Die deutsche Sprache leistet sich * eine Tempusform zur Darstellung von gegenwärtigen Ereignissen oder Zuständen. * zwei Tempusformen zur Darstellung von zukünftigen Ereignissen oder Zuständen. * drei Tempusformen zur Darstellung von vergangenen Ereignissen oder Zuständen. Die Frage ist: Bei welcher Gelegenheit muss man welche Tempusform benutzen ?
Präsens (Gegenwart) * wird benutzt, um zum Ausdruck zu bringen, dass etwas jetzt, in diesem Augenblick ist oder geschieht. (Die tatsächliche Gegenwart) Beispiel: Die Sonne scheint; der Lehrer ist fleißig, Heiner bohrt in der Nase und die anderen Schüler schlafen. * wird benutzt, um zum Ausdruck zu bringen, dass etwas allgemeine Gültigkeit hat. (Was an keine besondere Zeit gebunden ist, sondern immer gilt.) Beispiel: Der Mensch gehört zu den Säugetieren. Der Mond ist 384000 km von der Erde entfernt. * wird benutzt, wenn es um sich ständig wiederholende Vorgänge geht. (Was immer wieder geschieht und nicht an die Gegenwart gebunden ist.) Beispiel: Jeden Morgen geht die Sonne auf. Ute putzt sich täglich zweimal die Zähne. * wird benutzt, als literarisches (dramatisches) Präsens: wenn etwas besonders spannend und unmittelbar dargestellt werden soll. Beispiel: Plötzlich steht der Einbrecher vor mir und bedroht mich mit der Pistole. * wird benutzt als historisches Präsens: für große geschichtliche Ereignisse. Beispiel: Im Jahre 375 fallen die Hunnen in Europa ein. Am 12. Oktober 1492 landet Kolumbus auf der Insel San Salvador. * wird in der Umgangssprache auch benutzt für Aussagen über künftige (!) Ereignisse oder Zustände: die Zukunft wird durch bestimmte Zeitangaben ( morgen, nächste Woche usw.) verdeutlicht. Beispiel: Morgen schreiben wir eine Mathe-Klausur. Nächstes Jahr besuche ich meine Schwiegermutter.
Perfekt (vollendete Gegenwart) * wird benutzt für alle Vorgänge, die in der Vergangenheit begonnen haben u n d noch bis in die Gegenwart andauern o d e r deren Auswirkungen noch bis in die Gegenwart andauern. Beispiel: Jesus ist von den Toten auferstanden. Im Religionsunterricht haben wir von seinen Wundern erfahren. * wird benutzt, um vom Präsens aus auf ein Ereignis hinzuweisen, das zeitlich vorher stattgefunden hat (Vorzeitigkeit bei Texten im Präsens). Wenn ein Ereignis in der Präsensform dargestellt wird, und es soll auf ein anderes Ereignis, das zeitlich v o r h e r stattgefunden hat, verwiesen werden, müssen die Formen des Perfekts benutzt werden. Das Perfekt verdeutlicht also Vorzeitigkeit bei Texten, die im Präsens stehen. Beispiel: Ich weiß, wie man das Gerät bedient, weil ich vorher die Gebrauchsanleitung gelesen habe. Heiner hat fleißig gespart und kauft sich heute ein neues Fahrrad. * übernimmt in der Alltagssprache oft die Funktion des Präteritums. Beispiel: Voriges Jahr ist unser Urgroßvater gestorben. Bis ins hohe Alter hat er jeden Tag die Zeitung gelesen.
Präteritum (=Imperfekt / Erzähl-Vergangenheit) * wird benutzt für alle Vorgänge, die in der Vergangenheit begonnen haben u n d auch in der Vergangenheit abgeschlossen worden sind. Beispiel: Der Mond verbarg sich hinter Wolken, ein Käutzchen schrie - da fiel ein Schuss. * ist die typische Tempusform für Erzählungen (Märchen, Kurzgeschichten, Romane etc.) Beispiel: Es war einmal eine wunderschöne Prinzessin. Die lebte in einem märchenhaften Schloß. /.../
Plusquamperfekt (vollendete Vergangenheit) wird benutzt, um vom Präteritum aus auf ein Ereignis hinzuweisen, das zeitlich vorher stattgefunden hat (Vorzeitigkeit bei Texten im Präteritum). Wenn ein Ereignis in der Präteritumsform dargestellt wird, und es soll auf ein anderes Ereignis, das zeitlich v o r h e r stattgefunden hat, verwiesen werden, müssen die Formen des Plusquamperfekts benutzt werden. Das Plusquamperfekt verdeutlicht also Vorzeitigkeit bei Texten, die im Präteritum stehen. Beispiel: Die Astronauten unternahmen heute einen Weltraumspaziergang, vorher hatten sie sich gründlich ausgeschlafen. Obwohl sie wochenlang fleißig geübt hatte, fiel sie durch die Prüfung.
Futur I (Zukunft) * macht deutlich, dass ein Ereignis in der Zukunft stattfindet. Beispiel: Wir werden einen wunderschönen Urlaub verbringen. Am Wochenende wird die Sonne wieder scheinen. Wenn Heiner das Regal selbst zusammenbaut, wird es wohl nicht lange halten. * macht deutlich, dass es sich um eine Vermutung oder Hoffnung handelt. Beispiel: Ich vermute, Peter wird gerade in der Fahrschule sein.
Ich hoffe, er wird seine Fahrprüfung bestehen.
* macht deutlich, dass es sich um eine Aufforderung oder ein Verbot handelt.
Beispiel: Du wirst jetzt sofort deinen Spinat aufessen!
Das wirst du sofort unterlassen!
* wird benutzt, um vom Präsens aus auf ein Ereignis hinzuweisen, das zeitlich s p ä t e r stattfinden wird (Nachzeitigkeit bei Texten im Präsens). Wenn ein Ereignis in der Präsensform dargestellt wird, und es soll auf ein anderes Ereignis, das zeitlich s p ä t e r stattfinden wird, verwiesen werden, müssen die Formen des Futur I benutzt werden. Das Futur I verdeutlicht also Nachzeitigkeit bei Texten, die im Präsens stehen.
Beispiel: Wenn du mich ganz lieb darum bittest, werde ich dir dein Lieblingsessen zubereiten.
Jessica ist eine gute Schülerin, und sie wird auch später im Beruf Erfolg haben.
Futur II (vollendete Zukunft)
* wird benutzt, um deutlich zu machen, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft
ein Ereignis bereits stattgefunden hat u n d beendet ist.
Beispiel: Morgen um diese Zeit werde ich meine Prüfung überstanden haben.
Bis Weihnachten wird das alles vergessen sein.
* wird benutzt, um eine Vermutung über Vergangenes (!) zum Ausdruck zu bringen.
Beispiel: Deine Verletzung wird schon nicht so schlimm gewesen sein.
Christiane wird eure Verabredung schon nicht vergessen haben.
* wird benutzt, um die Vorzeitigkeit bei einem Geschehen in der Zukunft zum Ausdruck zu bringen.
Beispiel: Wenn sie mich morgen um die gleiche Zeit noch einmal anrufen,
wird die Entscheidung über ihren Antrag bereits gefallen sein.