Doris verließ den Flieger Punkt 9:00 Uhr. Das nasskalte Deutschland tauschte sie nach etwas mehr als drei Stunden mit der Sonne. Damit waren nicht ausschließlich die Maitemperaturen und der Regen gemeint. Diesmal sollte es kein üblicher Badeurlaub werden. Doris war ausgerissen nach der Pleite ihres eigenen kleinen Ladens. Abgehauen ist sie von Peter ihrem Nochmann, der sie nicht nur um gemeinsames Geld betrogen hatte. Vor allem aber lief sie vor sich selbst weg. Der einzig fassbare Lichtblick in ihrer Ohnmacht war das Verlangen weit weg zufahren, zu schwimmen oder zu fliegen und irgendwie wieder anfangen zu leben.
Der Linienbus kroch die Serpentinen weiter in Richtung Süden. In den zwei Bergdörfern kurz vor der Ebene verließen die meisten Passagiere das Gefährt. Nur noch zehn Soldaten begleiteten Doris hinab wieder dem Meer entgegen. Erst mit der einsetzenden Leere nahm sie die jungen Männer richtig wahr. In erster Linie entsprang ihre Aufmerksamkeit dem Geruch süßlicher Strenge vermischt mit allerlei Körperchemie, die jetzt den Raum einnahm. Den kannte sie aus ihrer Kindheit, wenn Vater nach Hause kam. Alle getragenen Uniformen der Welt entfesseln wohl diese Erscheinung. Natürlich wuchsen ihr jetzt Zweifel, ob sie wohl den richtigen Ort gewählt hatte. Viel Auswahl bleibt nicht, wenn man nach Entfernung, Flugpreis und billigem Quartier mit open end sein Ziel bestimmt. "Im Internet stand verträumtes Fischerdorf, einsame Strände, erholsame Natur...aber nicht kulturlose Einöde", sind die harmlosesten Gedanken die ihr kamen. Der plötzlich weite Blick auf die bewaldete hüglige Landzunge, die zwei Meere teilte, lenkte sie nicht wirklich ab. Einer der Jungs, schräg neben ihr, himmelte sie förmlich an, hielt aber ihrer Augenantwort nicht stand. Schon wieder versöhnlicher dachte sie: "Na wenn schon, dann angele ich mir so einen Helden. Es wird ja auch solche in passendem Alter geben. Dann ziehe ich eben in Ermanglung von Häusern mit ihm um die Bäume."
Der Bus verließ die glatte Straße und holperte nach zwanzig Biegungen durch den Wald direkt an einen kleinen Hafen. Hier war aber alles wieder glatt, großzügig und neu. Das Blau-Weiß der Fischkutter schien mit den gleichen Farben der grob geschätzt fünfzig Häuser um die Wette zu strahlen. Unter einer großen Platane auf einem kleinen Platz mit Kappelle, Taverne, Post und Supermarkt war dann Endstation. Doris empfand richtig freudige Erwartung auf ihr Quartier. Ihre Stimmung kippte zusehends ins Positive. Sie fand die kleine Pension schnell und bekam ganz ohne Meerblickaufschlag ein helles Zimmer zum Wasser. Nur Strand gab es sichtbar nicht. Das musste sie den freundlichen Wirt, der sie in einer halben Stunde zu einem Ortsspaziergang eingeladen hatte, unbedingt fragen. Noch bevor es losging gab es eine Unterhaltung bei der es Doris stellenweise unheimlich wurde. Der Gastgeber gab ihr ein Plastikkärtchen mit ihrem Bild und Personaldaten. Sie verwunderte, dass ihr Geburtsdatum und Passnummer korrekt wiedergegeben waren, die aber bei ihrer Buchung gar nicht abgefordert waren. Die Rückseite enthielt ein Ausstellungsdatum weit vor ihrer Ankunft und einen merkwürdigen rosa Stempel, der eine Gültigkeit für den Monat Mai bescheinigte. Die Begründung, dass dies eine Art Hausausweis sei, der sie berechtigt sich auch nach 23:00 Uhr in der Umgebung zu bewegen und den Strand zu benutzen, der eigentlich im Sperrgebiet liege, beruhigte sie nur teilweise. Das sie ihr Handy und andere elektronische Geräte, selbst ihren Discman, nicht dorthin mitnehmen sollte, war für sie schon wieder mehr als verwunderlich. Beim folgenden Rundgang vergaß Doris zeitweilig alle Ungereimtheiten. Joseph, so hieß der Wirt und wollte zukünftig auch nur noch so genannt werden, schritt stolz wie ein Hahn neben ihr. Er zeigte ihr alle Sehenswürdigkeiten im Schnelldurchgang und lud sie auf einen Rotwein in die Taverne ein. Die Tatsache, dass ihre Vorstellung gegenüber den Anwesenden so klang, als habe er sie persönlich erobert und hierher geschleppt, nahm sie amüsiert hin. Das Willkommen der fünf älteren Herren fiel herzlich aus. Besonders der Hafenkommandant hatte sie gleich in sein Herz geschlossen, als er erfuhr, dass sie von der Ostsee kam und das Meer liebte. Sie sollte unbedingt mit ihm am Wochenende zum Fischen hinausfahren. Auch der Apotheker, der nebenbei eine kleine Bibliothek und das Internetcafe betrieb, lud sie zu einem baldigen Besuch ein. Die griechische Gastfreundschaft hatte Doris eingefangen und vermittelte ihr ein Gefühl von Geborgenheit. Joseph hielt sein Wort und nach dem einen Glas brachen sie wieder auf. Mit der Offenbarung ihrer neuen Eindrücke und mit einem Kuss auf die Wange bedankte sie sich bei ihm für den Empfang. Joseph, sichtlich gerührt von diesem Überschwang, kündigte nach der Rückkehr zum Haus noch eine Überraschung an. Gegen eine wirklich kleine Gebühr durfte sie einen Motorroller nutzen. An dieser Stelle war dann der zweite Kuss fällig. Die Spitze von Josephs Schnurbart kitzelte ihre Lippen und ließ sie zusätzlich lachen. Obwohl der Abend schon heraufzog, begab sich Doris sofort auf Tour. Den Weg zum Strand fand sie schnell. Nach nur vier Minuten Fahrt durch den Wald stand sie vor der Felswand und dem beschriebenen Durchbruch mit der geöffneten Pforte. Sie stellte den Roller neben einem Dutzend Fahrrädern ab und übergab dem herbeikommenden Posten ihre Plastikkarte. Nach einem kurzen Blick steckte er das Teil in eine Art übergroßes Handy das nach fünf Sekunden piepte. "Vielen Dank, Frau Dietrich, bitte denken sie daran, dass der Strand in gut drei Stunden geschlossen wird", sprach der Uniformierte mit stark Berliner Akzent. Ihre Verwunderung beantwortete er mit: " aufgewachsen in Kreuzberg...jetzt Wehrdienst in Griechenland...im nächsten Jahr Studium in Frankfurt. Wünsche ihnen viel Spaß", und gab ihr den Ausweis zurück. Der Weg wurde zur Felsspalte. "Ein Entgegenkommer mit mehr als siebzig Kilo wäre wohl nur durch übersteigen zu passieren", dachte Doris. Es kam aber niemand bevor plötzlich die Berge zurückwichen. Vor ihr lag ein etwa zwei Kilometer langer Strand nur unterbrochen durch übergroße Steine. Teilweise lagen sie übereinander und bildeten romantische Höhlen und Tore. Die untergehende Sonne färbte den feinen Sand fast