Inseln gibt es wie Sand am Meer. Zu Zeiten der großen Expeditionen wurde dauernd irgendwo irgendein Eiland entdeckt und wollte benannt werden! Manch Dauerweltumsegler wie James Cook mag da mitunter an kreative Grenzen gelangt sein: Die Zahl seiner Erstinselbetretungen ist enorm - und jede kann ja nicht Cook-Island heißen.
300 grüne Schildkröten - ob sie an diesem Weihnachten für die Seeleute das Beste waren? Oder war es das herrliche Wetter? Wie viele Engländer konnten Weihnachten im 18. Jahrhundert schon eine Tagesreise entfernt vom Äquator verbringen! Und zwar mit festem Boden unter den Füßen!
Oder war es genau der Boden, der das Beste an diesem Weihnachten war? Eine kleine Südseeinsel wie aus dem Bilderbuch: in der Mitte eine Lagune, drum herum weißer Sand, nach 160 Kilometern war man einmal rundherum; ein paar Kokospalmen standen drauf und unbesiedelt war sie auch - also gab‘s für die Mannschaft keine Scherereien mit Insulanern. Und der Käpt’n konnte wieder mal einen Namen für eine Insel vergeben. War das das Beste?
Das Kind braucht einen Namen
Alles möglich, sicher ist nur der Name: "Christmas Island" - "Weihnachtsinsel". So nannte der Käpt’n die Insel bei der Abfahrt, weil seine zwei Schiffe hier am 24. Dezember 1777 vor Anker gegangen waren und die Mannschaft hier die ganzen Weihnachtstage bis nach Neujahr verbracht hatte. Diesen Grund für den Namen Weihnachtsinsel schrieb Käpt’n James Cook nicht nur in sein Logbuch, er schrieb es auch auf einen kleinen Zettel, samt Namen und Anzahl der Schiffe und Kapitäne und dazu: die Anzahl der eingesammelten grünen Schildkröten: 300!
Den Zettel steckte Cook in eine Flasche, die er auf der Insel vergrub.
Ein bisschen muss er also schon stolz gewesen sein auf diese kleine Insel-Entdeckung. Aber: "Weihnachtsinsel"? Kein wirklich origineller Name. Ein Landsmann und Seefahrer-Kollege hatte diesen Namen aus dem gleichen Grund schon über hundert Jahre zuvor für eine Insel bei Australien vergeben. Vielleicht hatte Käpt’n James Cook damals schon so vielen Dingen und Wesen Namen geben dürfen, dass grad nichts anderes mehr drin war. Es war ja schon seine dritte große Weltumseglung.
Oder der Name Weihnachtsinsel verrät etwas ganz anderes: dass sogar ein hartgesottener Seemann wie Cook, der schon die schwierigsten Küsten umsegelt hatte, Kap Horn und das Kap der guten Hoffnung, Australien, Tasmanien, Neuseeland, dass so einer, der auch Entdecker war und die schwierigsten Situationen mit Einwohnern exotischer Länder meistern musste, dass auch bei so einem harten Knochen an den Weihnachtstagen die Gefühle blank liegen können?
Drivin´ home for x-mas
Sicher hat seine Mannschaft keinen Tannenbaum von ihm erwartet, der war in England damals noch nicht in Mode. Und Männern, denen gern der eine oder andere Peitschenhieb versetzt wurde, sobald sie Befehlen nicht folgten, denen wurde auch kein Geschenk gemacht. Außer einer extra große Portion Rum, die wird James Cook über die Weihnachtstage sicher gewährt haben.
Und bestimmt haben die Smutjes einige der eingefangenen, grünen Schildkröten zu Suppe verarbeitet. Schildkrötensuppe! Die war damals in Europas Adelshäusern gerade zur Königin der Suppen aufgestiegen und so schick, wie heute Austern.
Aber das die Suppe für die Mannschaft das Beste an diesem Weihnachten 1777 gewesen sein soll, ist kaum anzunehmen. Wer über die Weihnachtstage 300 grüne Suppenschildkröten selbst fängt und die schweren Dinger an Bord bringt, der ahnt, was ab sofort für sehr viele Tage auf dem Speiseplan stehen wird. Also auch nix Besonderes.