Admiral, der. „Von gewalt, Amt und Befelch eines General Obersten, den man auff dem Wasser oder Meer Admiral pflegt zu nennen,‟ schreibt 1565 Leonhart Frohnsperger, „Bürger zu Ulm‟, in seinem Buch „Von Kayserlichen Kriegßrechten etc. etc.: „Erstlich, wo ein Herr selbs nit bey dem fürgenommen Krieg sein kann, wil oder wer, der mag oder soll an statt sein, ein fürtrefflichen, erfahrnen, geübten, dergleichen der dazu von hohem stammen, oder sonst ehrlichs geschlechts geboren, zu einem Obersten über alle Schiff und Hauffen, zu Roß und Fuß, Geschütz, Munition und was dern notturft mehr erheißt, haben, ordnen und dem Kriegsvolck fürsetzen etc. etc.‟ Noch bis in das 17. Jahrhundert hinein bedeutet das Wort Admiral ganz allgemein einen Befehlshaber zur See; titelhaft ist es erst vor etwa 250 Jahren geworden. Wir unterscheiden: Admiral mit dem Range eines Generals der Infanterie, Vize-Admiral mit dem eines Generallieutnants, Kontre-Admiral mit dem eines Generalmajors; zusammenfassend werden alle drei als Flaggoffiziere bezeichnet, weil sie das Recht haben, als Zeichen ihrer Kommandogewalt eine Admiralsflagge zu hissen. — Das Wort hat eine lange Geschichte. Seine Abstammung aus dem Arabischen ist unbestritten. Nur fragt es sich, ob es bloß aus amir oder aus amir-al-bahr entstanden ist. Letzteres heißt Befehlshaber zur See, ersteres bloß Befehlshaber. Insofern wäre die Abstammung von amir-al-bahr entschieden vorzuziehen, wenn nur nicht die älteste Form des Wortes im Spanischen, das es uns übermittelt hat, almiraje de la mar hieße, hernach almirante de la mar. Wenn almiraje und almirante aus amir-al-bahr entstanden wären, dann hießen sie ja schon allein für sich, ohne das de la mar, Befehlshaber zur See, da man sich aber veranlaßt sah, um einen Befehlshaber zur See zu bezeichnen das de la mar hinzuzufügen, so folgt daraus, daß almiraje oder almirante für sich allein noch nicht Befehlshaber zur See bedeutete, also nicht aus amir-al-bahr, sondern aus dem einfachen amir entstanden war, da man doch annehmen kann, daß in alten Tagen die Spanier arabisch genug konnten, um zu wissen, daß al-bahr = de la mar war. [11] — Zwar spricht wegen der Endung al in Admiral der erste Eindruck für die Ableitung aus amir-al-bahr, denn sie klingt arabisch genug. Es stellt sich aber bei näherem Zusehen heraus, daß das al in der Endung mit der arabischen Genitivpartikel al gar nichts zu tun hat, denn in der ersten Zeit der Übernahme aus dem Arabischen fehlt das al am Schlusse ganz, es ist also nicht mit übernommen worden. Die Endung des Wortes hieß vielmehr zunächst echt spanisch aje (almiraje) und verwandelte sich hernach, offenbar in Anlehnung an die geläufigen Endungen von commandante und imperante, ebenfalls in ante (almirante). Daß ein l zwischen a und m gelangt ist, so daß zuerst der Anfang des Wortes so lautete wie jetzt der Schluß, al, hat vielleicht in einer unbewußten Huldigung an die arabische Herkunft seinen Grund, das l hat sich aber kein allgemeines Bürgerrecht zu erwerben gewußt, nicht einmal im Spanischen selbst, wo neben almirante sich immer wieder auch amirante findet. — In diesen beiden Formen ging das Wort auf die Wanderschaft. In der Provence machte man amirat, dann amirant, daraus; im Altfranzösischen amirant. In Italien nahm es zuerst die Form almiraglio an, assimiliert in ammiraglio, ausgesprochen ammiralio. Nun ward es ins Mittellateinische übersetzt: amiratus. Von hier aus erklärt sich die Entstehung der Anfangssilbe ad. Man brachte amiratus mit admiror in Verbindung, etwa mit dem Gedankengang, daß ein Admiral ein — nicht etwa wunderlicher, sondern bewundernswerter Mann sei, wie denn wirklich im Jahre 1508 Admiral mit „ein wunderer des Meeres Oceani‟, 1534 mit „verwunderer des Meeres‟ übersetzt ward. Aus admiratus, wie das Wort nun hieß, bildete man in Erinnerung an ammiraglio die weitere Form admiralius, welche sich bequem an bekannte Wörter wie general und official anpaßte; daraus ist endlich durch Wegfallen der Endung ius unser heutiges Wort Admiral entstanden. —
