Nachdem ein Co-Pilot ein Flugzeug vielleicht absichtlich zum Absturz gebracht hat, wird jetzt darüber diskutiert, ob Ärzte in bestimmten Fällen melden sollen, was sie von ihren Patienten wissen.
Sicher habt ihr letzte Woche die schreckliche Nachricht mitbekommen: Am vergangenen Dienstag ist in den französischen Alpen ein Flugzeug der deutschen Gesellschaft Germanwings abgestürzt, und alle 150 Insassen sind gestorben. Die Ermittler haben den Verdacht, dass der Co-Pilot das Flugzeug absichtlich zum Absturz gebracht haben könnte, während der Pilot nicht im Cockpit war.
Co-Pilot war für den Unglückstag krankgeschrieben
Mittlerweile ist bekannt geworden, dass der Co-Pilot am Tag des Absturzes eigentlich gar nicht hätte arbeiten sollen, weil er von einem Arzt krankgeschrieben war. Er hat die Krankschreibung aber nicht bei seinem Arbeitgeber abgegeben und ist trotzdem geflogen.
Außerdem wurde er vor mehreren Jahren - bevor er seinen Pilotenschein machte - von einem Psychotherapeuten behandelt. Damals bestand die Gefahr, dass er sich selbst das Leben nimmt. In letzter Zeit bescheinigten Ärzte ihm aber keine Gefährdung für sich selbst oder andere.
Diskussion um Schweigepflicht
Noch ist nicht sicher, ob der Co-Pilot das Flugzeug tatsächlich absichtlich zum Absturz gebracht hat und warum. Dennoch gibt es jetzt eine Diskussion darüber, ob Ärzte in solchen Fällen Informationen über ihre Patienten weitergeben sollten.
Ärzte und auch Psychotherapeuten unterliegen einer Schweigepflicht. Das bedeutet: Nur wenn ein Patient es ihnen ausdrücklich erlaubt, dann dürfen sie anderen gegenüber sagen, dass sie ihn behandelt haben und warum. Ansonsten müssen sie schweigen.
Der Arzt darf nicht den Arbeitgeber oder Lehrer informieren
Sie dürfen also zum Beispiel einem Arbeitgeber nicht sagen, warum jemand behandelt wurde oder warum jemand krankgeschrieben ist. Auch eure Lehrer dürfen von den Ärzten nicht erfahren, warum ihr dort wart. Ob ihr in der Schule erzählen wollt, welche Krankheit ihr habt oder hattet, könnt ihr selbst entscheiden. Selbst euren Eltern gegenüber müssen Ärzte schweigen, wenn ihr das bei einem bestimmten Problem so wollt.
Schutz der Privatsphäre
Diese Schweigepflicht soll die Privatsphäre von Menschen schützen. Bei einem gebrochenen Bein ist es einem vielleicht egal, wenn andere davon wissen. Aber es gibt auch Erkrankungen, da ist es einem vielleicht unangenehm, wenn andere davon erfahren. Manche Menschen, die zum Beispiel depressiv sind oder andere seelische Krankheiten haben, fürchten vielleicht, dass ihr Arbeitgeber sie deshalb für weniger belastbar hält und sie eventuell ihre Arbeit verlieren.
Schweigepflicht erleichtert das Vertrauen
Ohne die Schweigepflicht würden sich viele Menschen vielleicht gar nicht mehr ihren Ärzten oder Therapeuten anvertrauen, sagen jetzt Vertreter von Ärzten und Piloten. Das wäre ihrer Meinung nach noch viel schlimmer. Denn dann würden sich Menschen mit Problemen erst gar keine Hilfe mehr holen.
Nur bei Gefahr dürfen Ärzte Informationen weitergeben