Es war Ende Dezember - wie an jeder anderen Weihnachtsgeschichte auch -, genauer gesagt war es der 24. Dezember. Da ich noch nicht zu irgendwem eingeladen wurde, bekam ich langsam Angst, dass ich ausgerechnet an Weihnachten alleine feiern müsste. Mir erschien es unhöflich, jemanden zu fragen, ob er mich nicht zu seiner Feier kommen lassen wolle und da meine Wohnung so leer war wie mein Konto, bestätigte sich meine nicht nur Furcht, sondern es kam sogar noch schlimmer: Ich musste arbeiten, da ich absolut kein Geld mehr hatte und unter anderem die Stromrechnung bezahlen musste. Also stand ich an Heiligabend an meinem beschissenen Weihnachtstand und sah den vorbeilaufenden Ehepaaren mit ihren beschissenen - und vor allem gaffenden - Kindern dabei zu wie sie das Fest der Liebe feierten und dabei von ihrer Nächstenliebe und Warmherzigkeit fast erstickten. Es wurden Liter von Glühwein ausgegeben - sogar an die Kinder, denn es war ja Weihnachten - und Gott saß bestimmt gerade mit einer leuchtenden Weihnachtsmannmütze auf einer Wolke und trank Kinderpunsch zusammen mit dem Weihnachtsmann, der vor lauter Freude, dass die Menschheit so schön feiern konnte eine ganz rote Nase hatte. Das alles machte mich tierisch wütend, da ich erst jetzt begriff wieso es Menschen wie mir - die auch ich, als ich noch ein Kind war, immer angegafft habe - nicht Hilft wenn man sie mitleidig ansieht oder für sie betet. Die kleinen Kinder von meinen Kunden gafften auch weiter, da ich aus finanziellen Gründen nicht in die Weihnachtswelt passte. Durch meine Anwesenheit fühlte sich die Familie in ihrer Harmonie gekränkt und konnten mir nicht in die Augen schauen, da sie wussten, dass sie sich beschissen benahmen. "Warum guckt der Mann so traurig?", fragte schließlich eines der beiden Satansbraten seine dickliche und geschminkte Oma, die ihm darauf hin eine Antwort voller klebriger Liebe und pappigem Mitgefühl gab als ob sie einen Eimer Kinderpunsch über sie gegossen hätte. "Er ist halt so traurig weil er noch arbeiten muss. Aber er freut sich dann bestimmt schon auf seine Familie." Ich hielt dieses Geschwafel nicht mehr aus und antwortete: "Ja ganz bestimmt sogar, denn auch ich habe eine dicke Oma und zwei kleine Satansbraten als Kinder und wisst ihr was ich gleich machen werde" Ich werde mit ihnen einen Spaziergang durch den Weihnachtsmarkt machen, Punsch trinken und mich in meiner erlogenen Freude wälzen, wie alle anderen auch!" Daraufhin verließen mich meine Gäste und waren zutiefst empört was denn nun in mich gefahren sei, denn es war schon ein starkes Stück harmlose Passanten so anzufahren und ihnen ihre mühselig aufgebaute heile Welt zu zerstören. Als die Familie endlich weg war tat es mir ein bisschen leid, da ich sehr unhöflich war. Aber eben nur ein bisschen.
Um 12 Uhr Nachts schloss ich den Stand ab und wollte zurück in meine Wohnung. Ich blieb jedoch an einem Schaufenster hängen wo geschrieben stand: "Weihnachten - Bei uns das ganze Jahr über !!!!", über das ich mich tierisch aufregte, weil ich wirklich genug Weihnachten hatte, dass es schon für das nächste Jahr reichen würde. Haben wir es wirklich so nötig, dass wir uns einmal im Jahr in eine künstliche Freudenphase versetzten müssen und alle tierisch bemitleiden die das nicht können? Das Schlimme an Weihnachten ist, dass es seit 2000 Jahren versucht die Welt und ihre Bewohner zu mehr Nächstenliebe zu bewegen, aber bis jetzt nur erreicht hat, dass die Läden auch nach dem 24. Geöffnet haben.
"Weihnachten - Bei uns das ganze Jahr über!!!" Der Slogan kotzte mich an, denn es reicht ja nun wirklich an einem Tag im Jahr so frei und emotionell zu sein wie die Familie, die ich am Weihnachtsmarkt getroffen hatte, man muss es ja nicht immer übertreiben. Das war dann auch der Grund warum ich den letzten Bus, der mich zu meinen Freunden in meine Wohnung bringen sollte verpasste, dorthin, wo der Weihnachtsbau hell und herrlich über meine große Krippe wachte und mein Punsch fröhlich darauf wartete getrunken zu werden. Mein Braten ruhte sanft im Backrohr und meine Geschenke standen noch unausgepackt unter dem Baum neben Josef, Jesus, dem Esel, Maria, der Kuh und ein paar Bauern und Schafe. In Wirklichkeit hatte ich natürlich keinen Baum und auch keine Krippe. Aber ich war irgendwie froh, dass ich anscheinend der einzige in meiner Stadt war der sich nicht vor lauter gespielter Liebe selbst belog. Ich wusste, dass ich in meiner dunklen Wohnung sitzen würde und lesen würde, solange bis ich dann zu müde sein würde und mich schlafen legen würde. Dann würde ich bestimmt davon träumen Weihnachten richtig zu feiern. Aber eben nur im Traum.
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