Krachend ging die schwere Eisentür auf. Im schummrigen Licht erkannte ich die Umrisse einer Person. Ich sah das markante Gesicht und wusste, dass es Resch war. Resch, den wir Alle hier nur den "Todesboten" nannten. Schon vor Stunden hatte ich gehört, wie sie im Hinterhof den Galgen aufbauten. Früher hatten mir diese Geräusche noch Angst gemacht, doch nach fünf Monaten hinter Beton und Stahl wurde der Gedanke an den Tod langsam zu meinem Freund. Jede Nacht hörte man Schreie aus der Tiefe. Unter unseren Zellen lag die Folterkammer. Ich war auch dort, vorgestern. Die Wände im Keller erzählen Geschichten, sagt man, Geschichten von unvorstellbaren Qualen und von Tod. Blutend und am ganzen Körper zitternd bin ich vorgestern in die Zelle zurückgekehrt. Der greifbare Geruch nach Verzweiflung hatte mich begrüßt. Die Luft in der Zelle war heiß, der Gestank beinahe unerträglich. Aber verraten werde ich ihnen gar nichts, lieber sterbe ich! Resch sah sich in der Zelle um. Zu zwölft vegetierten wir dort vor uns hin, unter unmenschlichen Bedingungen, zusammengepfercht wie Vieh. Wie Vieh, das auf den Schlachter wartet. Ich sehnte den Tag herbei, an dem ich endlich den Gang in den Hinterhof antreten durfte. Beinahe hoffnungsvoll sah ich Resch an. Er zeigte auf einen der beiden Russen, die mit mir inhaftiert waren. "Du", grunzte er, "Auf zum Henker!" Resch griff nach seinem Arm und zerrte ihn aus der Zelle. Lange noch hörte man die Schreie des Russen von den Wänden widerhallen, dann wurde es plötzlich still. Ich wusste, dass der Tod da draußen auch auf mich wartete und ich erwartete ihn fast sehnsüchtig. Doch wieder musste ich warten. Draußen schlugen die Wachen an die Zellentür. "Luftangriff!", brüllten sie gehässig. Weit entfernt schlug die erste Bombe ein. Ich saß in einer Ecke der Zelle, schloss die Augen und hoffte. Direkt neben uns ging eine Bombe mit ohrenbetäubenden Lärm nieder ...