz gehört."
Und so zogen die Jahre ins Land. Viele lange Jahre; und der edle Prinz - jung, tapfer und schön wie ehedem - war noch immer auf der Suche nach der rechten Braut.
Als der edle Prinz eines Tages über den Marktplatz in Dudweiler ritt, geschah das Wunder. Schon aus der Ferne sah er sie. Dort saß in einem offenen Cabriolet, das lockige Haar umhüllt mit einem großen weißen Schleier, eine Braut so edel und schön wie es die Welt noch nie gesehn. Da schwang sich der edle Prinz vom Pferde und schritt auf die Schöne zu.
Indes rief einer der an der Würstchenbude Stehenden: "He, was glotzt du da so dumm!" Und dann lachte der Bursche: "Das ist eine Schaufensterpuppe, die ich gleich ins Saarbrücker Staatstheater fahren werde. Ich muss nur noch meine Wurst essen. Lass bloß deine fettigen Finger von der Braut!"
Da wurde der edle Prinz zornig und er schlug dem rohen Burschen die Currywurst aus der Hand. Und während der Menge vor Staunen die Münder offen standen, schritt der edle Prinz zum Cabriolet, verbeugte sich vor der Schönen und sprach: "Edle Schöne, ich bin gekommen, dich zu meiner Braut zu nehmen, dich zu meiner Königin und zur Mutter meiner Kinder zu machen. Und so gewähre mir einen Kuss."
Als er sie küsste, blendete ihn ein greller Blitz und es ertönte ein Donnerhall und vor ihm stand eine uralte hässliche Hexe. Mit einer scheußlichen Rabenstimme krächzte sie: "Was starrst du mich so an, du Trottel! Ich bin eine verwunschene Hexe und ich warte nun schon Hunderte Jahr', auf dass ein dämlicher Prinz mich durch seinen schmierigen Kuss erlöst."
Und mit lautem Zischen flog die Hexe auf einem Besen durch die Lüfte zum Brennenden Berg, wo sie durch eine Felsspalte ins Bergesinnere verschwand. Dort sitzet sie in der höllischen Glut und schickt heiße schweflig stinkende Rauchschwaden durch die Spalten und Risse im Berggestein.
Der edle Prinz aber wurde in einen riesengroßen grünen steinernen Frosch verwandelt und in den Garten der Villa eines Bergwerkdirektors am Fuße des Brennenden Berges verbannt. Dort sitzet der große grüne steinerne Frosch sommers wie winters, tagaus, tagein, bei Wetter und Wind, bei Regen und Schnee, bei Hitze und Trockenheit und wartet, dass ihn ein hässliches Mägdelein küsst. Und wenn ihn keine geküsset hat, so wartet er dort noch heute.