Klamme Finger und frostige Ohren sind passé. Für die Zuschauer wird es gemütlicher und auch die Spieler bekommen bei aller Härte ein bisschen mehr Wärme ab, als Eishockey vom Natursee in die Halle wandert.
Eishockeyspieler sind sonderbare Wesen. Vor allem die in Nordamerika. Dort finden immer mehr Spiele der National Hockey League NHL in umgebauten Footballstadien statt - unter freiem Himmel. Ohne Dach, dafür mit Frost und Schneegestöber. Vor zehntausenden zähneklappernden Zuschauern. Was daran sonderbar ist? Eishockey bei 15 Grad Minus? Nun ja, im nordamerikanischen Profi-Eishockey hat es so was lange nicht mehr gegeben - eigentlich noch nie. Seit Jahrzehnten, ach sogar seit Jahrhunderten treten die Teams in Hallen gegeneinander an. Mittlerweile in wohlklimatisierten, die Saison läuft bis in den Sommer hinein.
Alles auf Anfang
Weshalb aber jetzt zurück zu den Wurzeln? Die liegen immerhin ein gutes Stück zurück. Im Jahr 1875 wird das junge Spiel "Hockey" in Kanada und den USA noch auf zugefrorenen Flüssen, Seen und Hafenbecken gespielt. Auch in Montreal. Dort hat eines Tages der 24-jährige Jung-Ingenieur James Creighton eine Idee: Warum eigentlich den luxuriösen Victoria Skating Rink, eine Halle im Zentrum von Montreal mit überdachtem Natureis, den Eiskunstläufern überlassen? Zwar verstanden sich die Eishockeyspieler selbst als wesentlich hartgesottenere Wesen, als die verweichlichten Eiskunstläufer - aber andererseits: mal unter Dach zu spielen, ohne eisigen Wind und ohne ständiges Schneeräumen ...
Creighton war ein umtriebiger Mensch und es gelang ihm innerhalb kurzer Zeit, ein Spiel im Victoria Skating Rink auf die Beine zu stellen. Die lokale Zeitung, die Montreal Gazette, brachte sogar eine Ankündigung. Ausdrücklich wurde darauf hingewiesen, dass sich kein Zuschauer vor einem "unkontrolliert herumfliegenden Hockey-Ball" fürchten müsse: "Das Spiel wird nach unseren Informationen mit einem flachen runden Stück Holz ausgetragen. Jede Gefahr, dass es das Eis verlässt, wird vermieden", schrieb das Blatt - vermutlich die erste Erwähnung des Pucks überhaupt.
Am Abend des 3. März 1875 fand das denkwürdige Spiel statt. Vor "einer sehr großen Zuschauerzahl", wie die Montreal Gazette am nächsten Tag berichtete. Den Mannschaften wurde "brillantes Spiel" bescheinigt, die Zuschauer seien "sehr zufrieden mit der Abendunterhaltung" gewesen. Damit wurde die Partie zur Geburtsstunde des überdachten, überhaupt des organisierten Eishockeys. Gespielt wurde - wie auch heute noch - 60 Minuten. Die Größe der Eisflächen auf der ganzen Welt orientiert sich bis heute an den Abmessungen des Victoria Skating Rinks.
Und die Mannen um Creighton wollten die Halle gar nicht mehr hergeben, veranstalteten immer mehr Begegnungen dort. 19 Jahre nach der Premiere fand schon die Endrunde um den bis heute ausgetragenen Stanley Cup statt.
Im Victoria Skating Rink, wo sonst. Dabei darf man nicht vergessen, dass die Halle ein Natureisstadion war. Die Eisfläche wurde nicht gekühlt, nur überdacht.