Hals, der, Mehrzahl die Halsen; so heissen die unteren Ecken der Untersegel und die vorderen Ecken der Stagsegel, Schratsegel und Bootssegel; so heißen auch die daran befestigten Taue mit denen die Untersegel nach vorne geholt werden und (an der Luvseite) steif gesetzt werden, (während die an gleicher Stelle angebrachten Schooten das Segel nach hinten zu festhalten). Bei Besansegeln, Stagsegeln etc. etc. wird der Hals allerdings „geholt‟, aber die Vermutung Breusings, der Name des Halses käme von diesem Holen oder Halen, ist doch nicht nahe liegend genug. Jedenfalls liegt die gewöhnliche Bedeutung von Hals viel näher und genügt zur Erklärung vollständig. Der Hals bildet ja nicht bloß das kürzere oder längere bewegliche Verbindungsglied [187]zwischen Kopf und Schultern, sondern auch an leblosen Dingen das dünne, lange, grade oder gebogene, vorgestreckte Ende; man denke an den Hals einer Flasche, einer Kanne, eines Ankers. Und das Tau am Hals des Segels dürfen wir um so eher Hals nennen als ein mittelhochdeutsches Halse auch ein Tau bedeutete, nämlich den Strick, die Leine (oder den Riemen) der Leithunde, der ihnen, um sie zu führen, um den Hals gelegt wird. Das ergibt ein ganz ähnliches Bild. Im Angelsächsischen ward der Bug sehr sinnreich und treffend, namentlich bei der damaligen Bauart des Vorstevens, heals genannt; dichterisch (Beówulf) fâmig-heals, auch flota fâmig-heals, das schaumhalsige Schiff; jedenfalls schöner wie fàmig-bord, Schaumbord. — Das Auge, (die Öffnung, das Loch im Segel) durch welches bei Gaffel- und Topsegeln der Hals am Mast befestigt wird, heißt Halsauge. Die Öffnung in der Bordwand — sei es an Steuerbord, sei es an Backbord — durch welche der Großsegelshals in das Schiff führt, heißt Halsgat; dieses liegt, wenn die Rahen beim Winde gebraßt sind, lotrecht unter der Nock der Großrahe.
Halsen unterscheidet sich von wenden, mit dem es die Bedeutung „umkehren‟ gemein hat, dadurch, daß beim Wenden das Schiff durch den Wind gedreht wird, während man beim Halsen das Schiff so weit es überhaupt abfallen kann, abfallen läßt und es dann über den andern Bug wieder an den Wind bringt. Letzteres geschieht, weil dadurch viel gewonnenes Luv verloren geht, nur wenn entweder eine Wendung versagt (manche Schiffe sind wegen ihrer Bauart schwer durch den Wind zu bringen) oder in ganz schlechtem Wetter, bei Sturm und hoher See, wo sich das Wenden von selbst verbietet. Daraus folgt, daß man beim Aufkreuzen nicht halsen darf, wenn man etwas gewinnen will, sondern wenden muß. Beim Halsen müssen die Halsen besonders gut bedient werden und spielen eine so wichtige Rolle, daß es kein Wunder ist, wenn das ganze Manöver nach ihnen genannt ist.
Halten die See, heißt in See bleiben, auch wenn dieselbe sehr stürmisch wird. Es gehört dazu ein tüchtiges Schiff und eine brauchbare Besatzung. Kann ein Schiff die See nicht mehr halten, so muß es einen Hafen zu gewinnen suchen oder wenigstens irgendwo „unter Land‟, d. h. im Schutze einer Küste ruhigeres Wasser aufsuchen.[188]
Hamen, der. 1. In hochdeutschen Mundarten ein Angelhaken, aus dem Lateinischen stammend.
2. Ein ganz anderes Wort trotz der äußerlichen Gleichheit ist Hamen wie es in der Seemannssprache und überhaupt im Niederdeutschen gebraucht wird, nämlich für ein Netz zum Fischfang. Besonders häufig ist an der Nordseeküste der schufham, das Schiebnetz, ein Netz, das oben an einem starken mit einer langen Stange versehenen Reifen versehen ist und auf dem Grunde des Wassers hingeschoben wird. Das Wort hängt mit dem althochdeutschen hamo, Kleid, Decke, Hülle, Hemd, Sack, Beutel zusammen; über „Netzbeutel‟ mag der Weg zu Netz gegangen sein. Der Sinn ist jedenfalls klar, denn die Wurzel ham bedeutet umfassen, erfassen, in sich befassen, beschließen. Luther: „Da beschlossen sie eine grosse Menge Fische.‟