rot. Sanfte Wellen brachen sich am flachen Ufer. Die ganze Bucht umgab schroffe Felsen. Nur landeinwärts in der Mitte schien hinter Hecken und Mauer recht üppige Vegetation zu sein. Davor standen ein flaches Gebäude und eine Strandbar. Um sie herum verteilten sich Schirme aus Palmenblättern, die Liegen überdachten. "Das stand in keinem Inselprospekt", war sich Doris sicher. Mit schnellen Schritten lief sie zum Wasser. In ihrem Rücken verließ lärmend eine Gruppe Jugendlicher den Strand. Es musste die Fahrradtruppe gewesen sein. Zum Baden war es zu spät, aber die Bar blieb ihr immer noch. Sie entschloss sich barfuss im Wasser bis zum Ende dieses Naturereignisses zu gehen. Genau mit Sonnenuntergang kam sie dort an. Sie setzte sich auf einen Stein und beobachtete versonnen das Farbenspiel. Als es dunkelte lief sie auf gleichem Weg zurück. Sie war noch auf Höhe jener Steintore und unschlüssig, ob sie noch zur Strandbar gehen solle, als laute Musik von dort sie stutzen ließ. Auf dem Holzboden vor den Hockern tanzte eng umschlungen ein ungleiches Paar. Sie, Asiatin, unterbrach mehrfach abrupt die Tanzschritte, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn leidenschaftlich. Er, grauhaarig, bestimmt unpassend dreißig Jahre älter und an seiner Kleidung als Barkeeper erkennbar, hatte dieses Auf und Ab schließlich satt. Er hob sie an den Pobacken auf Kopfankopfhöhe. Sie nutzte das um sich trotz seiner wilden Drehungen vollends an ihm festzusaugen. Unterhaltung zwischen beiden konnte sie nicht verfolgen, die Entfernung war zu groß und herüberwehende Fetzen klangen sehr ausländisch. Sie flüsterte ihm etwas ins Ohr. Noch bevor der bekannte Kuschelsong von R.W. zu ende war, setzte er sie ab. Das Mädchen drehte ihm den Rücken zu und schob eine seiner Hände über den hochgerutschten Rock hinweg direkt in ihren Slip. Doris stand wie vom Blitz getroffen. Nicht die momentanen Einblicke hatten sie verunsichert. Da schien sich trotz unanständigen Altersunterschiedes echte Zuneigung voneinander zu verabschieden. Wie der Schluss eines unbedeutenden Urlaubsflirts sah das nicht aus. Sie hatte Angst, dass jede weitere Bewegung sie in den Lichtkegel bringen könnte und ihre Entdeckung den Akteuren vielleicht peinlich war. Die letzten Takte verhallten. Die Asiatin drehte sich zurück, zog ihren Rock über die wieder unberührte Scham und lief auf die Hecken zu. "Bye Vaa, …und vergiss mich bis September", rief ihr der Mann nach. Er machte noch einen Schritt in ihre Richtung, verhielt und winkte nur noch. Vaa, Doris war sich nicht sicher ob sie den Namen richtig verstanden hatte, winkte ohne sich umzudrehen zurück. Vielleicht hieß sie Vanessa und gab ein Zeichen, dass sie ihn verstanden hatte. Der Mann kam in dem er sich äußerlich straffte wie aus einem Traum zurück und lief zur Bar. Als er wieder im vollen Licht stand hatte Doris das Gefühl, dass sie ihn von irgendwoher kannte. Bei dem Mädchen, war sie sich nach kurzer Überlegung völlig sicher, sie ist diese japanische Pianistin, die gerade eine Tournee durch Europa macht. Monatelang stand in allen bunten Klatschzeitungen etwas von Drogen, Magersucht und Absturz. Das muss aber schon zwei Jahre her sein. Ihr Comeback wurde nicht kommentiert. Sie wurde wieder gefeiert, als wäre sie nie verschwunden gewesen.
Der Weg zum Tresen verbot sich nun von selbst. Zudem machte die bevorstehende Sperrzeit den Rückweg unumgänglich. Das Grübeln über die Begegnung, vor allem über den bekannten unbekannten Mann, verließ sie bald.
In ihrem Quartier hatte Joseph eine Flasche Rotwein bereitgestellt. Sie nahm diesmal mehr als ein Glas und schlummerte zufrieden ein. Der schöne Tag war in die Nacht und einen Traum gewachsen. Kein böser Alptraum, der wie in Deutschland sie oft unsanft erwachen ließ. Die glücklichen Bilder des Tages vermischten sich mit solchen aus ihrer Kindheit und Jugend. Da war plötzlich auch eine Szene am Marinekai im Rostocker Breitling. Ein Mann stand vor ihr im schwarzen Neoprenanzug und erklärte irgendein Sauerstoffgerät, das keine Luftblasen machte. Als sie kurz darauf munter wurde schien die Sonne hell durch die Vorhänge. Sie stand auf und erinnerte sich, den Mann den gestern die hübsche Pianistin küsste, kannte sie. Sie hatte ihn im Traum genauso deutlich gesehen wie alive. Freilich müssen beide Begegnungen fast zwanzig Jahre auseinanderliegen. Sie faszinierten damals nicht die technischen Details seiner Ausrüstung, die er beschrieb. Es war die männliche Erscheinung. Der schwarze schlanke Körper, seine Stimme und die Gesten übten eine unbekannte Anziehungskraft auf sie aus. "Ich war unschuldig heimlich verliebt in diese Gestalt", resümierte Doris ihre damaligen Empfindungen nachträglich belustigt. Nach dem Duschen und einem ausgiebigen Frühstück wird sie wieder zum Strand fahren...
Am Strand
Sie bewegte sich mit schnellen Schritten aus den leicht gekräuselten Wellen. Ihr Gang, leicht nach vorn gebeugt, kämpfte gegen den Widerstand. Mit Abnehmen des Wasserstandes um ihren Körper wurde er gleitender. Als nur noch weißer Schaum die Knöchel umspülte, schwebten die Bewegungen. Den Kopf leicht zur anderen Seite abgewandt, als ließe sich das Haar so besser ringen, lief sie ohne Thomas anzublicken zur Dusche. Vielleicht waren diese Gesten auch nur ein Alibi um seinen Augen nicht begegnen zu müssen.
Die feinen Strahlen trafen ihren blassen schlanken Körper und befreiten ihn vom Salz. Durch seinen unterschiedlichen Widerhall konnte Thomas erahnen welche Körperteile getroffen und mit welchen Handbewegungen dabei gestreichelt wurden. Zuerst die Oberarme und Brüste hinab ein weicher gleichmäßiger Singsang. Dann härtere Aufschläge an den wechselnd angewinkelten langen Beinen.
Auch er bemühte sich nicht den Kopf zu drehen und verfolgte das Geschehen ausschließlich akustisch. Mit vorgetäuschter Geschäftigkeit wusch er Gläser und ordnete die vorhandene Planmäßigkeit des Tresens sinnlos neu. Warum gerade heute und bei dieser Person Thomas von seinem sonstigen Verhaltensmuster abwich, blieb ihm unbewusst. An der Schönen, die offensichtlich erst gestern aus dem kalten Resteuropa in der Sonne eingetroffen war, musste etwas Besonderes sein. Diese Zurückhaltung kannte er von sich sonst nicht. Solches Gebaren wäre auf Dauer auch äußerst schädlich fürs Geschäft.
