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Rübezahl:Grünmantel

时间:2022-08-22来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Rübezahl
In dem wüstesten und grauenvollsten Teile des Riesengebirges stand eine kleine Hütte, in der ein armer Köhler, namens Erdmann, mit seinem Sohne Konrad lebte. Konrad war ein hübscher, lebhafter und sehr gutartiger Knabe, dessen liebste Beschäftigung es war, in den Feierstunden — denn er mußte seinem Vater fleißig arbeiten helfen, obgleich er kaum elf Jahre alt war, — durch das Gebirge zu streifen, das am meisten verrufen war, weil man glaubte, daß Rübezahl dort sein Wesen treibe. Aber gerade an diesem Platze spielte er mit seinen Schulkameraden am liebsten, und es vergnügte sie am meisten, mit kleinen Steinen und Blechmarken Anschlag zu werfen.
Seit einiger Zeit fanden die Knaben, wenn sie dies ihr Lieblingsspiel trieben, kleine Silberpfennige im Sande, was jedoch keinem von ihnen befremdlich war, da sie den Wert dieser Münzen nicht kannten und daher nie daran dachten, danach zu suchen. Spielte der Zufall einem oder dem andern einen solchen glänzenden Pfennig zu, so war’s allemal eine laute Freude; doch waren die Kinder noch alle in dem glücklichen Alter, wo Habsucht oder unnütze Grübeleien ihrer Seele fremd waren; und so dachten sie auch nicht weiter über den Zusammenhang nach, als sich zuletzt bei ihren Spielen auch ein fremder Mann einfand, den sie, seiner Kleidung wegen, den Grünmantel nannten. —
Grünmantel schien ein Freund der Kinder zu sein, er teilte ihre Spiele oder lehrte sie auch ganz neue. Immer fand er die meisten Silberpfennige und verteilte sie unter die Knaben, so daß diese ihn bald recht lieb gewannen, und gern gewußt hätten, woher er komme und gehe; denn er verschwand jedesmal spurlos und stand auch immer ebenso unvorhergesehen mitten unter ihnen. Da er aber diese Fragen nicht beantwortete, wurden sie ebenso rasch von den kleinen Burschen wieder vergessen.
Zuweilen aber maßte sich ihr unbekannter Spielgefährte das Richteramt über sie an, wenn kleine Streitigkeiten zwischen ihnen vorkamen, und wer im Unrecht war, der konnte sich immer darauf gefaßt machen, einige derbe Hiebe von dem Grünmantel zu bekommen, ohne das dieser ein Wort dabei sprach. Oft verjagte er die ganze Knabenschar bis auf Konrad, für den er ein ganz besonderes Wohlwollen zeigte; er nahm alsdann diesen bei der Hand und führte ihn zwischen Klippen und Felsen zu überraschenden Punkten hin, zeigte ihm auch goldene Münzen im Sande, mit denen Konrad auch gern spielte, sie aber achtlos wieder verlor. Die vielen Wunderlichkeiten des Grünmantels verscheuchten nach und nach die kleinen Burschen von ihrem Spielplatze, und nur Konrad ließ sich nicht abhalten, immer wieder dahin zurückzukehren.
Es war auch nicht einsam dort, denn nun fehlte der Grünmantel selten und fing jetzt an mit dem Knaben zu sprechen, was er nie zuvor getan hatte. Er wußte allerlei hübsche Geschichten zu erzählen und beschenkte seinen kleinen Freund oft mit Goldstücken, wogegen er sich das Versprechen der tiefsten Verschwiegenheit über alles dies geben ließ.
Konrad dachte: dabei kann ja nichts Unrechtes sein, und versprach dem Grünmantel mit Hand und Mund, er wolle es nie einem Menschen sagen, daß er mit ihm zusammentreffe und so schönes Spielzeug von ihm bekomme. Und er hielt auch treulich Wort, denn er fürchtete, seinen lieben Spielgefährten sonst zu verlieren. So verging Sommer und Herbst in Lust und Freude; allein nun kam der Winter, und der tiefe Schnee verwehrte dem Knaben, seinen Freund auf dem Berge zu besuchen.
