Ein Eichbaum ist vom Wind sehr übel zugerichtet worden, also zwar, daß ihm viel Äst abgebrochen sind und er an Blättern meistens entblößt wurde, so daß er nit anderst hergesehen, als wär er zu Höchstädt in der Schlacht gewesen, wessenthalben er sich gegen den Wind sehr beklagt, denselben einen aufgeblasnen Kerl genennt, ja gleichsam einen Straßenräuber gescholten, sogar für einen ungerechten Gesellen ausgeschrieen: in Erwägung, daß neben seiner Seite eine Haselnußstaude stehe, die vom Wind gar nichts leide. »Du Krott«, sagt der Eichbaum zur Staude, »du bist gegen mich ein schlechter Mistfink! Du bist zu nichts anderm zu gebrauchen, außer daß du den kleinen Knaben einen hölzernen Klepper abgibst oder einem rotzigen Eseltreiber als Spießrute dienst.« – »Ho«, sagt der Wind zum Eichbaum, »du bist mir wohl ein knoperter und grober Lümmel! Du mußt wissen, daß derentwegen die Staude von mir unverletzt bleibt, weil sie mir und meinem Zorn weicht und nachgibt; du aber tust dich meiner Gewalt halsstarrig widersetzen.«
Von solcher Staude können viel Leut, förderst aber die Weiber, eine gute Lehr schöpfen, insonderheit diejenigen, die mit einem groben und zornsüchtigen Mann verheiratet . . . Responsio mollis frangit iram (Eine sanfte Antwort bricht den Zorn. Sprüche Salomons 15, 1).