Faden, der, dasselbe wie Klafter, ein Maß von 5-6 Fuß; bedeutet, ebenfalls wie Klafter, ursprünglich Umarmung mit beiden ausgestreckten Armen. Beide Wörter sind als Maß ähnlich gebildet wie Elle von (Ellenbogen) Elbogen. Besonders bedeutet Faden eine Schnur, eine Faser zu einem „Faden‟ gedreht, die so lang ist, daß sie von der Hand des einen ausgestreckten Armes [129]zu der Hand des anderen ausgestreckten Armes reicht. Noch im 17. Jahrhundert fadem, englisch fathom, in deutschen Mundarten Fadem. Althochdeutsch fadam, beide ausgestreckten Arme, angelsächsisch fädm, die umspannenden Arme, Umarmung, daher Macht, Schutz, Busen, Schooß. Edda: fadmr, die ausgebreiteten Arme; gotisch fahan, fangen, umfangen; griechisch petannymi, ausbreiten. Vom lateinischen patere, offen stehen, sagt Kluge, daß es schon „weiter abseits‟ liege; also entfernte Verwandtschaft. — Das französische brasse hat genau die Bedeutung unseres Wortes Faden: die Entfernung der beiden Arme (bras), wenn sie ausgestreckt sind. — Meist wurde Faden als Tiefmaß gebraucht. Waghenaer 1588 bemerkt einleitend zu seinen Seekarten: „Tcyfer ghetal gestelt ontrent alle Havenen, Riuiren, Stroomen, Canalen binnen ende buyten inde zee, oock op de ondiepten ende sanden, beteekent hoe veel vadem dese plaetsen diep zyn ... alles met half vloet.‟ — Doch gebraucht derselbe Waghenaer Faden auch für Bezeichnung einer Entfernung: „Item een myle buyteu de Clippen van Obenrack leyt een rudtse (Fels) onder 't water, ist dat ghy laueren moet tusschen die Fours ende Obenrack, so comt de voors. rudtse niet naerden dan veertich vadem, West zuydtwest ende Zuydtwest vande seuen Eylanden, comt den lande niet naerder dan op veertich vadem.‟
Fahne, die, gehört streng genommen nicht hierher, da der Seemann anstatt Fahne Flagge sagt, doch ist ja neuerdings in der Marine der Dienstgrad Fähnrich zur See (für Seekadett) eingeführt. Fahne heißt eigentlich Tuch, Fahnentuch ist also tautologisch. Gotisch fana, Zeug, Tuch; althochdeutsch, altsächsisch, fano, linteum, vexillum; lateinisch pannus, Tuch, mittellateinisch auch Fahne und Tapete (Panneel); griechisch penos, Gewand; von der indogermanischen Verbalwurzel pan, pen = ziehen, spinnen, hängen. Altfranzösisch fanon, Tuch; aber gonfalon, italienisch gonfalone stammen vom altdeutschen guntfano, „Kampftuch‟ ab. Finnisch faana, die Fahne. Der Fähnrich hieß althochdeutsch faneri, Fahnenträger. Das englische pennant wird jetzt unter dem Einfluß von pendeo, hängen, in der Form pendant gebraucht, wobei man broad pendant = Flagge und long pendant = Wimpel unterscheidet.
fahren wird auch in der Seemannssprache in der gewöhnlichen neuhochdeutschen Bedeutung gebraucht. Daneben jedoch noch in einem Sinne, der der eigentlichen Bedeutung „sich von einem Orte zum anderen bewegen‟ widerspricht. Man sagt: „Das Tau fährt nach vorne, nach achtern, nach unten.‟ Beim laufenden Gut möchte das noch angebracht sein, wiewohl es bei seinem Laufen eigentlich auch nicht seinen Ort verändert; aber beim stehenden Gut muß man sich schon zwingen, daran zu denken, daß es auch einmal noch nicht stehend war und erst beim Auftakeln des Schiffes in seine Stellung geführt worden ist. — Außerdem gebraucht der Seemann fahren im Sinne von „zur See fahren.‟ „Ich bin mit ihm gefahren,‟ heißt: „ich bin mit ihm zusammen an Bord gewesen, mit ihm zusammen auf einem Schiffe gefahren.‟ „Ich fahre auf Handelsschiffen,‟ sogar: „ich fahre auf Südamerika‟ (mundartlich: „ich mache in Amerika,‟ jedoch nur von einer einzelnen Reise, während der Seemann, der „auf‟ Amerika fährt, damit sagen will, daß er wiederholt und mit einer gewissen Regelmäßigkeit mit seinem Schiffe die Fahrt dahin betreibt.) Ein „befahrener‟ Mann ist einer, der entsprechend lange zur See gefahren hat — der Seemann sagt stets „ich habe gefahren,‟ offenbar weil er sich dabei, wie ein Kutscher am Lande, aktiv vorkommt — um in der Seemannschaft erfahren zu sein.