Auf dem Weg zurück zu ihrem Liegeplatz hielt sie auf Höhe der Strandbar inne. Genau in diesem Moment trafen sich zum ersten Mal ihre Augen. Von ihr ging tatsächlich eine besondere Wirkung aus, denn die sonst so einladenden Gesten in den geläufigsten Sprachen blieben aus. Nur sein fast schüchternes "Hallo" begleitet von einem Zwinkern erreichten sie.
"Guten Morgen ...bis gleich, ich möchte einen Milchkaffee mit viel Zucker", ergänzten ein freundliches Antwortlächeln. Thomas beobachtete über den Automaten hinweg, wie sie die halblangen rot gesträhnten Haare mit dem Handtuch rieb, das Bikinioberteil ablegte und ohne Hast ein T-Shirt überstreifte. Er hatte den Eindruck, dass sie ihren Körper bewusst zu ihm drehte. Vielleicht wollte sie nur kontrollieren, ob seine Blicke noch bei ihr waren. Ohne Scham wechselte sie auch noch langsam den Slip in ein trockenes Teil.
" Die Nummer können wir aber nur so abziehen, wenn der Strand fast leer ist, wie heute morgen", sprach Thomas ihr die letzten fünf Meter des Weges entgegen. Er kam aus dem Rondell und rückte einen Barhocker zurecht. Im Hinsetzen legte sie ihre Hand über seinen Unterarm, der noch auf der Lehne ruhte, als wollte sie ihn festhalten. Sie warf ihren Kopf in den Nacken, ließ ihre grünen Augen verschmitzt rücklings nach oben leuchten und entgegnete trocken: "Mir ist schon klar, dass hier nicht der FKK-Strand von Markgrafenheide ist...aber du siehst auch nicht wie ein prüder orthodoxer Grieche aus." Thomas genoss ihre weiche Wärme, die für fünf Sekunden auf ihn übersprang. "Der Kaffee ist bestimmt fertig", hörte und sah er schmale Lippen schräg unter sich flüstern. Das gab ihm die Gelegenheit, wenn auch ungern, ihr seinen Arm zu entziehen. Zu seiner Verwunderung ließ dabei aber der Druck ihrer Hand kaum nach. Erst hinter seiner Barriere fand er die Fassung wieder. In den drei Jahren auf der Insel hatte er schon einiges an und mit alleinreisenden Urlauberinnen erlebt. Aber warum sollte diese rothaarige Schönheit ausgerechnet ihn, grob geschätzt 15 Jahre älter, zum Objekt ihrer Begierde erwählt haben? Als er ihr den Milchkaffe nebst großer Zuckerdose reichte vernahm er seine Stimme wie durch einen Vorhang gedämpft: "Nein Grieche und prüde bin ich nicht...nur kam dieser Anblick einer schönen Frau und jetzt gar deren Berührung für mich angenehm... verwirrend... unerwartet!" Um das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, aber doch das vertrauliche "DU" nicht abzuweisen, hängte er noch: "...vergiss den Zucker nicht", mit gesenkter Stimme an. Ihre Augen blitzten wieder spöttisch. Diesmal aber mehr blau als grün, nahm Thomas aus der Distanz wahr. Dem Tonfall ihrer Entgegnung war zu entnehmen, dass sie das Geplänkel sichtlich genoss und zu einem handfesten Flirt ausbaute. "Ich wollte dich nicht verwirren, ich wollte deine Aufmerksamkeit ... du bist der Mann mit dem hier ein Bundle für mich in Frage kommt". Thomas folgte ihrer Handbewegung mit einem Blick in die Runde. "Tolles Kompliment für mich, Zacharias, der Liegenverwalter ist Dreiundsechzig, kugelrund, schrecklich unrasiert und sein Enkel bekommt erst nächstes Jahr einen Bart", entgegnete Thomas und ergänzte die gespielte Entrüstung: " Ja unter den Dickbäuchigen ist der Schlanke König ...ich will auf dich aufpassen bis echte Konkurrenz erscheint!" Die Antwort kam prompt: "Schön, dass ein Mann auch akzeptieren kann, wenn die Dame den ersten Schritt tut, ich bin die Doris". Mit einem schallenden Lachen setzte sie die Rede fort: "... und hätte nichts dagegen, wenn wir heiraten!" Ohne sie anzublicken kam die Antwort: "Nun gut, wenn die Mitgift stimmt und du einen schwulen Ehemann duldest, ich bin der Thomas". Nach kurzem Zögern kam dann noch: "Genug, jetzt lass uns von etwas Ernsthaftem reden, von dir, vom Wetter oder so..." Er angelte zwei Schwenker vom Regal, füllte sie gut zweistöckig auf, reichte ein Glas herüber und prostete ihr zu: "Willkommen Doris! Auf eine schöne Zeit in der Sonne! Wir können noch gut eine Stunde reden. Woher du kommst, was du so vorhast, wie ich dir als Landsmann in der Fremde helfen kann und...und. Um 11:00 Uhr hat die Welt dann ausgeschlafen und hier bricht die Hölle los!". Doris konnte gar nicht anders als das viel zu volle Glas mit Metaxa reflexartig zu übernehmen. Sie bedankte sich artig mit einem Kopfnicken: "Ja ernsthaft ...nur Wetter ist zu eintönig. Das ist ja immer gleich schön!" Sie nahm nur einen kleinen Schluck und stellte das Glas bestimmt etwas seitlich ab. "Ich liebe den betörenden Duft von Rosinen, mag aber nicht die Wirkung von Alkohol ohne Mondschein und Musik", war die Fortsetzung der Rede. Nur wurde ihre Stimme leiser und merklich nachdenklich. Für Thomas hatte es den Anschein, dass ihre Augen auch blasser wurden. Hätte er jetzt ein Urteil abgeben müssen, wären sie grau. "Ich danke dir. Du hast gemerkt, dass mein Gesäusel nur Maske ist. Danke für dein Zuhörangebot, ich will es nutzen", waren der Anfang einer Geschichte, wie sie Jedem an jedem Tag passieren kann. Da folgte einem beruflichen Fiasko in einer Stadt an der Ostsee Gleiches in einer Partnerschaft. Von vergeblichem Aufbäumen und Depressionen, vernahm Thomas, genau wie von Selbstzweifeln und dem Versuch mit dem zweitbesten Flieger ihnen zu begegnen. Er hörte fast ausschließlich nur zu. Er hätte selbst eine solche Geschichte erzählen können. Nicht nur die offerierten Fakten, sondern auch die dazugehörigen Gefühle kannte er genau. In seinem Gelebten kam aber die Gegenwart nicht ausschließlich als Flucht aus der Vergangenheit an. Sie bildete schon so etwas wie Zukunft. Die räumliche Trennung von schlechter Zeit stand fast am Ende von Vergessen. Das hatte Doris noch vor sich. Egal wie weit ihr Weg noch würde und ob sie ihn auch konsequent gehen konnte, Thomas entschied sich ihr zu helfen. Vielleicht etwas umständlich entwickelte er ihr genau diese Gedankengänge. "Verdrängen mit einem noch so schönen Rausch bringt kein neues Leben...nur neues schönes Erleben verändert", hätte man als Kernaussagen, wenn auch nicht wörtlich, festhalten können. Persönlicher wollte er zu diesem Zeitpunkt nicht werden.
