Teil I: Ein Vortrag „Verführung im Supermarkt“
Ein Verkaufsstrategie der Firma Kardorf führt Filialleiter durch einen Muster-Supermarkt in Berlin und erläutert, wie Kunden zum Kauf verführt werden sollen. (bearbeitet nach dem Hörtext im Kapitel 7 vom Barthel 1, Fabouda Verlag. Etwa 590 Wörter)
Also meine Damen, meine Herren, wenn unsere Kunden nur das kaufen würden, was sie geplant haben, wären wir längst pleite oder müssten zumindest noch mehr Filialen schließen. Oft wissen die Kunden ja gar nicht, dass sie etwas kaufen möchten, und wir müssen ihnen sozusagen ihre wirklichen Wünsche erst einmal zeigen. Hier in Berlin machen wir das so:
Sehen Sie hier am Eingang, wenn der Kunde den Markt betritt, haben wir runde Tische aufgebaut mit interessanten, oft exotischen Waren. Jetzt, zu Beginn der Ferienzeit, haben wir Tische mit spanischen Waren aufgebaut – „Zu Gast in Spaniens Küche“ – und hier ein Tisch mit Sonderangeboten. Das schafft eine Kaufatmosphäre und verlangsamt den Schritt des Kunden. Er soll ja nicht durch den Supermarkt laufen, sondern gemütlich schlendern.
Und er soll das Geschäft immer gegen den Uhrzeigersinn durchlaufen. Weiß jemand gegen den Uhrzeigersinn laufen, können sie mit rechts nach den Waren greifen. Wir wollen es ihnen ja so einfach wie möglich machen.
Hier sehen Sie die Einkaufswagen. Sie sind ziemlich groß. Stellen Sie immer große Einkaufswagen zur Verfügung, die Kunden haben dann das Gefühl, dass man ihn füllen muss.
So, hier haben wir ein typisches Regal mit Essig und Öl und Gewürzen. Verschiedene Marken, verschiedene Qualitäten, verschiedene Preise. Setzen Sie die teuren und besseren Waren immer nach rechts in Kopfhöhe und die billigen nach unten links.
Was ist der Grund dafür? (Stimme aus dem Hintergrund: Der Kunde sieht die teuren Waren besser) – Richtig. Der Kunde betrachtet ein Regal so, wie er liest, von links nach rechts. Er nimmt dann das Produkt, was gewissermaßen am Ende einer Zeile steht. Was unten links steht, wird kaum beachtet. Er kauft also die teure Ware.
Würden Sie mir jetzt bitte durch die Gänge folgen. Sie werden merken, dass die Gänge ungefähr zwei Meter breit sind und wir überall da, wo sie breiter sind, Tische oder Boxen mit Waren aufgestellt haben. Einerseits soll der Kunde nicht mit seinem Wagen irgendwo anstoßen, und er soll nicht das Gefühl haben, es ist hier alles eng. Auf der anderen Seite, wenn Sie die Gänge zu groß machen, wird er mit seinem Wagen zu schnell, und er sieht viele Produkte nicht. Also ungefähr 2 Meter breit.
Was kauft man, wenn man einen Supermarkt betritt, am häufigsten? Was sind die Waren, die man täglich oder mehrmals in der Woche kauft? Hier in Berlin haben wir den größten Umsatz bei (den) Frischwaren, vor allen Dingen Wurst, Fleisch, Käse. Es wäre ganz falsch, wenn wir diese Abteilungen in den Eingangsbereich bringen würden.
Die Käsetheke und die Fleisch- und Wurstwaren sollten möglichst weit hinten im Markt sein. Der Kunde sollte, wenn er diese Produkte kaufen möchte, auch an anderen Regalen vorbei kommen, also möglichst lange Wege zurücklegen. Lassen Sie mich es so formulieren: Wir tun den Kunden einen großen Gefallen, wenn sie das vielfältige Angebot unseres Hauses wirklich kennen lernen und nebenbei sich auch noch ein bisschen bewegen. Der Aufbau unseres Marktes erleichtert ihnen das.
Wir sind jetzt an der Kasse. Der Kunde sollte an der Kasse ein bisschen warten. Lassen Sie also, wenn es nötig ist, ein paar Kassen unbesetzt. Der Kunde kann die Wartezeit zum Kauf dieser Produkte hier nutzen. Zigaretten und Kaugummis für die Erwachsenen, Bonbons und hier eine Eistruhe für die Kleinen zur Beruhigung. Aber übertreiben Sie nicht mit der Wartezeit an der Kasse. Dann kommt der Kunde nicht mehr. So, wir haben jetzt unseren kleinen Rundgang beendet. Haben Sie noch irgendwelche
Fragen ...
