Sie haben nicht den Ruf der Haute Cuisine, aber sie haben Erfolg: Fischstäbchen machen Kinder froh und Erwachsene ebenso. Autorin: Petra Herrmann
"Ich mag keine Fischstäbchen mehr. Ich finde sie eklig."
Das ist Peter. Er ist 10 Jahre alt und verabschiedet sich gerade von seinem Dasein als Kind. Und da muss er sich natürlich auch von seinem früheren Lieblingsessen distanzieren, dem Fischstäbchen.
42 mal um die Welt
Das gute alte Fischstäbchen, erfunden am 16. Februar 1964 in der englischen Hafenstadt Grimsby! Dort werden heute so viele davon produziert, dass man jährlich 42 Fischstäbchenpfade rund um die Erde bauen könnte, wenn man nur wollte. Aber wer will das schon. Das Fischstäbchen ist "in" wie nie zuvor und nicht nur bei Kindern. Denn der Fisch für die häusliche Küche kommt heute vorwiegend aus der Tiefkühltruhe. Kein Grund für Unkenrufe. Das zeigt eine Untersuchung der Stiftung Warentest: Tiefkühlfisch ist gesund und längst nicht so sehr mit Rückständen belastet wie bisher angenommen.
Besonders Fischstäbchen schneiden gut ab. Hab’ ich mir übrigens gleich gedacht: man braucht für sie ja nicht einmal ein Messer. Auch eine stumpfe Gabel durchbricht mühelos die goldbraun panierte Kruste und den schneeweißen, butterweichen Fisch. Dazu noch ein wenig Kartoffelbrei. Mmmh... Es geht doch nichts übers Einfache.
Aber wie das mit dem Einfachen so ist, besonders heutzutage, man kriegt es selten. Schon gar nicht im Restaurant. Da muss es mindestens eine chinesische Gemüsepfanne sein. Oder Rucola-Salat mit panierten Austernpilzen oder Schrimps mit Avocado-Mousse. Fischstäbchen mit Tüten-Kartoffelbrei? Nicht mal auf der Kinderkarte.
Von wegen einfach…
Und noch eine Eigenschaft haftet dem Einfachen erschwerend an: es ist gar nicht so leicht, es herzustellen. Erstmal müssen aus tiefgefrorenen Fischblöcken etwa 20 g schwere Stückchen herausgeschnitten werden, mit Panade versehen und vorgebacken. Dann werden sie wieder tiefgefroren und eingetütet. Nach dem Auftauen braucht man dann in der Pfanne weniger Fett, aber es gilt aufzupassen, dass die Kruste nicht zu hart wird, auf keinen Fall schwarz, oder, noch schlimmer, sich verkrümelt. Da hilft dann auch kein Zitronensaft. So ein Fischstäbchen hat der Peter nie gemocht.
"Bähh…"
Dem einfachen Essen fehlt natürlich etwas: das Prestige. Im mittelalterlichen England durften allein die Fürsten Schwäne verzehren. In China waren Kamelhöcker nur für den kaiserlichen Magen bestimmt. Und das afrikanische Volk der Kung setzt ausschließlich seinem Herrscher den Mageninhalt einer Antilope vor. Wie es den einzelnen Herren geschmeckt hat, ist nicht überliefert. Es war wohl auch nicht so wichtig. Sie waren daran gewöhnt. Denn - so der Ernährungspsychologe Volker Pudel: "Was häufig gegessen wird, wird irgendwann auch gerne gegessen." Pudel glaubt, dass Ernährungsgewohnheiten größtenteils anerzogen sind. Womit er erklärt, dass bei immerhin 42 Völkern regelmäßig Rattenbraten auf den Tisch kommt.
"Igitt, Rattenbraten…"
Weiter stellt er fest: Afrikaner ekeln sich bei dem Gedanken, dass Europäer freiwillig Froschschenkel essen. Und Europäer können sich ebenso wenig wie Amerikaner vorstellen, dass Maden und Insekten in Afrika als Delikatesse gelten. Soweit Professor Pudel.
Der hat im Übrigen Glück, dass er nicht in Korea lebt. Da landen nämlich die Hunde im Kochtopf... Entschuldigung, das war unter Niveau, ich weiß. Immerhin sprechen wir nicht von des Pudels Kern.