Es verrann nicht nur die Zeit. Doris hatte doch das Glas mit dem Weinbrand zu neuem Milchkaffee geleert. Pünktlich kamen die zwei Ausflugsschiffe um die Landspitze. Noch bevor die durstigen Badegäste weitere Unterhaltung unmöglich machen konnten, reichte ihr Thomas einen Schlüssel. Fast im Befehlston hörte sie ihn sagen: "In keinem Fall legst Du dich jetzt in die Sonne...im Garten findest du unter den Oliven eine Liege". Mit dem Kopf deutete er in Richtung Hinterland und fuhr fort: "...im Bungalow links sind Dusche, Toilette und Handtücher". Angesichts seiner einsetzenden Geschäftigkeit Getränke und Geschirr bereitzustellen, begriff Doris die Unmöglichkeit von Widerrede und trabte ab. Als sie sich doch noch unsicher in Richtung Strand umdrehte, sah sie nur seinen kategorischen Zeigefinger, der in Richtung Felsen wies. Die Nachrede: "...vergiss nicht das Tor wieder abzuschließen", erreichte sie schon wieder im braven Vorwärtsgang.
***
Die Sonne stand schon weit nach Mittag als Thomas den Garten betrat. Doris lag auf dem Rücken schlummernd unter den Oliven. Ihre Gesichtszüge waren entspannt. Die halb geöffneten Lippen ließen ruhige Luft heraus. Sie hatte sich seinen flauschiggelben Bademantel übergeworfen, der sich im Schlaf in der Mitte indiskret geöffnet hatte. Thomas schaute langsam ihre etwas ungleich angewinkelten Beine hinauf. Er registrierte den rasierten Venushügel, für ihr Alter ungewöhnlich volle und auch fest scheinende Schamlippen mit deutlichen Bewegungen. Ihm war so als würden sie sich mit jedem Atemzug, der auf den Unterbauch übersprang, öffnen und schließen. Wenn die Luft ihren Körper verließ, glaubte er etwas mehr aus dem rosigen Inneren mit dem Knubbel am Ende der Hautfalten zu erspähen. Eine angemessene Fassung umrahmte ihren Juwel. In der Hoffnung, dass sich damit eine andere Perspektive einstellt, drehte er den Kopf zur Seite. Der geänderte Winkel brachte außer weiterer Erkenntnis eigener Erregung keine neuen Einblicke. "Jetzt niederknien und die Lippen sanft aufdrücken...die Zunge nachschieben...bedeutet bestimmt ein besonderes Glücksgefühl", nur heftiges Kopfschütteln gab seinen Gedanken eine andere Wendung. Er erblickte die Handtücher auf der Wäschespinne, die Doris noch der abgelaufenen Maschine entnommen haben musste. Er wollte die Blößen bedecken bevor er sie weckte. Sicher war ihr bei aller bewiesenen Offenherzigkeit eine solche Situation peinlich. Dabei warf er einen Schatten auf ihr Gesicht. Im Erwachen hielt Doris seine Hand fest und presste das Tuch mit dieser genau dorthin. Nein, Absicht war es nicht. Ein Reflex vielleicht in der Schlummrigkeit, auch wenn sie ihn heftig zu sich zog. Diesmal bedauerte es Thomas innerlich, dass Doris aber sofort losließ, als sie die Wimpern hob. Andere Sinneswahrnehmungen hätten vielleicht sein Betrachten noch ergänzt. Ihre Augen blinzelten noch schläfrig, aber wieder blaugrün.
"Danke Thomas, ich habe toll geschlafen, bin wie ein neu geboren, habe sogar das zweite Mal von dir geträumt!", sprach sie vollends munter. Sie stützte ihren Oberkörper auf die Ellenbogen. Ohne abzubrechen, aber doch für Thomas zunächst ohne Zusammenhang, setzte sie fort: "...aber schwul bist du in meinen Träumen nicht?"
Es dauerte einige Sekunden ehe er antworten konnte. Auch ihre runden Brüste waren durch die Aufwärtsbewegung aus dem gelben Flausch hervorgesprungen. Nicht nur diese Erscheinung irritierte ihn. Da standen noch die Aussagen "schwul" und "zweimal von ihm geträumt". Nach einem Kuss auf die Stirn, der nach kurzen Überlegungen ihre Lippen streifte und an einer der beiden braunen Knospen hängen blieb, erübrigte sich eigentlich sein: "Nein!". Lachend begründete er anschließend, dass er sie sonst wohl kaum beim Herannahen von Konkurrenz schlafen geschickt hätte.
Thomas richtete sich auf und erklärte ihr fast schon im Abgang, dass sie ihm helfen müsse. Ein Boot sei angekommen ohne die übliche Mannschaft, die sonst die Küche übernehme. "Doris ich muss zurück, du machst den Ausschank der Getränke", sagte er fast schon am Gartentor. Wieder ließ er ihr fast keine Möglichkeit abweisender Reaktion. Als die Tür ins Schloss fiel und Thomas sah, dass sie gehorchend aufgestanden war, aber doch noch unschlüssig wirkte, setzte er noch einen Schalk obenauf: "Doris, keine Angst...die männlichen Passagiere sind ausschließlich kleinwüchsige, lärmende Japaner...die weiblichen sind aber recht ansehnlich". Was er mit "Japaner" bei Doris auslöste ahnte er freilich nicht, denn die Besucher waren tatsächlich von dort.
"Mistkerl, Macho und Schweinepriester", waren nur die gepflegtesten Entgegnungen, die man hier bedenkenlos aufschreiben kann. Abgesehen davon, dass das Handtuch in seiner Richtung abgefeuert wurde, leistete Doris aber keine nennenswerte Gegenwehr. Sie ging ins Haus zurück, um nach angemessener Kleidung für ihren geforderten Auftritt zu suchen.
Die zweite Nacht am anderen Meer
Eigentlich wollte Doris sofort nach ihrer Ankunft am Strand zur Bar hinaufgehen. Sie musste ihre Vermutung prüfen, ob der Mann tatsächlich der war für den sie ihn hielt. Für die heute postkartengleich türkis gefärbte See und den tatsächlich weißen Sand hatte sie momentan keinen Blick. Auf halben Weg polte sie sich aber um. "Was sollte es bringen ihn zu fragen, ob er mal Marinetaucher war...von ihren Jungmädchenschwärmerein konnte er ja unmöglich wissen", entschloss sie sich es langsamer anzugehen. Sie legte sich unter einen Palmenschirm der weit aber auch nah genug von der Bar entfernt stand. Unschlüssig blätterte sie in einem Buch und ertappte sich dabei, dass sie mehr über seinen Rand hinausblickte. Ihr Interesse nahm eindeutig der geschäftig hantierende Keeper ein. Sie kam immer wieder nur zu dem einen Schluss: "Er ist es. Die schlanke, sportliche Figur ist ihm geblieben... Hut ab, Anfang Fünfzig und kein Anschein von Bauch. Nur die Haare sind nicht mehr nur meliert. Das Grau bildet zu seinem durchgebräunten Teint einen angenehmen Kontrast". Ohne, dass ihr aus diesen Erkenntnissen irgendein Nutzen konkret wurde, fiel sie in eine Hochstimmung. "Man bekommt die Aufmerksamkeit eines Barkeepers am besten indem man etwas bestellt", um diese umwerfende Feststellung nicht gleich in die Tat umsetzen zu müssen, ging sie erst mal ins Wasser.
Wenig später fand sie sich dann trotzdem am runden Tresen wieder. Als ihr, von ihm der Stuhl zurecht gerückt wurde, bemerkte sie am Oberarm ein schon teilweise verblasstes Ringtatoo. Sie hielt seine Hand fest und erkannte Sterne und Streifen mit Jahreszahlen. "1970 - da war sie noch nicht geboren - und unter einem besonders dicken Zack stand 1988-sechzehn musste sie da gewesen sein", ging es Doris durch den Kopf. Irgendwann am Ende dieser Zeit war sie ihm begegnet. An Äußerlichkeiten von damals konnte sie sich bis auf das schwarze sexy Dress nicht erinnern. Andere Werte hatte sie nie kennengelernt. In ihrer Vorstellung musste er irgend so ein Held gewesen sein und die sind immer hilfreich, edel und gut.
