Residenz und Amtssitz des US-Präsidenten - doch der Ärger beim Bau war der gleiche wie bei jedem Bauherren. Autor: Thomas Grasberger
Menschen, die gerade ein Haus bauen, werden in ihrem Sozialverhalten mitunter etwas eigentümlich. Gespräche im Freundeskreis driften ins Monothematische ab; ganze Abende lang geht es nur um Risse im Putz oder um feuchtes Mauerwerk. Und nicht zu vergessen: die Dauerklage über Handwerker, die mal zu faul und mal zu teuer, in jedem Fall aber immer schwer zu bekommen sind. Und wenn man sie hat? Dann neigen sie zum Pfusch!
Pfusch am Bau
Wer jetzt meint, solche Klagen seien nur aus dem Mund kleinbürgerlicher Einfamilienhäusl-Leute zu vernehmen, der sieht sich getäuscht. Auch Palast-Bauherren haben gelegentlich mit solchen Problemen zu kämpfen. So soll Abigail Adams, die erste First Lady der USA, einst über das Weiße Haus bitterböse geschimpft haben: "Das dreckigste Loch, das ich je gesehen habe." Zugegeben, ein strenges Urteil über die amerikanische Präsidenten-Residenz; aber nicht ungerecht. Denn als die Adams-Family im Jahr 1800 einzog, da waren die Wände feucht und die Fenster undicht. Man musste rund um die Uhr heizen, sonst wär´s kaum auszuhalten gewesen. Dabei war das creme-weiße Schmuckstück doch gerade erst fertig worden. Nach einer Bauzeit von immerhin acht Jahren.
Bauherr des Amtssitzes war übrigens nicht John Adams, sondern sein Vorgänger im Amt, George Washington - der erste von insgesamt 44 US-Präsidenten, und der einzige, der nicht selbst einziehen musste ins Weiße Haus, weil er vor der Fertigstellung das Zeitliche segnete. Dafür hatte Washington aber die Ehre, am 13. Oktober 1792 den Grundstein an der Pennsylvania Avenue 1600 zu legen. Damit weihte er zugleich die neue Hauptstadt der USA ein, die fortan seinen Namen tragen sollte.
Washington wusste als erfahrener Grundstücksspekulant und Sklavenbesitzer, wo man am besten baut, und wer die Drecksarbeit zu machen hat. Für das internationale Flair sorgten aber vor allem die Europäer auf der Groß-Baustelle.
Ein Franzose namens Pierre L’Enfant wurde als Stadtplaner eingestellt; dieser Mann fürs Monumentale überwarf sich allerdings bald mit dem Bauherrn und musste jahrelang um sein Honorar streiten. Als Architekt des Weißen Hauses hatte man einen Iren namens James Hoban verpflichtet. Und auch das Material kam aus der Alten Welt: Sandstein aus Niedersachsen, Marmor aus Kroatien. Mit mäßigem Erfolg, wenn man der Präsidentengattin Adams glauben darf. Die Hütte war feucht, und es zog wie Hechtsuppe.
Aufmöbelung
Fast ist man also versucht zu sagen, es war ein Segen, dass britische Truppen das Weiße Haus 1814 in Schutt und Asche legten. So musste es nämlich komplett neu aufgebaut werden. Doch erst im Jahr 1833 wurde es dann richtig aufgemöbelt: mit Gasbeleuchtung, Fließendwasser, Zentralheizung und dem ersten Telefonanschluss des Landes. Die Nummer war leicht zu merken: Es war die Eins.