Eine Spinne hat einmal wahrgenommen, daß der Seidenwurm so emsig in der Arbeit ist und unaussetzlich Seiden zurichtet. »Mein«, sagt sie, »was bist du für ein seltsamer Gispel, indem du Tag und Nacht dich bemühst, Seiden zu machen, womit sich andre Leut bekleiden, und dir, armen Narren, nichts anders vorgesetzt wird zu einer Speis als ein geringes Maulbeerblatt? Tust dich also nur wegen andrer Leut fretten und abplagen! – Ich«, fuhr die Spinn fort, »bin in dem Fall weit gescheiter; denn obschon ich spinne, so kommt's meinem Balg zu Nutzen, da ich nichts mach als Garn oder Netze, worinnen ich die Mucken fang für meine Speis. Da wär ich wohl eine große Närrin, wenn ich mich wegen andern möcht plagen.« – »Du«, gab zur Antwort der Seidenwurm, »bist eine bekannte giftige Bestie und hast keine einzige Lieb zum Nächsten! Weißt du nit, daß die Ochsen für andre ackern, die Schaf für andre Woll tragen, die Bäum für andre Frucht bringen? Der ist ein schlechter Kerl, der für sich allein lebt und seinem Nebenmenschen nit auch dient!