Dirty Dancing ist mehr als eine Romanze. Fans wissen das schon seit der Premiere. Doch jetzt gibt es Anzeichen, dass der Film mit der Wassermelone sogar das Zeug zum Zeitdokument hat! Autorin: Julia Zöller
Große Liebesgeschichten können mit kleinen Sätzen beginnen: "Ich habe eine Wassermelone getragen." Legendär banal, aber was soll sie auch sagen, die 17-jährige Baby, als der beste Tänzer von allen, den sie auf der Party minutenlang angestarrt hat, als der schließlich angesprungen kommt und "Wer is'n die da" in ihre Richtung zischt. Sagt Baby halt die Wahrheit. Der Wassermelonen-Satz aus Dirty Dancing hat es auf Plakate, T-Shirts und – besonders treffend - Einkaufstaschen geschafft. Die Szene ist ja auch lustig, wie überhaupt der ganze Film zugegeben immer noch Spaß macht. Dabei könnte er, mehr als 30 Jahre nach der Premiere am 21. August 1987, wie vieles andere aus der Zeit zum Weinen peinlich sein.
Sommerfilm ohne Meer und Strand
Das liegt natürlich an den grandiosen Tanzszenen und am Herzschmerz. Aber es hat auch damit zu tun, dass Dirty Dancing eine kleine Geschichte von einer Ferienliebe erzählt, die ausnahmsweise ohne das übliche Trio Meer, Strand, Sonnenuntergang auskommt. Genaugenommen spielen fast alle Filmszenen nur im "Kellerman’s", einer bieder-bürgerlichen Ferienanlage.
Im Film machen die Gäste von morgens bis abends alberne Gymnastik und Kreisspiele oder sind am Golfplatz. Es gibt Berge von Essen und beim Service viele junge Männer auf Brautschau. Ziemlich übertrieben alles, aber nicht erfunden. Die Drehbuchautorin Eleanor Bergstein hat selbst als Teenie die Sommerferien in solchen Hotels verbracht, die "Grossinger’s" oder "Pines" hießen. Weitläufige Resorts 100 Kilometer nördlich von Manhattan, in den waldigen Catskill-Mountains. Dort soll auch die Handlung von Dirty Dancing spielen. Das Essen in diesen Hotels ist koscher, die Gäste und Gastgeber meist jüdische Familien und Paare aus New York.
Jüdische Familien aus New York
Ursprünglich sind die Ferienanlagen in den Catskills aus der Not heraus entstanden. In den 1920er Jahren und auch später noch fanden Juden in der Gegend nur schwer ein Ferienquartier. Denn Antisemitismus war weit verbreitet. Also kaufen jüdische Unternehmer Farmen auf, und ziehen selbst ein Hotel-Business hoch, das stetig wächst.
Die Gäste wohnen, je nach Budget in Hütten mit Gemeinschaftsküche, oder dinieren – wie die Filmfamilie - bedient von Harvard-Studenten im Speisesaal. Abends: buntes Unterhaltungs-Programm. Der Regisseur Woody Allen erinnert sich angeblich mit Schaudern an einen Zauber-Auftritt mit 16, in einer Ferienanlage in den Catskills. Ein Schicksal, das er mit fast allen berühmten amerikanischen Comedians teilt: Jerry Lewis, Larry David oder Jerry Seinfeld, auch sie haben in den großen Catskill-Hotels an Sommergästen ihre Witze getestet.