Thomas, so hatte er sich vorgestellt, schien ihr eher verwirrt als beeindruckt, aber nicht abweisend. Ihre Koketterien einschließlich der Offenherzigkeiten nahm er geduldig hin. Als er ihrem Geplapper ein Ende setzte und sie aufforderte von sich zu erzählen, war sie ihm wirklich dankbar. Sie redete sich ihren ganzen Kummer von der Seele. Seine Art zuzuhören, mit kurzen Nachfragen die einzelnen Fakten einschließlich dazugehöriger Befindlichkeiten zu bündeln und aus seiner Sicht zu kommentieren, signalisierten Doris sein Interesse. Ja, sie hatte seine Aufmerksamkeit, wenn auch auf andere Art als von ihr ursprünglich angestrebt. Als Thomas ihr erklärte, dass er ihr helfen wolle, glaubte sie ihm auch ohne konkretes was und wie. Aus ihrem Innersten suggerierte so etwas wie Verlassgefühl den Gedanken sich ihm zu überlassen. Sie empfand dies nicht nur sexbezogen.
Doris war froh als er ihr befahl sich nicht in die Sonne zu legen und in den Garten zu gehen. Gedanklich entschuldigte sie seinen kategorischen Ton: "Er ist eben immer noch Offizier!" Der Alkohol und die gestiegenen Temperaturen taten ein Übriges. Auch die Dusche half nicht gegen die Schläfrigkeit. Sie suchte sich die beschriebene Liege an der Mauer unter den Olivenbäumen. Der exotische Duft von Oleander vermischt mit dem Hunderter Hibiskusblüten betörte sie zusätzlich. Wieder umfing sie ein Traum. Natürlich spielte Thomas darin eine Hauptrolle. Zunächst schien es ihr als sehe sie eine Wiederholung des Tanzfilms vom gestrigen Abend. Die gleiche Musik, derselbe Ort und männliche Part. Nur diesmal tanzte er in schwarzen Jeans und freiem Oberkörper. Das weibliche Gegenstück hatte aber keine Mandelaugen und kurze dunkle Haare. Es dauerte eine Weile bis Doris erkannte, dass sie sich selbst wie durch Milchglas bei heftigem Knutschen zuschaute. Nach den hellen Pobacken, die in die Höhe gehoben wurden, war sie untenherum nackt. Auch sie flüsterte etwas vor ihrem sanften Aufsetzen. Diesmal griffen gleich zwei Hände in den unbedeckten Schoß, die sie wechselseitig mit den ihren führte. Sie glaubte tatsächlich Finger zu spüren.
Bewegungen an und vor ihr ließen sie erwachen.
Als sie die Augen öffnete, stand Thomas leibhaftig vor ihr. Sie fühlte sich so leicht und aufgeräumt. Freilich erzählte sie ihm nicht von ihrem Traum, noch nicht. Sie konnte sich ja nicht sicher sein, wie Thomas reagiert. Sie entschloss sich ein bisschen zu provozieren: "...aber schwul bist du nicht?", gab sie eine Aussage von ihm wieder. Seine Reaktion, die an ihrer Brustwarze endete überraschte sie trotzdem, aber nur kurz. Sie genoss seine Lippen auf der empfindlichen Haut. Vielleicht führte der Gedanke den letzten Traum in die Wirklichkeit zu holen ihre Absicht ihn zu sich herabzuziehen. Doch schade Thomas richtete sich wieder auf und war schon auf dem Sprung zurück zum Strand. Natürlich wollte sie ihm helfen bei der Arbeit in der Bar. Sein Einwurf, dass die neuen Gäste Japaner seien, verunsicherte Doris ein wenig. "War vielleicht Vanessa zurück?", schoss ihr in den Kopf. Sie verwarf die Gedanken als unwahrscheinlich. Auch konnte sie sich ihre plötzliche Furcht vor "Vaa" nicht erklären. "Ich werde die Bar samt Japanern, ob mit oder ohne sie, schon aufmischen", begleitete ihren Gang ins Haus.
* * *
Schnell fand Doris eine jener grünen Wickelschürzen mit dem Bierlogo, die auch Thomas trug. Zwei radikale Schnitte brachte sie in Dorisform. Im neuen Umfang passte sie nun knapp um ihren Leib. Horizontal endete der Stoff knapp oberhalb der Knie. Wenn man erkennen wollte, dass zwischen ihren Pobacken noch der weiße String saß, erforderte dies ihr sehr, sehr tiefes Bücken nach vorn. Die Suche nach einem passenden Oberteil gestaltete sich schwieriger. Erst in einem Schrank mit Militaria fand sie ein rückenloses Frackchemise, was zu einer Galauniform gehörte und deshalb auch für sie geeignet schien. Ihre Brüste waren in der Front keusch bedeckt. Die Seiteneinblicke gestalteten sich aber überaus offen. Aus einem grünen Rest zauberte sie noch eine schicke Schleife. Die roten Haare gelte sie wild nach oben.
Als sie die letzten Schritte an die Bar tänzelte stockte Thomas der Atem und den Japsen blieben die Münder offen stehen. Doris sah umwerfend aus. Noch bevor sie die Bar betreten konnte umringten sie kreischende Asiatinnen. Alle wollten ein Foto mit ihr, natürlich mit Poansicht.
Immer, wenn Thomas sie in der Folgezeit anblickte nahm sie ein Schmunzeln wahr. Sie hatte den Eindruck, dass so etwas wie Anerkennung aus seinen Augen sprang. Es wurde ein toller Spätnachmittag. Natürlich hatte Doris bemerkt, dass die Cocktailkarte kassiert war. Trotzdem blieb genug zu tun und sie wuchs mit ihren Aufgaben. Zum Glück hatte das Schiff nach drei Stunden seine feste Rückfahrzeit und es kehrte langsam Normalität zurück. Die Zahl der anderen Strandbesucher hielt sich ja noch in Grenzen. Die Gruppe junger Engländer, die gestern nur durch glückliche Fügung Doris nicht in der engen Schlucht begegnete, war tanzend mit sich selbst beschäftigt. Erst jetzt hatten sie füreinander Zeit. Thomas spreizte ihre Arme zur Seite als ob er sie damit besser von unten nach oben betrachten könne und zog sie an sich. "Eine tolle Aushilfe habe ich mir da angelacht", flüsterte er. Doris nutzte seine Nähe um ihn abrupt auf den Mund zu küssen. Völlig atypisch ließ sie aber eine Erwiderung nicht zu und antwortete stattdessen schnippisch: "Verstehe schon, morgen kein FKK, keine Copacabana, morgen brave Etikette!". Dabei rückte sie sogar ein wenig von ihm ab. "Ja so ähnlich", lautete seine Reaktion. Freilich suchte er wieder ihren Mund und Doris war froh, dass Thomas auch ihre Zunge fand. Ihre Lippenbekenntnisse waren nicht vordergründig sexuell geprägt. Sie sollten die Ergänzung zu ihrem verbalen Dankeschön sein: "Danke für den schönen Tag, danke für die Schufterei...". Doris fühlte sich glücklich, weil sie, wer weiß seit wann, wieder echt gebraucht wurde. Wie Thomas es gemeint haben könnte, wollte sie nicht einschätzen. Ihr genügte, dass er es ausgiebig tat. Erst als die Engländer mit rhythmischen Klatschen und "Hey-Hey" eine Art Countdown zelebrierten, ließen sie voneinander ab. Aufräumen war jetzt angesagt. Nach und nach verschwanden alle Gäste. Thomas blickte auf die Uhr: "Oh, Shit ... ich glaube wir sind überfällig", fasste er die momentane Situation zusammen. Er nahm sein Handy und sprach mit Irgendjemand in englischeingefärbtem Griechisch. "Du musst zurück, heute kannst du nicht länger als noch eine halbe Stunde bleiben...das Paradies hier hat feste Spielregeln", erklärte er geknickt. In Doris wirkte sein Bedauern nach, als sie sich im Bungalow wieder zurück verwandelte. Sie war schon etwas sauer, dass der gemeinsame Tag und die Nacht, die noch nicht in der Mitte angekommen, so plötzlich endete. Sie gingen schweigend durch die Schlucht. Sein Kuss am Tor in den Felsen ließ sie wieder ruhiger werden, auch wenn er angesichts des Postens nur flüchtig ausfiel. Die Worte: "Schlaf gut, träume was Schönes. Morgen reden wir über das Wie...das Weiter und das Warum!", die er Doris mit auf dem Weg hinaus gab, versöhnten sie innerlich. Thomas hatte sie ja nicht zum Vergessen aufgefordert, wie vor etwa vierundzwanzig Stunden die madeläugige Schönheit.