Teil II: Nachrichten (02. 07. 2008, 01:00 UTC Nachrichten der Deutschen Welle)
1. Gerangel um EU-Reformvertrag
Zum Auftakt der französischen Ratspräsidentschaft wächst die Unsicherheit über die Zukunft des EU-Reformvertrags. Polens Präsident Lech Kaczynski, der seine Unterschrift unter den Vertrag von Lissabon von der Zustimmung Irlands abhängig gemacht hat, bekam Unterstützung vom europakritischen tschechischen Präsidenten Vaclav Klaus. Kaczynskis Haltung sei vernünftig und sehr nah an seiner eigenen, sagte Klaus. Sowohl in Tschechien als auch in Deutschland verzögert sich derzeit die Ratifizierung. In beiden Ländern werden demnächst die Verfassungsgerichte über Klagen gegen den EU-Vertrag entscheiden. Bundeskanzlerin Merkel betonte, Europa müsse handlungsfähiger werden, um in einer zusammenwachsenden Welt gemeinsam aufzutreten. Dafür sei der Vertrag eine gute Grundlage.
2. AU-Gipfel drängt auf Koalitionsregierung in Simbabwe
Beim Gipfeltreffen der Afrikanischen Union (AU) hat ein Sprecher von Simbabwes Präsident Mugabe Forderungen nach einer Teilung der Macht zurückgewiesen. Eine Einheitsregierung wie in Kenia werde es in Simbabwe nicht geben. Die Kritik der westlichen Staaten wies er vor der Presse im ägyptischen Scharm el Scheich als „Einmischung“ zurück. Ungeachtet dessen richteten die versammelten Staatschefs der AU einen weiteren Appell an die Konfliktparteien, in Harare ein Kabinett der nationalen Einheit zu bilden.
3. Deutscher Banknotenhersteller liefert nicht mehr nach Simbabwe
Der Banknotenhersteller Giesecke und Devrient hat nach heftiger Kritik die Lieferung von Geldscheinpapier an die Zentralbank von Simbabwe mit sofortiger Wirkun eingestellt. Dies teilte der Münchner Konzern mit. Das Unternehmen reagiere damit vor allem auf eine entsprechende Forderung der Bundesregierung, hieß es.
4. Mercosur berät über Preisexplosion bei Nahrung und Öl In der nordargentinischen Stadt Tucumán sind die Mitglieder der südamerikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur zu Gesprächen über die explodierenden Nahrungsmittelpreise zusammen gekommen. Die argentinische Präsidentin Kirchner machte zum Auftakt des Gipfeltreffens Spekulanten für die Preisspirale bei Nahrungsmitteln und Erdöl verantwortlich. Die Mercosur-Mitglieder forderten zur Entspannung der Lage ein Ende der Agrarsubventionen und Schutzzölle in den Industrieländern. So könnten eigene Produktionsquoten festgelegt werden. Der Einfluss Südamerikas auf das weltweite Rohölangebot und damit auf den Preis würde so steigen. - Venezuela gehörte 1960 zu den OPEC-Gründungsmitgliedern und gehört der Organisation immer noch an.
5. Merkel auf dem Bauerntag
Die deutschen Bauern bekommen in ihrem Kampf um weitere Finanzhilfen Unterstützung von Bundeskanzlerin Merkel. Auf dem Deutschen Bauerntag in Berlin stellte sich die Kanzlerin indirekt hinter die Forderung von Agrarminister Seehofer und dem Deutschen Bauernverband nach einem Unterstützungsfonds der EU für Milchbauern. Für diese müsse es Lösungen geben, damit sie trotz des Wegfalls der Milchquote 2015 Perspektiven hätten. Merkel signalisierte auch Unterstützung dafür,die Kürzung von Beihilfen vor allem für Ost-Bauern zu verhindern. Merkel machte den Bauern dagegen wenig Hoffnung auf eine Senkung der Agrardiesel-Steuer. Eine Entlastung nur für die Landwirtschaft könne es nicht geben.
6. Arbeitslosigkeit in Deutschland geht weiter zurück Dank guter Konjunktur ist die Arbeitslosigkeit im Juni auf den niedrigsten Stand seit fast 16 Jahren gesunken. Wie die Bundesagentur für Arbeit mitteilte, ging die Zahl der registrierten Arbeitslosen auf 3,16 Millionen, die Quote auf 7,5 Prozent zurück.Bundesarbeitsminister Olaf Scholz erklärte, er halte Vollbeschäftigung in Deutschland bis zum Jahr 2015 für machbar. Die Opposition und die Gewerkschaften erinnerten dagegen an die nach wie vor hohe verdeckte Arbeitslosigkeit. So werden laut FDP 1,5 Millionen Menschen in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in der offiziellen Statistik „schlichtweg verschwiegen“.