FRÜHER HATTEN ES WICHTIGTUER, HEUTE HABEN WICHTIGTUER KEINS. DAS HANDY IST INZWISCHEN NICHT MEHR GUT ODER BÖSE, ES IST EINFACH NÜTZLICH.
Handy war schon vor fünf Jahren ein deutsches Wort - und ist es auch geblieben. Im Englischen heißt es mobile oder cellular fone, und die Abkürzung heißt weder Handy noch Moby, sondern cel. Aber das Phänomen ist überall auf der Welt das Gleiche: Vor fünf Jahren besaßen allenfalls Agenten und andere Gschaftlhuber so ein Ding, heute hat jeder Depp eines. Und jeder, der keines hat, hält sich gleich für den Retter des Abendlandes - und ist also auch ein Depp. Dieselben Leute haben sich früher auch der Verbreitung von Schreibmaschinen, Kugelschreibern und Computern widersetzt - ohne Sinn und Verstand und also auch ohne Erfolg. Die rasende Verbreitung der Geräte hat drei Gründe: Erstens ist - im Gegensatz zu Kinofilmen - nie eine Telefonzelle da, wenn man eine braucht. Zweitens hat man, wenn eine da ist, gerade keine Telefonkarte zur Hand. Oder kein Kleingeld. Oder das Teil ist sowieso kaputt. Und drittens sind die Telefonzellen - ob sie funktionieren oder nicht - idiotischerweise nicht mehr gelb, sondern rosa und grau und also fies. Das sind schon mal drei gute Gründe, sich ein Handy zuzulegen. Andererseits bedeuten die Dinger einen technologischen Rückschritt: Kaum war die Welt so weit verkabelt, dass selbst Telefonate mit Los Angeles klangen wie ein Gespräch mit dem Nachbarn, wirft uns dieses Teil zurück in die Kommunikationssteinzeit. Selbst Gespräche mit dem Nachbarn klingen jetzt wie einst die Verbindungen nach Übersee, als noch ein Fräulein vom Amt die Gespräche von Hand stöpseln musste.