Der Morgen
"Guten Morgen, meine Schöne. Du hast mein Klopfen nicht gehört...ich habe mir erlaubt einfach einzudringen". Seine Stimme und die geräuschvoll aufgeschobenen Vorhänge ließen Doris erwachen. Ihre blaugrünen Augen blinzelten in die hereinspringende Morgensonne. Sie setzte sich auf und ihrer Mimik war zu entnehmen, dass sie sein Näherkommen gern gesehen und auch gefühlt hätte. "Guten Morgen, Thomas, wartest du schon lange auf mich?", fragte sie etwas spitzbübisch und rückte ihren Körper ein wenig zur Wand als wolle sie für ihn Platz machen. Seine Verneinung war natürlich gelogen. Einzweidrei Minuten hatte er schon vor ihrem Bett gestanden. Thomas überlegte, wie er ihr wohl die Dinge, die nicht nur ausgesprochen, sondern ausführlich erklärt werden mussten, beibringen sollte. Er entschied sich gegen das Niedersetzen und mit allgemein notwendiger Konversation zu beginnen: "Ein tolles Frühstück und vielleicht ein guter Tag erwartet uns unten. Spring schnell unter die Dusche!" Als er schon wieder das Zimmer verlassen wollte, sprang sie aus dem Bett und hielt ihn an der Hand fest. "Renn` nicht weg, das was deinen Garten Eden betrifft werde ich bestimmt verstehen. In meiner Jugend musste ich mich wegen Vater auch in besondere Notwendigkeiten schicken und bin daran nicht gestorben", hielt sie ihm entgegen und erfasste einen Teil der Gründe für seine sichtbare Unsicherheit. Erleichterung empfand Thomas, als sie weiter über ihr persönliches Zueinander sprach. "Ich habe dich überfallen und gleich vereinnahmt...ich habe dir nicht nur meine Probleme aufgehalst - sondern war dabei mich auch noch in persona oben auf zu legen", vernahm er verbunden mit so einer Art Entschuldigung. "Ich will dir nah sein, so weit wie du es zulassen kannst, nicht mehr aber auch nicht weniger", erklärte ihm Doris und ließ seine Hand los, wagte aber noch einen Zusatz. Sie schaute ihn nicht direkt an. Thomas spürte einen Hauch von Verlegenheit in ihrer Erklärung, dass sie im früheren Leben in Rostock ihm schon einmal begegnet war und dass er bleibenden Eindruck hinterlassen hatte. "Ich glaube, Nähe zu dir ist gut für mich", sie schob ihn aus der Tür und rief ihm lachend nach: "Die Frühstückseier bitte gespiegelt und von beiden Seiten gebraten!" Auf dem Weg nach unten wurde Thomas schlagartig klar Fregattenkapitän Klaus Dietrich ist Doris Vater. Irgendwann in den Achtzigern muss sie ihn bei einer Vorführung, die für Schulklassen und Studenten organisiert wurden, gesehen haben. Damals konnte er mühelos mit seiner Konstitution B.P. ersetzen, heute ginge er wohl irgendwo unterhalb von R.G. ab. "Klaus Dietrich, Chef der Abwehrabteilung ...von manchem als graue Eminenz der Flottille gefürchtet!", ging es ihm durch den Kopf. Er hatte keine negativen Erinnerungen an ihn. Kompetenz, Sachverstand und Erfüllung der jeweiligen militärischen Aufgabe bestimmte ihr damaliges Verhältnis. Freilich jeder an seinem, anderen Platz. Das Doris seine Tochter ist stand nicht in den Mitteilungen aus Deutschland über sie, die nach ihrem Aufenthaltsbegehren im April abgefordert wurden. Außer der Bestätigung ihrer Personaldaten und fehlender Reisetätigkeit in Nicht-EU-Staaten enthielten sie nur weiße Flecken. "Es ist auch nicht weiter von Belang, wenn ihr Erscheinen auf der Insel und ihre Annäherung purer Zufall sind", resümierte Thomas. Er hatte schon einen Einfall, wie dies zu prüfen sei. Natürlich hing vom Ergebnis dessen ihre Nähe ab, besonders die persönliche, die Doris anstrebte und die er ihr auch durchaus geben wollte.
* * *
"Du bist die Tochter von Klaus, sag mir, wie geht es ihm", empfing Thomas die in engen weißen Jeans und knappem passenden Oberteil fröhlich die Treppe Herabsteigende. Wieder rückte er ihr den Stuhl zurecht und sie zeigte, nach kurzem Verhalten, auf den letzten Stern in seinem Ringtatoo: "Du bist Kapitänleutnant Thomas, an den Nachnamen erinnere ich mich nicht. Mein Vater ist leider vor fünf Jahren verstorben, seine schlimme Krankheit konnte er fast bis zum Schluss verheimlichen, er ist mir noch immer fehlend." Thomas war froh, dass er noch hinter ihr stand. So war Weg und Zeit nur kurz sich hinabzubeugen, um auch körperlich echtes Bedauern zu erklären. Er hatte das Gefühl, das sie seine Geste, so wie auch gemeint, als wahrhaftig empfand. Den kurzen Moment der Versunkenheit löste Doris zuerst, sie rückte ihre Wange ein wenig ab, ihr Blick zeigte Traurigkeit: "Das war der Anfang. Das was später kam war genauso schmerzhaft und niederschmetternd, den Schluss kennst du schon". Wohl für beide zum richtigen Zeitpunkt um sich zu fassen, brachte der Josephwirt die zweiseitig gebratenen, gespiegelten Eier aus der Küche von nebenan. Er gewahrte die besondere Situation und verschwand lautlos wie er gekommen war. Das weitere Frühstück verlief trotzdem einsilbig als Unbedeutsamkeit mit Nahrungsaufnahme. Diesmal war es Thomas, der das im Mai nichtvorhandene Eis brach: "Komm, wir gehen nicht zum Strand. Wir fahren ins Gebirge, der Blick in die Ferne und der Wind aus dem Süden machen uns den Kopf frei". Er zog sie vom Stuhl und ließ ihre Hand erst am Wagen vor der Tür los. Wieder folgte Doris ihm willenlos. Auch diesmal war es dieses Verlassgefühl aus dem Bauch heraus oder wenig links darüber, was sie gehorchen ließ.