In dieser Zeit erkrankte auch Konrads Vater, und der Schäfer des Dorfes gab wenig Hoffnung, daß es mit ihm noch einmal besser werden würde. Einen Arzt anzunehmen, war Erdmann zu arm, und so wankte er denn seinem frühen Grabe zu. Natürlich war an Verdienst nicht mehr zu denken, und es fehlte oft selbst an den schmalen Bissen, die Vater und Sohn zu ihrem Unterhalte bedurften. Wie leicht hätte Konrad aller Not ein Ende machen können, wenn er den Wert seiner goldenen Spielpfennige gekannt hätte und vor seinem Vater keine Heimlichkeiten gehabt hätte.
So mußte, als alles andere verzehrt war, auch noch die Ziege verkauft werden, die Konrad so lieb hatte; wie traurig war der arme Knabe, als er sie am Strick nach dem nächsten Dorfe führen mußte, um sie dort zu verkaufen. Da begegnete ihm ein alter Mann, der ein Gespräch mit ihm anfing, und als er hörte, daß Konrad die Ziege verkaufen wollte, gab er ihm ein Goldstück dafür und wollte mit der Ziege seines Weges ziehen. Als aber der Knabe das Goldstück in der Hand hielt, schüttelte er den Kopf und sagte: „Guter Mann, solcher blanken Dinger habe ich viele zu Hause, dafür kann man aber nichts kaufen, die sind nur zum Spielen. Nehmt es also nur wieder zurück und gebt mir Silbergeld dafür.“
„Kleiner Tor!“ lachte der Mann, „mache einmal die Probe, was mehr gilt; hier hast du einen Silbergroschen und hier das Goldstück, lauf’ ins Dorf und siehe, wofür du das meiste Brot bekommen wirst. Ich will hier auf dich warten.“
Konrad gehorchte, ließ seine Ziege dem Fremden und ging ins Dorf zu einem Manne, der ehrlich genug war, ihn mit dem vollen Werte des Goldstückes bekannt zu machen und ihm nun allerlei Bedürfnisse für das Haus einkaufen zu helfen Damit kehrte Konrad wohlbehalten zurück, fand aber den fremden alten Mann nicht mehr wieder und eilte nun zu seinem Vater.
An der Schwelle des Hauses sprang ihm seine liebe Ziege lustig entgegen. „Ein Fremder,“ sagte der Vater, „hat sie mir heimgebracht; er habe sie im Walde gefunden, sagte er.“ Darüber erstaunte Konrad nicht wenig und erzählte nun auch sein Abenteuer mit dem fremden, alten Manne. Von dem übrigen Gelde und den eingekauften Lebensmitteln konnten nun Vater und Sohn länger als eine Woche zehren und dankten Gott dafür, daß er ihnen eine so wunderbare Hilfe geschickt hatte.
Aber die nahrhaftere Kost, die Konrad für den Kranken herbeigeschafft hatte, schadete diesem und mehrte seinen Fieberzustand so sehr, daß es schien, als, sei sein Tod nahe. Es kamen nun einige seiner Bekannten aus dem Dorfe, um ihm in den letzten Augenblicken beizustehen; darunter war auch der Mann, welcher dem kleinen Konrad das Goldstück eingewechselt hatte. Der sagte zu dem weinenden Knaben: „Gehe hinaus in die frische Luft, dein Vater wird schon wieder gesund werden, und wenn nicht, will ich dein Vater sein!“
Traurig ging Konrad hinaus und richtete seinen Fuß nach dem bekannten Berge, wo er sonst so oft seinen lieben Grünmantel getroffen hatte. Es lag noch Schnee an einzelnen Stellen des Berges, während unten im Tale schon voller Frühling war. Für alle Schönheiten der Natur aber hatte der betrübte Knabe jetzt kein Auge, er legte sich in das weiche Moos und weinte still. Tief unter ihm brauste der Sturzbach, und das Gesträuch hatte eine grüne Färbung angenommen von den aufschwellenden Knospen.
