1.
Mariechen saß weinend im Garten, im Grase lag schlummernd ihr Kind.
Mit ihren blonden Locken spielt' leise der Abendwind.
Sie saß so still und träumend, so einsam und so bleich,
und dunkle Wolken zogen, und Wellen schlug der Teich.
Der Geier steigt über die Berge, die Möwe zieht stolz einher.
Es weht ein Wind von Ferne, schon fallen die Tropfen schwer.
Schwer von Mariechens Wangen eine heiße Träne rinnt;
und schluchzend in den Armen hält sie ihr schlummernd' Kind.
"Hier liegst du so ruhig von Sinnen, du armer, verlassener Wurm!
Du träumst noch nicht von Sorgen, dich schreckt noch nicht der Sturm.
Dein Vater hat uns verlassen, dich und die Mutter dein;
drum sind wir arme Waisen in dieser Welt allein.
Dein Vater lebt herrlich in Freuden; Gott lass es ihm wohl ergeh'n!
Er denkt nicht an uns beide, will mich und dich nicht seh'n.
Drum wollen wir uns beide hier stürzen in den See;
dort sind wir dann geborgen vor Kummer, Ach und Weh!"
Da öffnet das Kindlein die Augen, blickt freundlich sie an und lacht,
die Mutter weint vor Freuden und drückt's an ihr Herz mit Macht.
"Nein, nein, wir wollen leben, wir beide, du und ich!
Dem Vater sei's vergeben: So glücklich machst du mich!"