Es gibt keinen Welttag der Waschmaschine. Da die Welt aber einen braucht, sei hier einer vorgeschlagen: der 23. Februar. An einem solchen des Jahres 1767 wurde die "Rührflügelmaschine" erfunden. Autorin: Christiane Neukirch
Alles hat seinen Tag. Es gibt den Welttag des Buches, den Welt-Lepra-Tag, den Internationalen Tag des Baumes, des Bieres, des Kusses. Nur die Waschmaschine geht leer aus. Dabei hätte sie als Wohltäterin der Menschheit sehr wohl ihren eigenen Ehrentag verdient. An diesem Tag dürfte sie sich ausruhen, da sollten die Menschen einmal wieder die Wäsche so waschen, wie sie es taten, ehe sie maschinelle Hilfe bekamen - damit sie wüssten, was sie an ihr haben.
Waschen und wursten
Vor allem die Frauen konnten aufatmen, denn das harte Geschäft des Wäschewaschens war seit jeher ihre Aufgabe. „Wenn Frauen waschen und wursten, müssen Männer und Kinder hungern und dursten“, lautete ein gängiger Spruch. So aufwendig, zeit- und kräfteraubend war diese Arbeit, dass am Waschtag alles andere notgedrungen auf der Strecke blieb. Aus heutiger Sicht mag man sich fragen, weshalb denn die Männer und Kinder nicht in der Lage waren, sich an jenen Tagen wenigstens selbst ein Brot zu schmieren - aber das ist nicht hinreichend erforscht und führt an dieser Stelle zu weit.
Nur diejenigen Menschen, die den Vergleich noch kennen, können ermessen, welche Erleichterung die Waschmaschine gebracht hat. Wäsche rein, Knopfdruck - und um alles weitere kümmert sich der Apparat. Während er spült, schäumt, rotiert, hat der Mensch nun Zeit. Zeit zu lesen, die Katze zu kraulen, die Freundin zum Tee zu treffen, mit den Kindern zu spielen, Kalenderblätter zu schreiben.
Nun also zum längst fälligen Welt-Waschmaschinentag. Welcher käme dafür in Frage? Welche war die Geburtsstunde der Waschmaschine? Eben das ist schwer zu sagen: Sie wurde nicht an einem Tag erfunden. Von den ersten Hilfen zum Vollautomaten war es ein weiter Weg von zweieinhalb Jahrhunderten. Schon im Jahr 1691 meldeten die Briten ein Patent an; wie das Gerät aussah und funktionierte, ist jedoch nicht überliefert. Sehr wohl überliefert ist dagegen, dass der Regensburger Theologe Jacob Christian Schäffer in einer Zeitschrift davon gelesen hatte.
Das brachte ihn auf die Idee, eine Papierpresse, die er entwickelt hatte, zur Haushaltshilfe umzufunktionieren. Statt Papier, so stellte er fest, könnte seine Konstruktion genauso gut Wäsche rühren und pressen.
Bequem und höchst vorteilhaft
Am 23. Februar 1767 stellte er „Die bequeme und höchstvorteilhafte Waschmaschine“ der Öffentlichkeit vor. Die so genannte Rührflügelmaschine war sehr einfach: ein Holzbottich mit einer Kurbel, mit deren Hilfe man die Wäsche im Wasser bewegte. Von dieser Erfindung ließ Schäffer insgesamt rund fünfzig Exemplare herstellen. Das mag wenig klingen; wenn man jedoch bedenkt, dass Schäffer im Hauptberuf mit anderen Dingen beschäftigt war, ist diese Zahl durchaus stattlich. Und, soweit bekannt, hielt sich dieses Modell fast ein Jahrhundert lang in ähnlicher Form auf dem Markt; erst dann kamen Erfinder wie der Brite Hamilton Smirt, der Amerikaner Alva Fisher und der Deutsche Carl Miele, die die Weiterentwicklung vorantrieben.