Die Piste schlängelte sich acht Kilometer durch dichten Pinienwald. Den Straßenrand in Richtung Süden begrenzte zusätzlich ein hoher Streckmetallzaun. Weiße Schilder wiesen das dahinterliegende Gelände als Sperrgebiet aus. Wie beiläufig erzählte Thomas, dass hier etwas fast einmaliges in der Verbindung von Militär, Umweltschutz und Wasserwirtschaft gelungen sei. Aus einem heruntergekommenen Stützpunkt mit Übungsgelände war durch eben dieses Zusammengehen in den letzen zehn Jahren etwas zusammengehörig Funktionierendes entstanden. Ursprünglich sollte nur die natürliche Bedeckung der Anlagen hergestellt werden. Heute gibt es einen florierenden Betrieb, der auch für die Aufforstung anderer Inseln sorgt und das Wasser, jetzt im Überfluss vorhanden, geht in die Städte im Norden. Vor drei Jahren hatte man begonnen mit gesiebtem Tourismus neue Einnahmequellen und Arbeitsplätze zu schaffen, damit das Projekt sich selbst tragen konnte. Natürlich verschwieg er, dass ganz bewusst an einer Stelle ein Fenster geöffnet wurde, an der kontrollierbar war, ob nur die Naturschönheiten betrachtet wurden, oder nicht andere Begehrlichkeiten Aktivität zur Erbauung überspielten. "Gesiebter Tourismus?", fragte Doris. Sie konnte sich schon vorstellen, was das sein konnte. Wollte es aber genau wissen, weil sie ja nicht in diesem Raster hängen geblieben war, oder doch? "Jeder der sich hier aufhält hat irgendwie Berührung zu den Anlagen und dem Personal. Du kannst dir vorstellen, dass zwei Hubschrauberstunden vom nicht gerade friedlichen Nordafrika Sicherheitsanforderungen gelten. Auch der normale Urlauber bekommt Einblicke und lernt die dazugehörigen Menschen kennen", erklärte Thomas. Es war für ihn selbstverständlich, dass Klaus Dietrich damals seine Tochter nicht über seine Geheimnisse der Außen und Innensicherung militärischer Objekte eingeweiht hatte. Wäre das der Fall gewesen, hätte er sich Weiteres ersparen können. Die Fortführung seiner Rede beinhaltete, dass es keine Bedrohung aus der Luft oder von See hergeben könne, dazu reichten die technischen Möglichkeiten potenzieller Gegner nicht, wohl aber aus der Gegebenheit am Ort. "Ich bin also vertrauenswürdig mir in deinem Paradies die Sonne auf den Pelz brennen zu lassen", fasste Doris das Vernommene zusammen und blickte ihn dann spöttisch von der Seite an. Thomas lächelte etwas gequält und blickte angestrengt auf die jetzt ansteigende, kurvenreiche Straße. Trotz seiner Konzentration kam die Entgegnung prompt: "Klar doch, du bist nachgewiesener Maßen tatsächlich die Doris D. aus Rostock und hast keine Kontakte zu einer militanten Moslembruderschaft. Oder doch ...?" Ihr Kopfschütteln und Lachen zeigte Thomas, sie hatte verstanden. Die entscheidende Frage, die auch für ihr persönliches Verhältnis von besonderem Interesse war, stellte Thomas nicht. Noch nicht, auch wenn, der Gesprächsverlauf es hergegeben hätte.
Die Serpentinen wurden immer enger. Bevor der Wagen die Hochebene erreichte hielt Thomas an. "Wir müssen jetzt durch ein weiteres Heiligtum auf dem Weg zum Himmel, wir steigen aus, werden auf Waffen durchsucht, ein Sprengstoffhund stöbert durch das Auto", warnte er sie vor möglichen weiteren Verwicklungen der Situation. Doris nahm es witzig und erklärte, dass sie nur in seinem Beisein die Hosen fallen lassen wolle. Im gleichen Augenblick wurde sie wieder ernst: "Lass, gut sein Thomas, ich achte Regeln, wenn ich ihre Notwendigkeit für mich einordnen kann".
Es kam so wie angekündigt. Eine Legitimation war angesichts seiner Person nicht notwendig. Die weitere Prozedur blieb ihnen aber nicht erspart. Ein kleiner weißer Terrier sprang ins Auto. Sie gingen durch einen Metallreif, der wegen der Nieten ihrer weißen Jeans schrill anschlug, aber folgenlos, weil Thomas Abwinken und Augenzwinkern dem Posten signalisierte den Weg freizugeben. Sie fuhren weiter bis zur Bergspitze. Nach ihrem Aussteigen holte Thomas zwei Militärjacken aus dem Kofferraum und ein großes Fernglas. Der Südwind blies tatsächlich heftig. Sie suchten hinter einem Felsvorsprung Deckung und genossen eingemummelt still die Aussicht. Da war tatsächlich als dunkler Streif am Horizont das libysche Afrika. Vor ihnen lagen die Wälder und grünen Hügel des südlichsten Griechenland. Dazwischen die leicht gekräuselte See, welche die Sonne spiegelte.
Thomas nahm ihr nach einer Weile der Betrachtung das Glas aus der Hand. Er schaute sie an und fragte sie direkt: "Hattest du davon und von mir irgendeine Ahnung, als du in Deutschland ins Flugzeug gestiegen bist?" Ihre Verneinung ohne Ausweichen ihrer Augen empfand Thomas als aufrichtig. Trotzdem hängte er noch einen Zusatz an: "Es gab in der Abteilung deines Vaters einen Hermann Klein, bist du ihm vor deiner Abreise begegnet?" Doris überlegte nicht lange: "Korvettenkapitän Klein war der Stellvertreter von Vater, gesehen habe ich ihn zuletzt bei der Beisetzung und gesprochen nur um sein Beileid entgegen zu nehmen, dann ist er mir oder eine andere Vergangenheit mit Bezug zu Uniform nie wieder begegnet. Erst wieder hier...und das warst du!" Thomas Erleichterung äußerte sich körperlich indem er seinen Arm um sie legte. "Doris, sei nicht böse, ich erzähl dir bei Gelegenheit meine beschissene, ganze Geschichte, dann wirst du die Frage verstehen", beendete ihre Irritation, obwohl Thomas den Eindruck hatte, dass sie jetzt schon gern mehr von ihm erfahren hätte.
