Vor ewigen Zeiten lebte im Siebengebirge einmal ein stolzer Drache, den die Bewohner dieses Landstrichs über alle Maßen verehrten. Noch nie hatten diese Menschen von Jesus oder Gott gehört, sie waren Heiden und brachten diesem Drachen sogar Menschenopfer.
In der Regel nahmen sie dazu keine Bewohner des Siebengebirges, sondern Menschen, die sie im Krieg gefangen genommen hatten. Eines Tages war die Zeit wieder einmal für ein Menschenopfer gekommen. Da trug es sich zu, dass die Soldaten aus dem Siebengebirge als Kriegsbeute eine schöne Jungfrau mit nach Hause gebracht hatten.
Um die war nun ein Streit zwischen zwei Anführern entbrannt und um diesen zu schlichten, beschloss man kurzerhand, die Jungfrau dem Drachen zu opfern. Als die junge Frau zu diesem schrecklichen Ungeheuer geführt wurde, trug sie ein weißes Kleid und einen Blumenkranz im Haar. Sie sah wunderschön aus und dem Volk, das sich zu dieser Opferung eingefunden hatte, tat sie schon fast Leid. Aber das Schicksal hatte es so beschlossen, die junge Frau musste sterben.
Eigentlich hätte man nun meinen können, dass die Jungfrau im Angesicht ihres Schicksals hätte verzweifelt sein müssen. Aber diesen Eindruck machte sie nun ganz und gar nicht. Sie stand ganz ruhig auf dem Felsen, auf den man sie geführt und auf dem der Eingang zur Höhle des Drachen lag, und schaute mit frommem Blick zum Himmel.
Kaum war die Sonne ganz aufgegangen und hatte den Drachen wach gekitzelt, da erschien das mächtige und gefürchtete Tier auch schon im Eingang seiner Höhle. Voller Vorfreude auf ein gesegnetes Mahl betrachtete er die Jungfrau. Doch die blieb weiterhin ganz ruhig und ließ keine Angst erkennen. Ganz langsam zog sie ein Kreuz mit einem Bild von Jesus Christus aus der Tasche ihres Kleides und hielt es dem Ungeheuer entgegen.
Und womit keiner gerechnet hatte, geschah: Der Drache bebte und zürnte und stürzte sich schließlich mit einem fürchterlichen Schrei vom Felsen in die Tiefe. So etwas hatte noch kein Bewohner des Siebengebirges je gesehen. Nun wollten natürlich alle wissen, um welches „Zaubermittel“ es sich handelte, mit dem die schöne Jungfrau den Drachen besiegt hatte.
Die erzählte nun gerne von Jesus, Gott und dem Christentum und die Bewohner des Siebengebirges waren so begeistert, dass sie die junge Frau baten, zu ihrem eigenen Volk zurückzukehren, um dann einen Priester zu schicken, der ihnen noch mehr von all diesen Wundern erzählten könnte.
Und so geschah es, dass das Christentum auch in die Gegend um das Siebengebirge einzog. An der Drachenhöhle wurde später eine Kapelle errichtet. Und der Drache? Der wurde niemals mehr gesehen.
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