Was habt ihr für ein Bild im Kopf, wenn ihr "Pinocchio" hört? Rote Kappe, grünes Jäckchen und lange Holznase, nicht wahr? Wie ihr, bin auch ich mit dem Pinocchio aus der Zeichentrickserie groß geworden.
In dem Roman von Carlo Collodi bestehen die Kappe aus ein paar alten Brotkrumen und das Jäckchen aus Papierresten. Ihr werdet vieles anders lesen, als ihr es aus dem Fernsehen kennt und doch dabei immer wieder auf gute alte Bekannte stoßen.
Was bleibt ist der Wandel Pinocchios von der frechen, vorlauten Holzpuppe zum braven, hilfsbereiten Menschenjungen.
Die Zeit, in der Carlo Collodi aufgewachsen ist, (1826-1890) kann man mit der heutigen nicht mehr vergleichen. Er wuchs als Kind armer Eltern mit elf weiteren Geschwistern auf und es war ihm wichtig, seinen jungen Lesern zu vermitteln, dass man es nur mit Fleiß und harter Arbeit im Leben zu etwas bringt.
Man mag diesen erhobenen Zeigefinger heute für übertrieben halten und ich muss gestehen, dass die eine oder andere Passage bei meiner Nacherzählung auch modernisiert wurde. Es ist aber vielleicht ganz interessant zu erfahren, dass Collodi selbst, der eigentlich Lorenzini hieß, zu Schulzeiten der größte Lausbub der ganzen Schule war. Er spielte Lehrern und Mitschülern gleichermaßen die ungeheuerlichsten Streiche. Erst als er sich einmal vor der ganzen Klasse bis auf die Knochen blamierte, änderte er sein Verhalten und fing an seine Mitmenschen respektvoll zu behandeln.
Moderne Kinderliteratur soll unterhaltend und spannend sein. Doch ich verspreche euch, "Pinocchios Abenteuer", so heißt das Buch, das im Original 1883 erschienen ist, hat eine Menge Spannung: Weil die Holzpuppe ein richtig fauler Bengel ist und lieber herumstreunt, als in die Schule zu gehen, macht er seinem Vater Geppetto großen Kummer. Er stürzt von einem haarsträubenden Abenteuer ins nächste, woran nicht zuletzt der Fuchs und der Kater einen gehörigen Teil Schuld tragen.
In der guten Fee findet er eine Mutter, die immer wieder versucht, Pinocchio auf den richtigen Weg zu bringen und er strengt sich mächtig an. Leider sind die Verlockungen des süßen Nichtstuns meist größer.
Wer schon einmal die Walt Disney Verfilmung gesehen hat, kann sich gewiss noch an die Grille erinnern. Diese Grille steht für das Gewissen. Für Pinocchios Gewissen. Im Roman versucht sie stets Pinocchio zu ermahnen, so wie auch wir mit unserem Gewissen hadern, wenn wir etwas tun, von dem wir wissen, dass es nicht in Ordnung ist.
Ich wünsche euch jetzt viel Spaß mit Pinocchio, Geppetto, dem Fuchs und dem Kater, aber lest selbst, wen ihr sonst noch wiederfindet…