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Ein Morgen im Zug, Schönheitsoperationen, attraktiver Mann

时间:2014-05-05来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Morgen Zug Mann
Guten Morgen, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, herzlich willkommen zur Sendung "Typisch Helene". Heute ist der 6. Mai, und ja, ich bin wieder einmal unterwegs. Ich sitze im Zug nach Bern und warte sehnsüchtig [1] auf den Kaffeewagen. Ich war heute Morgen so spät dran, dass ich keine Zeit hatte, mich zu schminken, zu frühstücken oder gar gemütlich Kaffee zu trinken. Aber darüber reden wir nun gleich, also, nicht über meine ungeschminkten Augen, sondern über meine morgendliche Zugreise. Dann erzähle ich Ihnen von einer Freundin, die sich ihre Nase operieren liess, und zum Schluss verrate ich Ihnen noch, was einen Mann attraktiv macht. 
 
 
Ich mache etwas falsch, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer. Ich bin seit Jahren nicht mehr langsam und gemütlich auf den Zug gegangen. Ich hatte seit Jahren nicht genug Zeit, um mir am Kiosk eine Zeitung, am Imbiss-Stand einen schönen Kaffee und ein knuspriges Brötchen zu kaufen. Nein. Ich renne jedes Mal mit meiner schweren Schultertasche und meiner noch schwereren Laptoptasche auf den Bahnhof und springe in letzter Minute auf den Zug [2] - dann, wenn der Kondukteur schon zur Abfahrt winkt. Ok, ich stehe wahrscheinlich immer zu spät auf oder gehe zu spät von der Redaktion weg, das könnte ich in Zukunft natürlich einfach ändern. Aber irgendwie geht es einfach nicht anders. Ich glaube, das "Auf den Bahnhof rennen" gehört zu mir wie mein rollendes "R". Es würde mir auch nie in den Sinn kommen, statt den Zug das Auto zu nehmen. Erstens, weil ich keines habe, zweitens, weil ich Zugfahren liebe. Ich suche mir immer einen Platz am Fenster, verstaue [3] alle meine Jacken und Taschen und geniesse den Moment, wenn der Zug langsam losfährt und aus dem Bahnhof rollt. Ich liebe es, die Gleise [4] anzusehen und mir zu überlegen, wohin sie führen. Nach Paris? Rom? Amsterdam? Oder ins Tessin? Und ich liebe es, wenn der Zug schneller und immer schneller wird, und die Landschaft an mir vorbeigleitet wie ein Film. Natürlich schaue ich auch die Menschen um mich herum genau an und überlege mir, was für ein Leben sie führen, was sie freut oder was ihnen Angst macht. 
 
An diesem Morgen, auf meiner Fahrt nach Bern, sitzt ein gut aussehender, älterer Mann mit britischem Akzent vor mir. Er studiert Dokumente der Fachhochschule Luzern. Ob er wohl ein Dozent ist? Oder vielleicht ein Student? Im Abteil neben mir sitzen zwei junge Frauen mit Kopfhörern und schreiben SMS. Wem sie wohl schreiben? Hinter mit sitzt eine Gruppe von Wanderern. Sie lachen und reden laut und erzählen einander Witze [5]. Ich finde Witze doof, aber die Leute sind so gut gelaunt, dass mich ihre gute Laune ansteckt [6]. Der Mann mit dem britischen Akzent erzählt mir, dass er Maschinenbauingenieur ist und letzte Woche pensioniert worden ist. Er will aber gerne weiter arbeiten und sucht nun eine Stelle als Dozent. Die beiden jungen Frauen schreiben noch immer SMS und packen ihre Frühstücksbrote aus. Die Wander-Gruppe beginnt zu singen. Eigentlich schrecklich, aber es passt zu einem Morgen im Zug nach Bern. Wenn dann endlich der Kaffeewagen kommt, werde ich die Fahrt noch mehr geniessen können. Vielleicht werde ich dann die Wanderer sogar fragen, wohin sie wandern gehen, und mich bei dem Mann mit dem britischen Akzent erkundigen, ob es nicht traurig ist, pensioniert zu sein. Und immer wenn ich Zug gefahren bin, habe ich Lust, über meine Zeit im Zug zu schreiben. Denn eine Zugfahrt ist stets ein Stück Alltag, den Menschen miteinander teilen, die einander meisten völlig fremd sind.
 
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Kennen Sie diese Gedanken, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer? Haben Sie auch schon mal etwas an sich verändern wollen? Ich überlege mir nämlich ab und zu, was ich so alles an mir verbessern könnte. Meine Nase, zum Beispiel, die finde ich zu dick, sie sieht aus wie eine Kartoffel. Zudem stört mich meine Stirnfalte. Ich finde, die macht mich so streng. Die würde ich manchmal am liebsten mit Botox wegspritzen lassen. Und meine Oberarme, na ja, ich wünschte mir, die wären schlanker. Ich glaube nicht, dass es irgend jemanden gibt, der noch nie mit dem Gedanken gespielt hat [7], etwas an sich zu verändern. Sei es mit Crèmes, Spritzen oder durch eine Operation. Laut Statistik würden in der Schweiz etwa 70 Prozent der Frauen zwar nie eine Schönheitsoperation machen, aber die meisten haben schon einmal darüber nachgedacht. Dazu gehöre auch ich: Ich würde mich wohl nie ohne sehr guten Grund unters Messer legen [8]. Denn ich habe viel zu viel Respekt vor einer Operation. Ich war vor bald einem Jahr für eine Reportage dabei, als eine 47jährige Frau ein Face-Lifting machen liess. Die Operation dauerte drei Stunden, die Patientin war in Vollnarkose [9], und ich war sehr beeindruckt von der Arbeit des Chirurgen. Danach sah sie, ehrlich gesagt, genauso aus wie vorher. Ich, auf jeden Fall, sah keinen grossen Unterschied. Aber es würde ein Jahr dauern, bis die Nerven im Gesicht nachgewachsen sind, und die Patientin ihr Gesicht wieder richtig spürt. Vielleicht wird sie gewisse Stellen gar nie mehr richtig spüren. 
 
