Ein alter Mann und sein zehn- oder zwölfjähriger Knabe trieben einen Esel zum Verkauf im nächsten Städtchen ganz gelassen vor sich her.
"Aber sagt mir nur, Alter!" fragte von den Vorübergehenden einer, "wie könnt Ihr doch so albern sein? Ihr und Euer Sohn zu Fuße? Und der unbeladne Esel geht gemächlich voran!" – Der Alte fand, daß der Fremde Grund zum Spotte habe, setzte seinen Knaben auf den Esel und ging nebenher.
"0 über den Jungen!" rief bald darauf ein zweiter. "Mußt du fauler Schlingel denn reiten und deinen armen alten Vater zu Fuße gehen lassen?" – Der Alte nahm schweigend den Knaben herab und setzte sich selbst auf den Esel.
"So seht mir nur den alten faulen Dieb!" schrie wenige Schritte weiter ein dritter. "Sich selbst tut er gütlich auf dem Esel, und das kleine schwache Kind muß neben ihm herschleichen! Kaum daß es noch fort kann!" – "Auch dem ist noch abzuhelfen", dachte der Alte und nahm den Sohn hinter sich aufs Tier.
"Ist der Esel Euer?" fragte einen Büchsenschuß weiter abermals ein Fremder. – "Jawohl!" – "Nun, das hätt' ich doch wahrlich nicht gedacht! Sein eignes armes Vich so zu überladen." – Der Alte stieg herab und schüttelte den Kopf "Weiß ich doch fast nicht mehr", sprach er bei sich selbst, "was ich tun soll! Wie ich auch immer es anstelle, gleichwohl erhalt' ich Verweise. Wohlan, ich will das letzte versuchen!" – Sie banden dem Esel die Füße mit Stricken zusammen, steckten eine Stange durch und trugen ihn so auf ihren Schultern zu Markte.
Waren sie vorher von einzelnen ausgelacht worden, so geschah es jetzt im allgemeinen. Ein jeder, der ihnen begegnete, spottete laut; bis endlich der alte Mann so aufgebracht war, daß er den Esel in den nächsten Fluß warf und ohne Taler und ohne Tier und ohne Geld, aber wohl voll Verdruß, nach Hause kehrte; denn er vergaß die alte weisliche Bemerkung, daß, wer es allen recht machen will, es gewöhnlich bei keinem trifft.