Hochwasser s. Flut.
Hock, das. Die Engländer nennen jeden Rheinwein „hock‟, das zunächst nur eine Abkürzung von „Hochheimer‟ ist (wie Gib von Gibraltar und Frisco für San Francisco), darum hat dieses Hock mit dem vorliegenden keine Gemeinschaft, welches einen Verschlag von Brettern bezeichnet, der zur Unterbringung von Tieren dient, Hühnerhock, Schafhock etc. etc. Die zum Schlachten mitgenommenen Tiere mußten sich mit den dunkelsten, schlechtesten Ecken begnügen, da wurde für sie ein Bretterverschlag abgeteilt. Der Raum hieß hok = Spitze, Ecke, Winkel, auch Richtung etc. etc. Als hernach den Schlachttieren ein anderer Platz angewiesen ward, blieb die hok natürlich wo sie [202]war, aber der Bretterverschlag wanderte, beweglich gestaltet als Käfig, mit an den neuen Standort. Da man aber gewohnt war: „Die Schafe stehen in der hok‟, so blieb man dabei und sagte weiter: die Schafe stehen in der hok, auch als sie frei an Deck im Käfig standen, der dann leicht für die eigentliche hok gehalten wurde. So kam der Verschlag zum Namen Hock, und da es nun einmal verhochdeutscht war mit kurzem o und ck (wohl in Gedanken an die Tiere die darinnen hocken) so kam es auf etwas Änderung mehr oder weniger nicht an, man machte das Femininum zum Neutrum. Von Hocken = gebückt sitzen, soll Höcker = Krämer kommen. Bedenkt man aber, daß hok = winkel ist und daß in Holland der Laden winkel und der Ladeninhaber winkelier heißt, weil in irgend einem Winkel er seinen Kram ursprünglich feil bot, so wird wahrscheinlicher daß Höcker, Höker von hoek = winkel kommt, wie ja auch der Laden von einem der großen Welthäuser ursprünglich nur ein (Fenster-)Laden war.
Hochbootsmann, der. Ein Wort, das zwar von der Kriegsmarine nicht mehr gebraucht wird, aber doch noch nicht ganz aus dem Sprachschatze des Seemannes entschwunden ist. Wenn im alten Griechenland die vielen Ruderer eines Schiffes zugleich anrudern und überhaupt Takt halten sollten, worauf nicht nur wegen des ordentlichen Aussehens allein, so
ndern vor allen Dingen auch der grösseren Kraftentfaltung zu Liebe gehalten werden musste, so ko
nnte das nur durch ein Kommando, das für alle hörbar war, geregelt werden. Dieses Kommando gab der Keleustes, der Rudermeister, Bootsmann, Taktangeber oder wie man das Wort übersetzen will. Wie er das Zeichen gab, erhellt aus seinem griechischen Namen, der von keleuo kommt, rufen, zurufen, antreiben, ermahnen, befehlen; davon keleuma der Zuruf, der Befehl, das Gebot, der Takt, in welchem gerudert ward. Keleustes heißt also ursprünglich Zurufer. Was aber der griechische Bootsmann seinen Ruderern zurief, welche Töne er von sich gab, welche Laute er hören ließ, das wissen wir nicht. Bekannt ist aber, daß auf Trieren, also auf Kriegsschiffen, der Bootsmann durch einen Maaten mit der Pfeife unterstützt wurde. Der hieß trieraules, der Schiffsflötenspieler, Schiffspfeifer. — Nun übte im Mittelalter das Amt des Keleustes nachweislich der Bootsmann aus, und zwar mit Hilfe des Zurufes: „Hou, hou!‟ Er wurde dadurch, wie Kilianus sich ausdrückt, zum hortator, der [203]die Leute ermahnte, durch Zuruf antrieb, zugleich ihre Kraft zu irgend einer gemeinsamen seemännischen Arbeit einzusetzen. Das kann allerdings auch und muß unter gewissen Umständen ohne lautes Rufen geschehen. Beim Wettrudern z. B. gibt der Bootssteurer nur durch das energische rythmische Vorbeugen des Oberkörpers den Takt an. Man hört dabei keinen Laut und darf keinen hören, außer dem eines allerdings mit großer Kraftanstrengung den Ruderern an die Köpfe gehauchten h! Das h nimmt unter den Buchstaben eine eigene Stellung ein. Es ist kein Konsonant, weil der Mundkanal bei seiner Bildung nicht verengert wird; es ist auch kein Vokal, weil ihm der Stimmton fehlt. Da wissen es die Gelehrten nirgends so recht unterzubringen. Wenn sie einmal einen eifrigen Bootsmannsmaaten beim Wettrudern sein h! herausschmettern hörten, dann wüßten sie, was ein h ist, nämlich noch immer das was es ursprünglich war, ein gutturaler Reibelaut, wobei je nach Geburt, Herkunft und Muttersprache, der eine mehr einen Velarlaut, der andere mehr einen Palatallaut artikuliert. Ist aber eine gemeinsame Kraftanstrengung der Matrosen bei Gelegenheiten herbeizuführen, wo es nicht so sehr auf peinliche Stille ankommt, dann bedient sich der Bootsmannsmaat des bekannten Zurufs: „Zugleich!‟ indem er das „zu‟ so herausstößt, das es durch eine kleine, die Aufmerksamkeit spannende Pause von dem „gleich‟ getrennt ist, damit die Leute, sobald sie nun dieses „gleich‟ hören, alle mit einem Ruck ihren Biceps in Thätigkeit setzen. Der Bootsmann in Kilians Tagen aber begnügte sich weder mit dem gutturalen Reibegeräusch beim Wettrudern noch gebrauchte der das „zugleich‟ der Arbeitsverteilung, so
ndern schrie nur immer „hou‟ oder „ho!‟ darum hieß er Ho-Bootsmann. Und als hernach die Rollenverteilung so vorgenommen wurde, daß dem Schiemann die Aufsicht über die Takelage des Fockmastes, dem Bootsmannsmaaten diejenige über den Kreuz- oder Besanmast, dem Bootsmann aber die über den Großmast übertragen wurde, der auch „der hohe Mast‟ (wohl nach dem Dänischen) hieß, so ko
nnte aus Ho-Bootsmann leicht Hochbootsmann werden.