Hörverstehen: TexteEine Radiosendung „Wirtschaft aktuell“ (etwa 730 Wörter)
Liebe Hörerinnen und Hörer!
Hier ist der Bayerische Rundfunk mit seinem Magazin „Wirtschaft aktuell“. Im ersten Teil unsererheutigen Sendung beschäftigen wir uns mit dem Weihnachtsgeschäft in München. Zum ersten Malwurden dieses Jahr keine Kaufrekorde mehr verzeichnet. Sparen die Kunden nun wirklich bei denWeihnachtsgeschenken, oder sind dies doch die Auswirkungen der gegenwärtigen Rezession? Wirhaben Beschäftigte im Einzelhandel dazu gefragt.
Frau Huber, Sie sind Verkäuferin in einem Kaufhaus. Wie war denn der Weihnachtsverkaufbei Ihnen?
Schwer zu sagen! Sicher will niemand ganz auf Weihnachtsgeschenke verzichten, aber man kanndoch beobachten, dass die Kunden bei der Auswahl der verschiedenen Artikel kritischer gewordensind. Sie achten jetzt mehr darauf, ob das Gekaufte auch nützlich ist. Früher wurde schon eher maletwas rein Dekoratives gekauft, eine Blumenvase für die Mutter oder ein Kerzenständer für denBruder. Heute liegen stattdessen eher ein Paar warme Socken oder eine qualitativ hochwertige Ski-Unterwäsche unter dem Christbaum. Eigentlich ist das ja gut so, dass der Kunde beim Einkauf mehrüberlegt, weil es dann später bei weitem nicht mehr so viele Umtausch-Aktionen gibt wie in denfrüheren Jahren.
Vielen Dank, Frau Huber. Fragen wir doch einmal ihren Chef, Herrn Ebert, den Filialleiter,wie er das Weihnachtsgeschäft einschätzt!
Wissen Sie, eigentlich hatten wir in unserer Branche gehofft, die schlechten Umsätze, die wir imletzten Jahr gemacht haben, durch das Weihnachtsgeschäft wieder gutmachen zu können. Aber dieohnehin schon verminderte Kauflust ließ sich nicht verbessern. Sicher hat dabei die allgemeinewirtschaftliche Lage, vor allem die teilweise Kürzung des Weihnachtsgeldes, eine Rolle gespielt.
Wir haben zwar Spielwaren und Sportartikel nach wie vor gut verkaufen können, aber bei denElektroartikeln, insbesondere bei Fernsehgeräten und Stereoanlagen, gab es Umsatzrückgänge. Aufjeden Fall hat sich das Klima in unserer Branche verschärft. Doch das ist für den Kunden ja einVorteil, er ist wieder der König! Für uns heißt das allerdings, dass um jeden Kunden wiedergekämpft wird. Wenn jemand unser Kaufhaus verlässt, ohne etwas gekauft zu haben, dann hat das4schon negative Konsequenzen für das Personal.
Wie steht’s nun mit dem Weihnachtsessen? Herr Ferstel ist Geschäftsführer einesFeinkostgeschäfts und kann uns sicher Auskunft darüber geben.
Also, in unserem Delikatessenladen, da war die augenblickliche Rezession ganz schön zu spüren,immerhin hatten wir einen Umsatzrückgang von fast 3 Prozent. Vor allem teurere Spirituosen wieChampagner verkaufen sich nicht mehr so gut. Die Leute schenken momentan lieber Wein, weil dereben billiger ist. Die Kunden verzichten zwar nicht ganz auf Luxusartikel, denn es ist halt anWeihnachten Tradition, dass etwas Besonderes auf den Tisch kommt, aber exklusive Artikel wieKaviar oder Lachspastete wurden mengenmäßig weit weniger gekauft als voriges Jahr.
Schmuck war schon immer ein beliebtes Weihnachtsgeschenk. Frau Neumaier, Sie betreibenein Schmuckgeschäft in der Innenstadt. Wie ist die Marktlage bei Ihnen?
Zum Glück hat sich die Rezession auf uns noch nicht ausgewirkt. Ganz im Gegensatz zu denStatistiken des übrigen Einzelhandels, die ja eine weitgehend rückläufige Tendenz aufweisen, ist dasInteresse an Uhren und Schmuck als Geschenkartikel größer denn je. Über Umsatzeinbußen wie beianderen Branchen können wir uns wirklich nicht beklagen, das Gegenteil ist der Fall: es gibt einenausgesprochenen Trend zu hochwertigen Schmuckstücken. Die Devise lautet „Klein aber fein”. Einneuer Trend z.B. ist, dass wir immer öfter Anfragen von Männern bekommen, ob wir ihnen nichtdie Brillantringe, die sie ihren Damen schenken wollen, in Spezialkugeln verpacken könnten. Diesollen dann für alle sichtbar am Weihnachtsbaum aufgehängt werden.
Herr Becker, können Sie uns zum Abschluss aus der Sicht des DeutschenEinzelhandelsverbandes eine Gesamteinschätzung geben?
Natürlich sind für uns die Umsatzeinbußen in diesem Jahr keine Überraschung! Wir haben nämlichdas Problem kommen sehen und gewusst, dass es heuer nicht mehr so laut in den Kassen klingelt.