Für die Abstammung aus dem bloßen amir spricht auch der Umstand, daß in der Tat das Wort Admiral in seinen verschiedenen Durch- und Übergangsformen nur im Allgemeinen zur Bezeichnung eines Befehlshabers, ohne Bezugnahme auf die See, im Gebrauch war; der Fürst der Sarazenen hieß so; der Emir von Babylon wird im 13. Jahrhundert in dem nach einer altfranzösischen Quelle bearbeiteten Gedichte „Flore und Blancheflur‟ so genannt; sogar der deutsche Kaiser zur Zeit der Troubadoure. Es wird [12]behauptet, durch die Sicilianer und Genuesen sei das Wort zu seiner jetzigen Bedeutung gekommen, wie auch, daß es durch die Kreuzzüge aus der Levante gekommen sei. Sicher ist, daß in Spanien 1246 Ramon Bonifaz aus Burgos vom König Ferdinand dem Heiligen zuerst mit der Würde eines almirante im Sinne von Seebefehlshaber bekleidet wurde. Er war also der erste Admiral. Lange blieb daselbst die Admiralswürde bei dem Hause Enriquez; später wurde der Infant Don Felipe damit bekleidet. — In Frankreich wurde das Amt dem Florent de Varenne 1270 beigelegt. Bis dahin hieß auch der Befehlshaber einer Flotte capitaine. „La Charge d'Amiral supprimée en France l'année 1626 fut rétablie en faveur de M. le comte de Vermandois l'an 1669, aiant été suppléée pendant cet intervalle, par la charge de Grand-maître, chef et Surintendant de la navigation et commerce de France qui demeura éteinte, par la mort de M. le duc de Beaufort, arivée la même année 1669.‟ (Aubin). Im 18. Jahrhundert war die höchste Admiralswürde bei dem Hause der Herzöge von Penthièvre erblich unter dem Titel „Amiral de France,‟ „das ist Generalissimus der Flotten und Vorsteher des ganzen Seewesens‟. — In den Vereinigten Niederlanden war der Erbstatthalter Admiraal Generaal, die Würde war im Hause der Prinzen von Oranien erblich und konnte selbst auf den weiblichen Stamm fallen. — In England kommt admiral schon 1300 in Robert of Gloucester's chronicle vor. 1632 ward der Posten eines Lord high admiral mit der Kommandobefugnis über die ganze britische Marine geschaffen. Der Herzog von York, der spätere König Jakob II., bekleidete ihn eine Zeit lang. Sonst ist er selten besetzt gewesen. — Im Mittelniederdeutschen hieß das Wort amiral, ammiral, ammeral, war aber so wenig titelhaft, daß in den Tagen der Hansa ein und derselbe Mann bald ammeral bald scypper = Schiffer genannt wurde. Bei Kilianus (1548) sehen wir zwei Versuche, das Wort ameral zu erklären, neben einander her laufen. Er übersetzt es einmal mit praefectus, dominus, patronus, ohne von der See zu reden, und leitet es von dem uralten deutschen Worte ambaht, ambacht = Amt ab, indem er Ammann, Amtmann als Übergangsglied in Anspruch nimmt. Sodann aber übersetzt er es auch mit archithalassus, praefectus maris, praefectus classis, und kommt richtig darauf: arabice amir, rex, sive imperator. — Beinahe sieht es so aus als ob dem Verfasser der [13]„Durchläuchtigsten Seehelden‟ noch etwas davon vorgeschwebt hätte, daß Admiral ursprünglich, dem Arabischen entsprechend, nur einen Befehlshaber überhaupt bedeutete, denn er berichtet, Sultan Soliman habe den Chaireddin Barbarossa zum „See-Admiral‟ ernannt. Er hatte zwar zur See keine Seide gesponnen, „der Groß-Herr hat ihn dennoch mit einem sehr guten Gesichte empfangen (wol wissend, daß alles mehr dem abwechselnden Glück, als seinem Versaumnuß, oder dem Mangel seiner Tapferkeit und Anführung zuzuschreiben) und hat ihn in Vergeltung seines guten Willens, und in Erkändtnis seiner Tapferkeit und Anführung, zum See-Admiral gemacht‟ ... Über die Aufnahme des Wortes ins Hochdeutsche sagt Kluge: „Erasmus Alberus und Dasypodius 1540 und Frisius 1541 kennen es noch nicht; Amiral findet sich 1561 bei Maaler, 1570 bei Hadr. Junius Nomencl., 1582 bei Golius Onomast., Admiral 1562 bei Crusius Gramm. Schon Henisch 1616 bevorzugt die Form Admiral.‟ — Der Merkwürdigkeit halber sei angeführt, wie weit man mit Erklärungen vorbeihauen kann. Das Groot Nederduitsch Taalkundig Woordenboek von Weiland schreibt, Admiral komme „van het oude ital. miraglio dat den spiegel van het schip beteekent; dewyl hier vorheen de plaats des bevelhebbers was, en hy zyn bevelen al miraglio gaf.‟ —
„Der Admiral‟ wird auch oft kurzweg gesagt, wenn man das Admiralsschiff, das Flaggschiff meint. „Wir folgen im Kielwasser des Admirals.‟ „Durchläuchtigste Seehelden‟: „Die Schiffe waren: Amsterdam groß 400 Last als Admiral, und hatte 237 Mann auf, 20 metalline und eiserne Stücken Geschütz. Delft der Vice-Admiral war gleichfalls 400 Last groß, mit 242 Köpffen bemannt‟ ...