Höhe, die.
1. Die (Sonnen-)Höhe nehmen oder messen heisst die Mittagshöhe der Sonne mit dem Oktanten beobachten, messen, peilen. Es geschah früher mit dem Quadranten, vorher mit dem Jakobsstab.
2. Seehöhe. In diesem Sinne bei Luther, Luc. V. 4: „Fahre auf die Höhe und werfet eure Netze aus.‟ Hierüber äussert sich Breusing in der Einleitung zum „Seebuch‟: „Die Gesetze der Perspektive fordern, daß bei Abbildung einer von oben gesehenen [206]ebenen Fläche die entfernteren Punkte höher liegen als die näheren. So scheint auch dem Auge der am Strande Stehenden die See wie ein Hügel aufzusteigen, und ein Schiff, welches sich vom Strande entfernt, hat diesen Hügel hinaufzufahren. Von dieser Anschauung geleitet nennt der Seemann das äusserste dem Auge sichtbare Wasser die „Seehöhe‟, und das in dieser Entfernung oder Höhe befindliche Schiff ist boven, während das dem Strande nahe als unten erscheint. Dem niederdeutschen boven entspricht das oberdeutsche „ob‟, z. B. in Obwalden, d. h. Land oberhalb des Waldes, und in Land ob der Ens, d. h. oberhalb der Ens, und das englische off. In der hochdeutschen Schriftsprache ist uns das Wort (nämlich boven) leider abhanden gekommen, welches vollständig durch: „auf Seehöhe in der Nähe von‟ oder kurz durch „auf der Höhe von‟ wiederzugeben wäre‟. So treffend hiervon manches ist, so ist doch der Unterschied von „Seehöhe‟ und „auf der Höhe von‟ nicht festgehalten. Und das muss er werden, denn wenn einer sagt: „ich bin jetzt auf der Höhe von Kap Skagen‟, so meint er nicht die (vermeintliche) perspektive Höhe, sondern etwas ganz Reelles und Wirkliches, nämlich dass er nun „frei‟ von Kap Skagen ist und seinen Kurs ändern kann, was besonders angenehm ist, wenn man sich mühsam auf solche Höhe aufgekreuzt hat und nun abhalten darf. Das ist eine andere Höhe als wenn Christus zu Petrus sagt: „Fahre auf die Höhe!‟ nämlich
3. „Höhe von‟ das heisst
(a) die Höhe eines Vorgebirges haben, nämlich — vgl. das eben unter 2 Gesagte — sich soweit luvwärts von dem Vorgebirge befinden, dass man dasselbe umsegeln kann.
(b) die Höhe einer Insel oder einer Stadt haben heisst mit ihr auf demselben Breite- bezw. Längegrade sein. „Wir befanden uns auf der Höhe von Bermuda‟; „wir waren gerade auf der Höhe von Habana.‟
Von hohem dichterischem Schwunge ist das Bild unter dem im Beówulf das Meer headu genannt wird. Head heisst hoch. Ob nun das Meer schlechthin hoch und erhaben genannt sein soll, oder ob dabei an die Höhe wie bei Petri Fischzug gedacht ist, bleibt natürlich dichterischem Verständnis überlassen. Ich möchte mich für das Letztere entscheiden, und zwar wegen der Zusammensetzung headu-lidend, welches Seegänger heisst, also [207]einen Mann bedeutet, der auf die Höhe, auf die hohe See, auf grosser Fahrt fährt, im Gegensatze zu einem Binnenschiffer.