Bewulen s. Wuling.
brack, salzig, bitter, trübe, schlammig, verdorben, schlecht, unbrauchbar. Brackwasser ist Süßwasser mit Salzwasser gemischt, also zum Trinken unbrauchbar. Dann übertragen auf andere unbrauchbare Dinge, verdorbene Waren, nicht vorschriftsmäßige Lieferungen oder nicht verwendbare Teile einer solchen; bracken heißt dergleichen Gegenstände als brack bezeichnen, condemniren, ausmustern, verwerfen. Schon Kilianus hat das Wort brack in beiden Bedeutungen: „salsus, aquae marinae saporem quodam [81]modo referens‟ und brack goed, „merces submersae, salo sive aqua marina corruptae.‟ Die Bedeutung ist also ursprünglich: „durch Salzwasser verdorben‟, dann überhaupt verdorben. Und zwar hat der Gedanke an bei einem hereinbrechenden Unglück hereinbrechendes Meerwasser den Ausschlag bei der Benennung gegeben. Das Wort kommt also von brechen; an Schiffbruch und Deichbruch ist zunächst zu denken und dann an die dadurch verursachte Beschädigung. — Das „Bremer Wörterbuch‟ schreibt: „Brack = Salzwasser mit Flußwasser gemengt. „Brakke Grund‟ ein Boden der salziges Wasser gibt.‟ Und daher soll Brake an der untern Weser seinen Namen haben, „weil Wasser, was auf diese Weise vermengt ist, gebrochen pflegt genannt zu werden.‟ Kaum, sondern Brack, Brake ist eine Stelle wo einmal ein Deich gebrochen war. S. a. Wrack. Die Bedeutung kommt nach Sinn und Form unserem „Gebrechen‟, „gebrechlich‟ nahe.
Bram = Bramstänge, Bramrahe, Bramsegel, Bramtuch, Bramsaling, Bramtoppnanten, Brampardunen, Bramschoten, Bramwanten, Brambulin, Bramfall, Brambraß, Bramleesegel, überhaupt: Bramgut. Alle diese Wörter — in deren Zusammensetzung je das zweite Wort an seiner Stelle nachzusehen — erklären sich aus ihrer Verbindung mit der Bramstänge. Es gilt also das bram in diesem Worte zu erklären. Bekanntlich ist die Bramstänge die Fortsetzung der Marsstänge nach oben. Sie war früher, ehe die Oberbramstänge erfunden war und ist auf Schiffen, die solche nicht führen, der höchste, obere Teil des Mastes. — In Holland sagt man von einem Manne, der bei uns Großhans heißt, der also „den grooten heer uithangt‟, er sei ein „heelen bram,‟ er sei hoch gestochen. Dies bram heißt hoch. Es stammt von der „Hasenheide‟, die hin und her in ganz Europa an Feldrainen, auf Waldlichtungen, auf dürrer Heide wächst und, außer Hasenheide, noch Pfriemenkraut, Brämme, Bräme, Bram heißt, spartium scoparium L. Die uns bekannteste Art ist die mit den grünen, dünnen, schwanken Reisern und den gelben, weithin leuchtenden Schmetterlingsblüthen. Sie heißt vielfach Ginster. In Frankreich genêt (von genista) und hat Verwandte die als Ziersträucher dienen. Ein Reis (plant) dieses genêt pflegte Gottfried von Anjou an seinen Helm zu stecken, woher der berühmte Name Plantagenet. Wir machen Besen aus dem Ginster und nennen es Besenginster, jedoch nur auf hochdeutsch. Das [82]Volk sagt Bräme oder Bram, auch wohl Bremme, („Wirtshaus zur goldenen Bremme‟ bei Saarbrücken kriegerischen Andenkens vom Sommer 1870), Brom in Brombeere ist damit gleicher Abstammung. Althochdeutsch hieß prama, brama, mittelhochdeutsch brame Dornstrauch, stachligter Strauch, Brombeerstrauch. Sehr bezeichnend, denn die Grundbedeutung von Bram ist spitz, scharf, stechend, vorstehend, vorragend, Spitze, Höchstes, Äußerstes. Die Bramstänge heißt also so als Spitze, Höchstes, Äußerstes des Mastes und überhaupt des ganzen Schiffes. Der Name kommt demnach nicht sowohl von der Gestalt einer dünnen, langen, schwanken Ginster = Dornenstrauch- oder Brombeergerte, so
ndern von dem Hinaufstehen, Hervorragen, Aufwärtsstreben der Reiser. Wäre jenes anzunehmen, dann wäre Bramstänge eine Tautologie. Nicht als ob solche nicht denkbar wäre, es giebt ihrer genug, aber einfacher und klarer ist doch das Bild, wenn wir die Vorstellung „hinaufragen‟ festhalten.