Und Botox? Botox oder Botolinumtoxin ist ein Gift, das ein deutscher Arzt vor knapp 200 Jahren in Wurstkonserven entdeckt hatte, die schlecht geworden waren. Damals sind viele Menschen erstickt [10], nachdem sie solche Wurstwaren gegessen hatten. Der Arzt fand heraus, dass das Gift in den Würsten die Atemmuskulatur lähmte [11], und dass die Menschen deshalb gestorben waren. Das gleiche Gift wird, natürlich sehr stark verdünnt, seit 30 Jahren in der Neurologie angewendet: Bei Patienten mit Spasmen lähmt Botox die Muskeln, so dass die Zuckungen für einige Monate aufhören. Botox lähmt aber auch die Mimikmuskeln, so dass die Falten für einige Zeit verschwinden. Deshalb ist das Wurstgift auch zu einem ganz grossen Geschäft in der Kosmetikindustrie geworden. Frauen (und auch Männer) gehen zum Botox-Spritzen wie zum Friseur. Und Patientinnen wie Ärzte sagen, Botox sei harmlos. Aber wer garantiert mir, dass Botox nicht doch Nebenwirkungen hat? Und will ich denn wirklich Wurstgift in meiner Stirn? Nein danke! 
 
Den besten Beweis dafür, dass eine Schönheitsoperation kontraproduktiv sein kann, lieferte mir Susanne, eine gute Freundin von mir. Susanne ist Iranerin, hat dicke, schwarze Haare - und hatte eine faszinierende Nase. Die Nase war kräftig und ziemlich stark gebogen, was Susannes Gesicht dramatisch schön machte. Letzte Woche traf ich Susanne zum Brunch, und ich sah sofort, dass etwas anders war. Susanne lächelte stolz: "Ich habe mir meine Nase operieren lassen", sagte sie  und zeigte mir ihr Profil. Tatsächlich: Aus der stolzen Nase war ein nettes, glattes Näschen geworden. Ich schluckte. "Susanne! Warum hast du das bloss getan? Deine schöne Nase!", rief ich. "Die hat mich so gestört", sagte sie. "Ich bin so froh, dass ich es gemacht habe!" Sie sah so glücklich aus, dass ich nichts mehr sagen wollte. Aber ich war traurig. Susanne war immer noch eine sehr schöne Frau, aber ihr Gesicht hat ihren starken Charakter verloren. Es ist ganz normal geworden. 
 
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Und zum Schluss noch dies, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer: Immer wenn meine Freundinnen und ich zusammen sind, reden wir zuerst über den neusten Klatsch bei der Arbeit, über die weltpolitische Situation - und über Männer. Mit Klatsch und Politik sind wir jeweils schnell fertig. Über Männer reden wir dann aber den ganzen Abend lang. Das letzte Mal diskutierten wir darüber, was einen Mann attraktiv macht. "Er muss intelligent sein und Witz haben", sagte Hanna. "Er muss mindestens drei Sprachen beherrschen und gerne reisen", sagte Susanne. "Und: Er muss mit meinem Humor umgehen können." - "Er muss ein guter Liebhaber sein und ebenso gut kochen können", sagte Heidi. "Er muss sportlich sein, aber nicht zu sportlich. Ich will nicht jedes Wochenende Klettern, Joggen oder Velofahren gehen", sagte Karin. "Er muss schöne, kraftvolle Unterarme haben und gut riechen", sagte ich. "Er muss sich Kinder wünschen und ein guter Vater sein. Aber er darf ja keine Pantoffeln tragen", sagte Brigitte. "Er muss einen knackigen Hintern haben", sagte Sabine. "Er muss mit mir durch den Dschungel aber auch an einen Ball gehen und Walzer tanzen können", sagte Ruth. "Er muss an Kunst und Kultur interessiert sein", sagte Carmen. "Er muss mir treu sein", sagte Sibylle, "und so gerne essen wie ich." Plötzlich schauten alle auf Tina. Sie hatte bis jetzt gar nichts gesagt. Tina kicherte [12]. "Ich bin jetzt soweit", sagte sie, "dass er nicht mehr unbedingt blond sein muss. Er darf auch braune Haare haben."
 
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Mit diesen Wünschen sind wir am Ende unserer Sendung angelangt, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer. Ich hoffe, sie hat Ihnen Spass gemacht. Ich freue mich, wenn Sie am 20. Mai wieder auf www.podclub.ch mit dabei sind. Dann geht's um den Stau am Gotthard und was Frauen für Männer besonders attraktiv macht. Ich wünsche Ihnen einen schöne Zeit. Bis bald. Auf Wiederhören!
 
 
[1] sehnsüchtig: sich sehnen nach etwas
[2] auf den Zug springen: in den letzten Minuten in den Zug einsteigen
[3] verstauen: versorgen
[4] das Gleis: Schiene, auf der der Zug fährt
[5] der Witz: lustige Geschichte mit einer Pointe
[6] anstecken: sich übertragen auf
[7] mit dem Gedanken spielen: sich überlegen
[8] unters Messer legen: sich operieren lassen
[9] die Vollnarkose: totale Betäubung 
[10] ersticken: sterben, weil man keine Luft mehr bekommt
[11] lähmen: bewegungslos machen
[12] kichern: eine Form vom Lachen 
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