Während normalerweise das Vorweihnachtsgeschäft etwa 5 Prozent des Jahresumsatzes beträgt,kamen wir dieses Jahr nur auf einen Anteil von 3 Prozent. Der Grund ist, dass die Kunden auf dasPreis-Leistungs-Verhältnis achten. Trotzdem waren die Kaufhäuser an den verkaufsoffenenSamstagen genauso überfüllt wie eh und je, allerdings kommen die meisten Leute nur zum Schauen.
Unsere Verkäuferinnen beobachten immer öfter, dass ein Kunde drei- bis viermal kommt, bevor erdann endlich den gewünschten Artikel kauft. Sicher hat das damit zu tun, dass man wieder mehrWert auf Markenartikel legt, wie ja überhaupt das Qualitätsbewusstsein laufend zu wachsen scheint!
Liebe Hörerinnen und Hörer, dies war ein kurzes Schlaglicht auf die Situation imWeihnachtsgeschäft. Kommen wir nun zum nächsten Programmteil.
B: Nachrichten der Deutschen Welle1. Annan öffnet Ausweg aus politischer Krise in Kenia5In Kenia haben sich Regierung und Opposition auf einen Plan zur Beendigung der Gewalt geeinigt.
Das sagte der frühere UN-Generalsekretär Annan in Nairobi. Der Plan umfasse kurz- undlangfristige Maßnahmen. Zunächst gehe es um eine sofortige Beendigung der Gewalt, dieRespektierung der Menschenrechte, eine Lösung der humanitären Krise des Landes und dieDurchsetzung von Presse- und Meinungsfreiheit. Oppositionsführer Odinga wirft Staatschef Kibakivor, die Präsidentenwahl Ende Dezember nur durch Betrug gewonnen zu haben.
2. Schwere Kämpfe mit Rebellen im TschadIm Tschad ist es nach einer Offensive der Rebellen auf zu schweren Kämpfen in der Nähe derHauptstadt gekommen. Sowohl die Regierungstruppen als auch die Rebellen reklamiertenmilitärische Erfolge für sich. Unabhängige Berichte über den Verlauf der Gefechte liegen nichtvor. Frankreich verstärkte seine Truppen in N'Djamena um rund 150 Mann auf 1.400 Soldaten. DieEU verschob wegen der Kämpfe die Stationierung der ersten Soldaten ihrer Friedentruppe zumSchutz von Flüchtlingen in der Grenzregion zum Sudan.
3. Mindestens zwölf Tote bei Anschlag auf Bus in Sri LankaIn Sri Lanka sind bei einem Bombenanschlag auf einen Bus mindestens 20 Menschen ums Lebengekommen und 50 verletzt worden. Das teilte die Armee mit. Der Sprengkörper detonierte an einemBusbahnhof in Dambulla etwa 150 Kilometer nördlich der Hauptstadt Colombo. Die Streitkräftemachten tamilische Rebellen für den Anschlag verantwortlich.
4. USA beharren auf geforderter TruppenverstärkungDie USA haben ihre Forderung an Deutschland bekräftigt, Kampftruppen in den SüdenAfghanistans zu entsenden. Generalstabschef Michael Mullen betonte, die US-Militärs seien auf dieUnterstützung der Verbündeten und damit auch der Bundesrepublik angewiesen. Zuvor hattenKanzlerin Merkel und Verteidigungsminister Jung die in einem Brief formulierte Anforderung vonPentagonchef Gates nach einem Einsatz von Bundeswehrsoldaten im Süden strikt abgelehnt. Jungverwies auf die klare Aufgabenteilung zwischen den Nato-Partnern in Afghanistan. Für dieBundeswehr bleibe der Norden des Landes Einsatzschwerpunkt. Rückendeckung bekam dieBundesregierung von Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer. Er sei sehr zufrieden mit demdeutschen Beitrag in Afghanistan.
5. USA und Polen erzielen Annäherung bei Raketenabwehr-PlänenIn der Debatte über ihre Pläne für einen Raketenschild in Osteuropa sind die Vereinigten Staatenpolnischen Forderungen entgegengekommen. Die USA unterstützten die von Polen angestrebteModernisierung der Luftabwehr, sagte Außenministerin Rice nach einem Treffen mit ihrempolnischen Amtskollegen Sikorski in Washington. Die USA wollen zum Schutz vor Angriffen etwaaus dem Iran oder aus Nordkorea ein Raketenabwehrsystem in Polen und Tschechien stationieren.
Polen fordert als Gegenleistung die Hilfe bei der Modernisierung der eigenen Luftabwehr.
6. WestLB streicht etliche ArbeitsplätzeDie mit Milliarden-Verlusten kämpfende nordrhein-westfälische Landesbank WestLB steht vor6einem massiven Arbeitsplatzabbau. Das Nachrichtenmagazin 'Focus' schreibt, 1.700 Mitarbeiter,fast ein Drittel aller Beschäftigten, müssten innerhalb eines Jahres den Düsseldorfer Konzernverlassen. Weiter heißt es, WestLB-Chef Alexander Stuhlmann werde am Donnerstag demAufsichtsrat einen entsprechenden Restrukturierungsplan zur Bestätigung vorlegen. Die Banklehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht ab.
7. Bundespräsident fliegt nach UgandaBundespräsident Köhler hat die Europäer zu einem stärkeren wirtschaftlichen Engagement in Afrikaaufgerufen. Er wünsche sich mehr Unternehmen, die in diese Märkte investierten, sagte Köhler.