Einmal und nie wieder, denkt sich der Kurfürst. Nach dem verheerenden Feuer in seiner Münchner Residenz erlässt Max III. Joseph jede Menge Edikte zum Brandschutz. Und lässt ein neues Theater bauen - flammenfest.
Auf ihre Residenz sind die Münchner besonders stolz: das Schloss, in dem über Jahrhunderte die bayerische Herrscherfamilie wohnte, ist ein Juwel mitten in der Stadt, ein riesiges Schmuckkästchen. Besonders ist an ihr nicht nur die Größe - sie ist Deutschlands größtes innerstädtisches Schloss. Besonders ist an der Münchner Residenz ihre üppige, größtenteils originale Inneneinrichtung, mit ihren Möbeln, Teppichen, Bildern, Tapeten ... Andere Schlösser sind leer - Opfer kriegerischer Beutezüge oder leergeräubert während stürmischer Revolutionen. Nicht so die Residenz, und das, obwohl das Schloss mehrere verheerende Brand-Katastrophen erlebt und überlebt hat. Zum Beispiel am 5. März 1750.
Alles Theater
Am Abend vorher gibt eine Gruppe französischer Schauspieler ein Gastspiel in der Residenz, im Georgs-Saal. Das Kurfürstenpaar verfolgt die Vorstellung von der eigenen Loge aus, man lacht, trinkt, applaudiert im Kerzenschein. Erst spät kehrt Ruhe ein auf den dunklen Schlossgängen. Bis irgendwann nach Mitternacht Schreie und Lärm die Menschen aus den Betten reißen: aus dem Georgs-Saal und auch aus der benachbarten Georgs-Kapelle lodern die Flammen. Die wenigen Eimer und Wannen voll Wasser, eilig herbeigeschleppt und in die Flammen gekippt, verdampfen wirkungslos. Das Feuer wächst und frisst sich schnell über Holzböden und schwere Vorhangstoffe in die angrenzenden Zimmer und Säle. Am Ende steht der gesamte Ost-Trakt, der älteste Teil der Residenz in Flammen. Einige Menschen sterben bei einem verzweifelten Sprung aus dem Fenster, die Hofdame von Wolfskehl findet den Tod, als auf der Flucht eine bereits angebrannte Holztreppe unter ihr zusammenbricht, der Kurfürst und seine Familie können sich retten. Es grenzt an ein Wunder, dass bei dem großen Hofstaat nur sieben Tote zu beklagen sind.
Wer war der Zündler?
Später wird die Vermutung laut, es habe sich um Brandstiftung gehandelt - Beweise dafür findet man allerdings nicht. Und obschon das Feuer nicht im Theatersaal ausgebrochen war, sondern im Zimmer einer Kammerdienerin nebenan, lässt Max der Dritte Joseph Theateraufführungen im Schloss verbieten. Er gibt die Planung eines extra Theater-Gebäudes in Auftrag, gleich neben der Residenz, getrennt durch dicke Brandmauern. In das Theater wird eine Berieselungsanlage eingebaut. Baumeister ist ein gewisser Francois de Cuvilliés. Außerdem erneuert der Hausherr das bereits für die ganze Stadt bestehende Holzdach-Verbot und verbannt Kandelaber mit Kerzen und offene Talglichter aus dem Schloss. Statt dessen haben Münchens Spengler plötzlich alle Hände voll zu tun - für eine sicherere Beleuchtung werden Glas-Laternen in großen Mengen gebraucht . Bereits ein Jahr nach dem Brand erhellen mehr als 160 dieser Laternen und Ampeln die nachtdunklen Schlossgänge. Und später wird der Herrschersitz sogar durch Blitzableiter geschützt. Die können allerdings nicht verhindern, dass fast 200 Jahre nach dem Brand ein wahrer Feuerregen vom Himmel fällt und den gesamten Riesen-Bau in Schutt und Asche legt: nach einem Bombenangriff im zweiten Weltkrieg bleiben von 23tausend Quadratmetern Dachfläche der Residenz nur 50 Quadratmeter übrig. Das Schloss-Mobiliar hatten kluge und mutige Münchner zuvor weggeschafft und außerhalb der Stadt gelagert, auch die kostbare Rokkoko-Ausstattung des Cuvilliés-Theaters.