Wer wird Herr übers Mittelmeer? Nach über zwanzig Jahren ist zwar der erste Punische Krieg entschieden, aber es wird nicht bei diesem 1:0 Rom gegen Karthago bleiben.
Der Lateiner ist der Vertrauenswürdigste nicht! Diesen Eindruck bestätigt die Schule. Da lässt der Lehrer reihum je einen Satz übersetzen - aus dem Gallischen Krieg oder der Liebeskunst des Ovid - liest sich im Original eh alles ähnlich. Was aber nichts ausmacht, denn man kann ja abzählen, mit welchem Satz man dran kommen wird. Also heimliche Vorrecherche unter der Bank per Wörterbuch und Handy. - Sagt der Lehrer plötzlich zum aktuellen Opfer:
"Dein Satz war recht kurz. Geh, nimmst den nächsten noch dazu."
Ist das spontane Eingebung? Böswillige Verwirrungsstiftung? Fürs erneute Wörterbuchkonsultieren ist es jetzt zu spät. Die eigene Hoffnungslosigkeit spiegelt sich in den Augen des Sitznachbarn. Bleibt wohl als einziger - mauer - Trost die Tatsache: Bereits gewaltigere Gegner sind von den Lateinern überrumpelt worden!
Den Mutigen gehört die Welt
Zum Beispiel Karthago - eigentlich ein Kaliber als größte See- wie Handelsmacht im Norden Afrikas. Und darüber hinaus, denn im 3. Jahrhundert vor Christus kontrolliert Karthago nicht nur die komplette westafrikanische Küste, sondern auch Teile Südspaniens, Sardiniens, Korsikas und Siziliens. Bisschen viel, denken sich die Römer. Die verewigen gerade den Triumph bei Pyrrhus auf Steintafeln, Reliefs und Säulen. Einen Sieg, der ihnen die Herrschaft über ganz Italien gebracht hat. Aber schließlich heißt es: Den Mutigen gehört die Welt!
Und die Römer halten sich eindeutig für mutiger als die Punier! So nennen sie die Einwohner Karthagos, da die von den Phöniziern abstammen, lateinisch poeni.
Weil es außerdem heißt: "Was Du heute kannst besorgen ...", gehen die Römer direkt daran, diese Punier um gewisse Gebiete zu erleichtern. Was sich schwieriger ausnimmt als erwartet. Grundsätzlich möchten die Römer nicht als gnadenlose Kriegstreiber gelten. Entsprechend suchen sie einen plausiblen Grund, um sich gegen Karthago verteidigen zu müssen. Propaganda-Idee Nummer eins lautet: Wir behaupten, der Gegner will uns erobern! Ein etwas seltsamer Vorwurf, denn Karthago hat seit Jahrzehnten kein Gebiet mehr annektiert. Propaganda-Idee Nummer zwei ist ähnlich abwegig, kann aber durch eine Argumentation "von hinten durch die Brust ins Auge" zumindest verwirren. Da heißt es, das Römische Reich würde irgendeiner Handvoll ehemaliger italienischer Söldner helfen, die jetzt auf Sizilien lebten, wo sie eine Stadt übernommen hätten, damit aber in Konflikt geraten seien mit ebenfalls auf der Insel wohnenden Griechen, weswegen die ehemaligen Italiener die Punier zur Verstärkung geholt hätten, derer aber mittlerweile überdrüssig seien und statt dessen Rom als Schutzmacht unbedingt bedürften. Soweit die Kurzfassung.
Und somit kann es 264 v. Chr. endlich losgehen mit dem Ersten Punischen Krieg.
Karthago hält dagegen
Seitens Karthagos sieht man das nicht so kompliziert. Zur See schlägt man die Römer konsequent zurück. Die Kriegsschiffe der Punier sind schneller und fortschrittlicher. Auf dem Land hält man tapfer, wenn auch verlustreich gegen das überlegene römische Heer. Zwanzig Jahre lang raufen sich die Kontrahenten allein um Sizilien, Korsika, Sardinien und ein paar süditalienische Küstenstreifen. Am Ende sind beide Parteien pleite. Jedoch die Römer haben noch ein Ass im Ärmel! Von einem gestrandeten feindlichen Kriegsschiff kupfern sie die Konstruktion ab und bringen ein paar zusätzliche - entscheidende - Finessen an: Enterbrücken und Enterseile! Von Privatleuten leiht sich der Staat Geld, um eine letzte große Flotte aufzustellen. Die ist jener aus Karthago technisch wie zahlenmäßig überlegen. Damit "Treffer und Versenkt" für Rom.
Am 10. März 241 v. Chr. bittet Karthago um einen Friedensvertrag.