Das Runde muss ins Eckige, denkt man, wenn man heute an Fußball denkt. Dachten aber schon manche manchmal anderes, wenn es um den wohl weitverbreitetsten Mannschaftssport der Menschheitsgeschichte ging. Autor: Martin Trauner
Was wir heutzutage alles "Mensch" nennen. Da gibt es lange Dünne, kleine Dicke oder dicke Lange und dünne Kleine. Es gibt musikalische, ehrgeizige, sportliche, faule, großkopferte und kleingeistige. Ja, sie alle gehören der Gattung Mensch an. Und begibt man sich in die Geschichte, dann wird es da noch viel komplizierter: Da tummeln sich etwa der homo ergaster, der homo heidelbergensis, der homo neandertalensis oder der homo sapiens. Übrig geblieben ist nur der homo sapiens. Die anderen sind schon vor langer Zeit ausgestorben. Aber sie haben eben etwas gemeinsam: Auch sie gehören alle der Gattung Mensch an und noch eine hervorzuhebende Gemeinsamkeit haben sie: sie beherrschen oder beherrschten den aufrechten Gang.
Fuß + Ball = Fußball?
Und damit sind wir endlich beim "pedifollis", also beim Fußball. Na ja, zwischen aufrechtem Gang und sich mit einem Ball beschäftigen liegen zwar etliche Evolutionssprünge, freilich: auch der Fußball wurde nicht einfach nur als "pedifollis" geboren. Geschweige denn die Regeln, mit ihm umzugehen. Selbst das luzide Fußballspiel musste sich Gesetzen unterwerfen, nämlich den strengen und unerbittlichen Regeln der Evolution. Und so dauerte es Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte - hier gibt es in der Pediludilogik, der Fußballforschung, divergierende Meinungen, - jedenfalls: es dauerte eine Zeit lang, bis wir den Fußball in der perfektesten aller vorstellbaren Ausformungen genießen konnten, so wie wir es heute erleben. - Hmmm. -
Erleben könnten. Denn anders als bei der Gattung Mensch neigte die Evolution beim Fußball zu einer gewissen Launenhaftigkeit. Also: Hätte die Evolution sich beim Fußball wie bei der menschlichen Entwicklung benommen, gäbe es heute am 14. September eine große Feier, ausgerichtet vom DFB, der FIFA und der Bundesliga. Dann würde die deutsche Nationalmannschaft gegen ein Altherrenteam der verdientesten Größen der deutschen Fußballgeschichte antreten In Hannover, zum Jubiläum.
Alle Sender würden von dem großen Ereignis berichten. Denn am 14. September 1878 wurde hier, in Hannover, der erste deutsche Fußballverein gegründet. Von dem 14-jährigen Schüler Ferdinand Wilhelm Fricke mit ein paar Gleichgesinnten. Hannover, der Ursprung des deutschen Fußballs!
Hädidadiwari
"Hädidadiwari", hätte der Vertreter des Bayerischen Fußballverbandes geraunt. Denn nichts ist so gekommen. Zwar hat Ferdinand Wilhelm Fricke tatsächlich einen Fußballverein gegründet, es war womöglich auch der erste in Deutschland. Nur spielte da niemand den Fußball, wie wir ihn zu lieben gelernt haben. Wilhelm Fricke hat das englische Wort für Fußball, nämlich "football" einfach wörtlich ins Deutsche übersetzt. Nur das, was er aus England importiert hatte, war nicht Fußball, sondern Rugby. Rugby, eine Laune der Evolution.