Öl schien eine perfekte Energiequelle zu sein.. bis zur Ölkrise 1973… 1997 geht das erste Kraftwerk für erneuerbare Energien ans Netz. Es arbeitet mit der unbegrenzten Kraft der Sonne. Autorin: Christiane Neukirch
Es gab einmal eine Zeit, die hieß: die Sechzigerjahre. Damals entdeckten die Menschen den Wert des Friedens, sich selbst – und im Nahen Osten jede Menge Öl. Es sprudelte freundlich aus der Erde, die Vorräte schienen immens. Benzin kostete ein paar Groschen pro Liter, und die Menschen fuhren fröhlich und unbeschwert mit ihren Autos durch die Welt. Ohne Gurt und Tempolimit rauschten sie über nagelneue Straßen und Autobahnen. Viele bauten sich ein Haus auf dem Land und pendelten in die Stadt. Geheizt wurde das Haus mit Öl, das war billig und machte keine Arbeit.
Öl…aus!
Doch plötzlich bekam die heile Welt einen Riss. Die Gemeinschaft der ölfördernden Länder drehte den Ölhahn zu. Die Ölkrise von 1973 bot den gerade so richtig in Schwung gekommenen Wirtschaftswunder-Kindern einige Überraschungen. Zum Beispiel leere Autobahnen. Ein Sonntags-Fahrverbot sollte die Ölvorräte schonen – zur Freude einiger Kinder, die viel Platz zum Rollschuhfahren hatten, und zur Erleichterung revierwechselnder Kröten. An Werktagen durfte man fahren, aber mit maximal 100 km/h.
Die ausgebremsten Autofahrer hatten Schwierigkeiten, ihren Zeitplan einzuhalten; und die Bewohner der ölbeheizten Häuser mussten sich warm anziehen. Die Ölpreise stiegen um das Vierfache. Erstmals erfuhren die Menschen die Begrenztheit fossiler Brennstoffe am eigenen Leib.
Schön Sonne tanken!
Da hatten es die Bewohner südlicher Länder besser. Sie konnten sich von der Sonne durchwärmen lassen. Schon bevor Erdöl seinen Siegeszug als Energiequelle antrat, hatten Erfinder überlegt, wie man die Energie der Sonne nutzen könnte. Immerhin liefert der Stern vor unserer Haustür 50 Milliarden Kilowattstunden Energie pro Sekunde – so viel wie 150 Millionen Kernkraftwerke. Und das täglich gratis.
Im heißen Ägypten entwarf man schon 1913 eine Anlage, die mit Spiegeln Sonnenwärme bündeln, Dampf erzeugen und mit dessen Druck Wasserpumpen antreiben sollte. Doch es blieb bei einem Miniatur-Prototyp.
Dank der Ölkrise von 1973 wurde die Frage nach erneuerbaren Energien akut, allen voran nach Sonnenenergie. So entstand in den französischen Pyrenäen eine riesige Spiegelanlage, die die Sonnenstrahlen bündelt: das erste Solarkraftwerk der Welt. Am 25. Januar 1977 speiste es zum ersten Mal Strom ins öffentliche Netz.
Inzwischen hat die Sonnenergie auch in deutschen Haushalten Einzug gehalten: viele Privathäuser tragen Solarzellen auf dem Dach, die Energie nicht aus der Wärme gewinnen, sondern aus dem Licht. Einen Nachteil hat die Technik: sie ist schwer, benötigt viel Fläche – und verbraucht wertvolle Rohstoffe für die Bauteile. Es gibt also noch einiges zu tüfteln für die Erfinder, vor allem für Fahr- und Flugzeuge.