Manchmal muss man auch wissen, wenn es gut ist – oder die Konsequenzen tragen. Für den rebellischen Dichter Christian Schubart meinte das, vielleicht lebendig begraben, weil von der Obrikeit nicht mundtot zu kriegen. Autorin: Isabella Arcucci
Ein Querkopf wie Schubart würde wohl nie Ruhe geben, egal, wie man ihn bestrafte! "Donna Schmergelina" so hatte dieser politische Dichterschmierfink sie genannt! Franziska von Hohenheim kochte vor Wut. "Schmergelina" das kommt von "schmergeln", was im Ulmer Dialekt so viel bedeutet wie "nach ranzigem Fett stinken". Das tat Franziska nun ganz gewiss nicht! Sonst hätte sie Herzog Carl Eugen von Württemberg wohl kaum in sein Prunkbett geholt.
Ein Sonnenfürst, ein Dichter und ein Engel
Carl Eugen war ein absolutistischer Sonnenfürst des 18. Jahrhunderts, gab jede Woche zahlreiche Bälle, Opernaufführungen und Jagdpartien. Bezahlt wurde all das von seinen darbenden Untertanen. Franziska aber hatte ein Herz für die Armen und stellte klare Regeln auf. Wenn Carl Eugen des Nachts ihren rosigen Leib liebkosen wollte, musste er sich tagsüber als verantwortungsvoller Landesvater betragen. Vielen galt Franziska wegen ihres etwas mäßigenden Einflusses auf den Herzog und ihrer karitativen Projekte bald als "mildtätiger Engel". Aber Christian Friedrich Daniel Schubart war da ganz anderer Meinung. Der Künstler mit dem bulligen Gesicht hatte mehrere Jahre als Organist am Hofe Carl Eugens gedient. Er und Franziska konnten sich nicht leiden, dabei waren sie sich recht einig. Beide kritisierten Carl Eugen für seine Verschwendung, Franziska auf die liebevolle Art, Schubart auf die freche. Das Resultat: Franziska landete mit zahlreichen Privilegien in Carl Eugens Bett, Schubart ohne Organisten-Job auf der Straße. Von Ulm aus betätigte Schubart sich nun als Dichter und Journalist und brachte eine erfolgreiche, politische Zeitung heraus. Vor allem Herzog Carl Eugen bekam darin sein Fett weg, samt seiner Franziska, die Schubart feixend "Donna Schmergelina" nannte. Da platzte ihr der Kragen.
Rebellion bis ins Grab hinein
Am 23. Januar 1777 wurde Schubart durch eine List auf württembergisches Territorium gelockt – und verhaftet.