Ein munteres Häschen hatte einmal über den mächtigen Löwen gelacht und war vom Fuchs verpetzt worden. Der eitle Herrscher der Tiere fühlte sich tief verletzt und ließ den kleinen Hasen vor das königliche Gericht fordern.
Das Häschen erstarrte vor Schrecken, als es diese Kunde hörte. Vor Angst und Furcht war es nicht mehr fähig, auch nur einen einzigen Schritt zu tun. Zwei Hunde, die Diener des Königs, mußten es zum Hofe tragen.
Der König befragte alle seine Ratgeber nach einer angemessenen Strafe für dieses Vergehen. Die Hunde fletschten die Zähne, und jeder wußte, was das bedeutete. Der Wolf entschied: "Tod durch Ertrinken." Der Bär aber mahnte: "Der Tod scheint mir eine zu hohe Strafe. Mein Urteil lautet: Verbannung. Der Hase soll mit seiner Familie das Land verlassen und drei Jahre lang in der Fremde leben."
Der König forderte noch viele andere Persönlichkeiten aus seinem Lande auf, ein Urteil für die Königsbeleidigung zu fällen. Doch kein Vorschlag wollte ihm so recht gefallen. Zuletzt bat er auch den gutmütigen Elefanten um seine Meinung. Der Elefant sprach mit ruhiger Stimme: "Hätte ein anderer von uns dieses Vergehen begangen, so würde ich mich dem Urteil des Wolfes anschließen. Doch seht Euch den scheuen Hasen an, wie er bibbert und bebt und mit dem Tode ringt; für ihn ist der ausgestandene Schrecken Strafe genug. Er wird sich sicher hüten, den König noch einmal zu beleidigen."
Dem Löwen gefielen diese Worte, und er nickte zustimmend. "Dir ist dein Verbrechen vergeben", sprach er wohlwollend zu dem verzagten Hasen. Dieser hatte kaum noch Kräfte, zum Dank und Abschied ein Männchen zu machen. Ganz benommen taumelte er in seine Behausung zurück.