„Worüber weinst du denn so sehr?“ sprach eine bekannte Stimme hinter ihm, und Konrad schlug freudig überrascht seine geschwollenen Augen zu der Gestalt seines Freundes Grünmantel empor. „Steh auf!“ sagte dieser, „und erzähle mir dein Leid, vielleicht kann ich helfen!“
„Ach!“ antwortete der Knabe schluchzend, „hier ist alles so schön und drunten in unserer Hütte ist es gar so traurig. Mein lieber Vater stirbt, und ich bin dann verlassen und allein in der Welt.“ —
„Sieh einmal diesen wilden Rosenbusch an,“ sagte Grünmantel, „wie ihn der Frühling wieder frisch und grün gemacht hat, so daß schon hin und wieder die ersten Blüten aufbrechen. Und nun denke daran, wie dürr und kahl er im Herbste stand, so daß du glaubtest, er könne nie wieder blühen. — Sammle das frische Laub von diesem Strauche und bestreue deines Vaters Lager damit, vielleicht, daß die gesunkenen Kräfte sich noch einmal dadurch stärken lassen. Aber eile, denn die Zeit ist kurz!“
Konrad nahm sich kaum Zeit, dem Grünmantel zu danken, er füllte seine Mütze ganz mit Rosenlaub und trug davon soviel in den Händen, als er fortbringen konnte. Eilig lief er damit den Berg hinab, der Hütte zu, und überstreute das Bett des Kranken mit dem duftenden Laube. Davon schlug der Vater die Augen auf und drückte dem Knaben schwach die Hand, aus Freude über den stärkenden Geruch. Und sichtbar ging eine Veränderung mit ihm vor, die alle in Staunen setzte. Schon am dritten Tage konnte er, auf Konrad und den Nachbar gestützt, das Bett verlassen und sich vor die Hütte in den milden Sonnenschein setzen. „Wie ist doch so großes Wunder an mir geschehen, der ich schon zu sterben meinte?“ fragte er freudig.
„Darum müßt ihr den Konrad befragen,“ antwortete der Nachbar.
„Nun,“ sagte dieser unbefangen, „vielleicht hat euch das junge Laub geholfen, was ich auf euer Lager gestreut habe.“
„Wie bist du denn zu dieser Wunderarzenei gekommen, mein Sohn?“
Konrad schwieg verlegen; — er dachte an das Versprechen, gegen niemand sein Geheimnis mit dem Grünmantel verraten zu wollen. Und lügen hatte er, gottlob! nicht gelernt.
„Er wird das Rosenlaub wohl auch daher haben, von wo er seine Ziege wiederbekommen hat,“ sagte der Nachbar spottend.
„Gewiß, ich habe den fremden Mann, dem ich die Ziege verkaufte, nicht gekannt,“ rief Konrad lebhaft, „und habe ihn weder zuvor, noch später gesehen!“
„Um so besser,“ fuhr der Nachbar mit höhnischer Miene fort, „wirst du den kennen, der dir den hübschen Vorrat von Goldstücken gab, die du so heimlich in deine Kammer versteckt hast!“ —
„Wie, mein Kind! Du hättest Gold gehabt und deinen Vater doch so lange Not leiden lassen?“ fragte Erdmann vorwurfsvoll.
„Vater, man kann ja damit nur spielen,“ flüsterte Konrad schüchtern. „Aber ich will dir alles erzählen!“
Und nun teilte ihm der Knabe in voller Wahrheit alles mit, obgleich er es nicht ohne geheimen Widerwillen tat, weil sein Freund Grünmantel es ihm ja verboten hatte.
„Das ist niemand anders gewesen, als der Herr des Riesengebirges, der gefürchtete Rübezahl,“ sagte Erdmann freudig, „er hat unserer Not nun auf immer ein Ende gemacht. Da er aber die Übertretung seiner Gebote oft streng zu bestrafen pflegt, wollen wir eilen, aus seinem Gebiete zu kommen.“
Und nun holten sie die Goldstücke aus der Hütte, packten ihre wenigen Habseligkeiten zusammen und zogen in eine andere Gegend Schlesiens fort, um vor der Rache des Berggeistes sicher zu sein; dort kaufte Erdmann ein hübsches Häuschen und erzog Konrad zu einem braven, fleißigen Menschen, dem es stets wohl erging. Oft dachte dieser noch in den spätesten Jahren seines Lebens mit dankbarem Herzen an seinen lieben Gespielen Grünmantel. 
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