Die Rückfahrt gestaltete sich weniger aufregend. Der Posten salutierte und ließ den schwarzen X5 ohne Kontrolle passieren. Thomas nahm einen anderen Weg. In einem Bergdorf kauften sie ein Picknick und anschließend fuhren sie in eine Bucht an der Westküste. Die Dünen waren hier mit Krüppelkiefern und hohem Gras dicht bewachsen. Der Strand lief sandig flach in hohen Wellen aus. Thomas entfaltete an einer windgeschützten Stelle eine Zeltplane und breitete das Essen aus, während Doris zum Wasser lief. Plötzlich warf sie ihren Top und die Jeans samt Slip ab und stürzte sich laut kreischend ins Wasser. Seine Rufe über zu kalte Luft in der sie sich schnell verkühlen könne gingen im Tosen der Gischt unter. Als sie aus dem Wasser kam rieb sie mit vor der Brust verschränkten Armen tatsächlich am Frösteln ihres Oberkörpers. Thomas lief ihr entgegen, zog sich das T-Shirt vom Körper und trocknete sie bis zum Bauchnabel ab. Doris hielt die Augen geschlossen und genoss die Wärme, die mit der Reibung zurückkam. Erst als er ihr das Shirt reichte damit sie den unteren Restkörper von den salzigen Tropfen selbst reinigte und sich damit ihre Körpernähe auflöste, blinzelte sie ihn wieder an. Ihr Blick und ein Schulterzucken sollte wohl ein Bedauern zum Ausdruck bringen. Sie nahm seine Hand und zog ihn rennend mit sich auf die Zeltplane. Thomas warf ihr die Militärjacke über. "Damit du dir nicht den Charakter verkühlst...", war wohl nur seine Alibierklärung, in Wahrheit irritierte ihn Doris Blöße schon. Fahrige Bewegungen mit denen er ihr Brot und Käse reichte und umständlich eine Wasserflasche öffnete, verrieten dies auch. Sein Blick ging immer wieder in den Schneidersitz vor ihm. Die Augen klebten über den gekreuzten Füßen, genau dort. Seine Wahrnehmungen deckten sich mit der Beobachtung im Garten, nur war Doris jetzt für ihn unangenehm angenehm wach. Sie schien etwas zu bemerken, zog die Jacke zu, die aber sofort wegen der weit gespreizten Oberschenkel widerspenstig aufsprang. "Sag mal findest du es fair, dass ich hier so sitze, während du dich hinter deinem breiten Gürtel versteckst?" Thomas ließ sie nicht ausreden, erwiderte trotzig: "Ja", und zeigte auf die Beule in seinem Schritt. "Verzeih`, ich wollte dich nicht verführen. Ohne Kondom schon gar nicht", setzte sie lachend hinzu. Im Aufzustehen, um vielleicht die im Sand zurückgelassenen Sachen zu holen, hielt Thomas sie zurück. Mit sanften Händen löste er die geknoteten Beine, drückte ihren Körper küssend auf den Oberbauch in die Waagerechte und rutschte mit den Lippen immer weiter nach unten. "Kondom brauchen wir jetzt nicht", waren die letzten Worte, die er in Ermanglung von Redefreiheit in der nächsten Zeit sagen konnte. Ein Zittern lief durch ihren Leib. "Ich komme gleich...steck dich ein!", flüsterte sie leise. Thomas folgte aber nicht. Seine Zunge grub sich nur etwas tiefer in das Rosa. Der Daumen seiner rechten Hand, oberhalb ihrer Perle angesetzt, entfaltete den Druck, der ihre Lust zum Höhepunkt reizte. Doris gurrte ihm ungebremst ihre Gefühle entgegen. Seine Lippen spürten die stärker werdenden Kontraktionen, die aus ihrem Inneren auf ihn zurollten. Einschnürung und Loslassen in stetiger Folge saugten Thomas förmlich an. Ihre Bewegungen wurden wieder flacher und langsam wich auch das Rot aus ihren Wangen. "Danke Thomas, ich hab` mich auf diese Art so noch nicht erlebt", hauchte ihre noch brüchige Stimme. Doris richtete sich auf, zog seinen Kopf auf Gesichtshöhe und küsste leidenschaftlich. Den Kopf noch in beiden Händen rollte sie seinen Körper rechts neben sich. Nur wenige Zentimeter trennten die Gesichter. Küssen, in die Augen schauen und wieder die Lippen aufeinanderpressen erforderte nur kleine Mühe. Sie glitt über ihn und berührte mit gespitzten Lippen abwechselnd beide Brustwarzen. Auch Thomas stöhnte auf: "Breiter... weicher!" In Bewegungspausen richtete sie ihre jetzt blau schimmernden Sterne nicht wirklich eine Bestätigung erwartend auf sein Gesicht. "So, oder vielleicht so?". Ihr Mund nahm immer wieder neue Positionen ein und die Zunge kreiste wie wild. Die weite Jacke bedeckte, wenn sie sich herabbeugte beide Körper, sorgte für zusätzliche Hitze. Sie setzte sich auf, griff an den Gürtel: "... und jetzt du...!" Thomas hielt ihre Hand fest und stammelte so etwas wie, dass er kein Outdoorfan sei. Für Thomas war es mehr als genug. Er hatte sie geschmeckt, gerochen und gehört, als sie auf seiner Zunge kam. Nein, beim Sex ist er nicht selbstlos oder anderweitig gehandicapt, aber irgendwie widerstrebte es ihm sich auf der Zeltplane in sie zu versenken. Dass er sich am liebsten heute Abend auf dem breiten Bett mit weißem Laken in ihr fühlen wollte, ließ sie nicht gelten. Ihr Schmollmund klang eindeutig: "Ich möchte bitte sehr jetzt noch mal. Das mit dem Kondom war ein Joke, ich werde nicht schwanger!" An anderes beim ungeschützten Geschlechtsverkehr dachte sie im Eifer des Gefechts wohl nicht. Vielleicht wollte sie ihm unbedingt nichts schuldig bleiben. Thomas ließ sie gewähren. Nachdem sie Hose und Short, freilich an der Stelle sehr vorsichtig, herabgerissen hatte und ihr sein auf(ge)richtiges Begehren entgegensprang, verhielt sie beim Herabbeugen. Thomas erfasste ihre Unentschlossenheit wohl richtig: "Mach mich nur ganz doll feucht". Sie stülpte ihre Lippen zaghaft über, ließ die Flüssigkeit herabfließen und richtete sich wieder auf. So wie sie es tat und ihr fragender Blick verriete ihm, dass sie solche Art des Liebesspiels wenig praktizierte. Er fasste ihre Pobacken, zog sie nach vorn und setzte sie langsam fallenlassend auf sich, führte sie aber gleich wieder nach oben. Noch bevor sie ihn verlassen konnte lockerte er seinen Druck. Die Wiederholungen dauerten nicht lange bis nur noch Enge ihn umschloss. Jetzt ohne Führung überhörte sie ein "Warte", sosehr war ihre Lust neu entfacht und das Auf und Ab unkontrolliert. Sein Erguss und ihr befreiendes Seufzen fielen fast zusammen. Ihre Entspannung sank auf seinen Oberkörper herab. Die Lippen berührten den Hals und sie wisperte ihm ins Ohr ohne die Zähne ganz von seinem Ohrläppchen zu lassen: "Verzeih, ich habe nur an mich gedacht, auf deinem weißen Lacken wird es für dich besser". Thomas erklärte ihr, mit einem spontanen Kuss auf ihre Nasenspitze bekräftigt, dass er wirklich glücklich sei, auch ohne Dusche vorab und Ventilator an der Decke.
* * *
"Doris ist schon ein ganz besonderer Typ", lachte Thomas in sich hinein, als auf der Rückfahrt zum Hafen ihr schlummernder Kopf auf seiner Schulter ruhte. Er war gespannt, wie sie wohl den Vorschlag zu gemeinsamer Arbeit in der Strandbar aufnehmen wird. Darüber hinaus wird er Joseph fragen, ob er nicht einen kleinen Job in der Pension bei Saisonbeginn hatte. Wie sich ihr ganz persönliches zueinander entwickeln würde, wagte Thomas nicht zu bedenken. Das wird wesentlich von ihr abhängen. Mit seiner Geschichte und der anderen Verantwortung im Paradies würde sie schon klarkommen. Was aber seine Bindungsunfähigkeit betraf war er sich unsicher.