Dämmerung senkte sich über das Dorf. Die Jungen auf der Wiese stoben auseinander und rannten winkend und johlend auf die hell erleuchteten Häuser zu. Nur Detlef blieb zurück. Sein Blick folgte Markus, der den Fußball über seinem Kopf schwenkte. Markus lief auf die Hofeinfahrt zu und tauchte kurz darauf in den Schatten des Fachwerkhauses seiner Eltern ein.
Seufzend bohrte Detlef die rechte Schuhspitze ins Gras. Die Worte seiner Mutter gingen ihm durch den Kopf. "Nein, Detlef", hatte sie ihm am Morgen zum wiederholten Male gesagt. "Ich kann dir nicht versprechen, dass der Weihnachtsmann dir einen Fußball bringt. Es ist besser, du versteifst dich nicht zu sehr darauf. Sieh mal … du bist doch noch viel zu klein mit deinen sechs Jahren. Die anderen Jungen nehmen dir den Ball nur weg … und dann bist du traurig. Und was ist, wenn sie ihn kaputt machen?"
"Ich passe ganz doll auf", hatte er geantwortet, aber seine Mutter seufzte nur und schüttelte den Kopf.
"Keinen Ball werde ich bekommen", dachte Detlef und zog den Schnupfen hoch, dann drehte er sich langsam um und trottete durch das zertrampelte Gras auf das helle Fenster des Bauernhauses zu, das ihm vom anderen Ende der Wiese aus zuzurufen schien. Ein Windstoß trieb ihm Kälte in den Rücken. Detlef hob die Nase und schnupperte. In der Luft lag der Geruch von Schnee. Er schob seine Hände in die Jackentaschen und fühlte die kühle Glätte seiner gesammelten Kieselsteine, das Weiche eines zerknüllten Taschentuchs und die rauen Rillen eines rostigen Nagels. Den hatte er erst am Nachmittag auf der Dorfstraße gefunden. Detlef sog die Luft tief ein und seufzte erneut. Sein Fuß stieß gegen einen Stein. Er stolperte. Sein Oberkörper schwankte gefährlich. Erst im letzten Moment gelang es ihm, sich wieder zu fangen.
"Blöder Stein!", schimpfte er. Er holte mit dem rechten Fuß aus und trat mit voller Wucht dagegen.
Der Stein flog hoch, beschrieb einen Bogen und verschwand hinter den hohen Gräsern, die am Rande eines Grabens wuchsen.
"Aua!"
Detlef zuckte zusammen und blieb wie zur Säule erstarrt stehen. Langsam zog er seine Hände aus den Taschen, schlich gebückt auf den Graben zu und spähte über den Rand. Auf der feuchten Erde saß ein dünner Mann und paffte eine dicke Pfeife. Seine Arme und knochigen Hände lugten aus viel zu kurzen Ärmeln einer schmutziggrauen Jacke. An vielen Stellen konnte Detlef Flicken erkennen. Auch die Hose des Mannes war zu kurz, dazu mit Löchern und Rissen übersät. Die Beine des Mannes waren schwarz vor Dreck.
Detlef rümpfte die Nase, als er den Geruch des Tabaks wahrnahm. "Pfui, es stinkt wie Hölle und Ziegendreck", dachte er und trat einen Schritt zurück. "Aber was für eine wunderbare Pfeife er hat. So eine habe ich noch nie gesehen."
Der Fremde sah auf und zwinkerte ihm mit einem Auge zu.
"Du hast aber eine merkwürdige Pfeife", sagte Detlef und legte den Kopf schief. "Darf ich mir die mal ansehen?"
"Höh, höh, du Knirps", kicherte der Fremde. "Fragst mich einfach, ob du dir meine Pfeife ansehen kannst. Weißt du eigentlich, wer ich bin?"
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