In unserem Nachbarland Frankreich lief am Montag im Fernsehen auf vielen Sendern das Gleiche: Der französische Präsident Emmanuel Macron hielt eine Rede. Überall hörten ihm Menschen zu, zuhause genauso wie im Café und auf der Straße am Smartphone.
Emmanuel Macron sprach im Fernsehen zu den Menschen, weil es im Land seit Wochen große Proteste gibt. Zehntausende Menschen gingen auf die Straße. Damit sie gut zu sehen sind, tragen viele neongelbe Westen.
«Diese Demonstranten sind alle sehr unzufrieden mit der Politik», sagt Sabine von Oppeln. Sie kennt sich gut mit Frankreich aus. «Die Menschen denken, dass sie nicht genug Geld bekommen», erklärt sie. Viele hätten zwar Arbeit, aber sie erhalten dafür nur den Mindestlohn. Also die geringste Bezahlung. Den Mindestlohn fänden viele aber zu niedrig. Auch die Renten für ältere Leute sollten höher sein, meinen die Demonstranten.
Doch um die Sorgen dieser Leute kümmere sich der Präsident nicht, meinen so manche. «Viele glauben, er mache nur Gesetze für reiche Leute und Unternehmen», sagt die Expertin Sabine von Oppeln.
Mehrere Wochen hat Emmanuel Macron kaum etwas zu den Protesten gesagt. Doch die Demonstrationen hörten nicht auf. Es kam sogar zu Gewalt. Doch nun sagte der Präsident: «Wir wollen ein Frankreich, in dem man würdig von seiner Arbeit leben kann.» Deswegen soll der Mindestlohn um 100 Euro pro Monat steigen. Auch für Rentner soll es besser werden.
Die Expertin meint aber: «Es ist ein bisschen spät für diese Antwort.» Ob die Demonstranten mit dem Angebot des Präsidenten zufrieden sind, wird man sehen. Auf jeden Fall müsse Emmanuel Macron in Zukunft richtig mit den Leuten sprechen, findet die Expertin. «Er benutzt immer so komplizierte Worte und klingt ein bisschen abgehoben und überheblich», sagt sie. «Auch deswegen sind so viele Leute sauer: Sie finden, ihr Präsident hört ihnen nicht zu.»