Ich bereite mich gegenwärtig darauf vor, Schauspieler zu werden. Mein erstes Auftreten auf den Brettern ist nur noch die übliche Frage der Zeit. Momentan lerne ich Rollen auswendig. Den ganzen Tag, trotz des herrlichsten Wetters, sitze oder stehe ich aufrecht in meiner Bude und deklamiere in allen Tonarten. Ich bin vollständig vom Theaterteufel verschlungen. Meine Nachbarschaft bringe ich durch mein Brüllen zur Verzweiflung. Was soll aus mir werden? Aber das hat so kommen müssen. Ich erblicke in dem Mimenberuf die höchste und reinste Menschenaufgabe, und ich glaube nicht, daß ich mich täusche. Ich werde fürs erste in das Heldenfach eintreten, später wird es sich dann zeigen, ob ich der Mann dazu bin, in Charakterrollen hinüberzuspringen. Ich bin, was meine ganze Naturanlage betrifft, einer der süßlichsten Kerls in Europa, meine Lippen sind Zuckerfabriken, und mein Benehmen ist ein total schokoladenes. Dagegen gibt es in mir und an mir eine Art Männlichkeitston, der reine Fels. Ich kann plötzlich, wenn ich es für gut finde, Stein sein, oder Holz; das wird den Liebhabern, die ich spielen werde, notwendigerweise zu statten kommen. Von meiner Figur, die eine sehr altbackene ist, wird Erschütterung ausgehen, meine Augen werden faszinieren, mein Betragen wird blenden, denn es besteht aus lauter Glühstrümpfen. Ich habe einen etwas krummen Rücken nebst einem kleinern Buckel. Diese Verunstaltung meines Körpers wird hinreißen, denn ich gedenke sie vergessen zu machen durch die plastische Darstellung meiner zahlreichen innern Vollkommenheiten. Man wird etwas Häßliches und zugleich etwas Schönes sehen, und das Schöne wird den Sieg davontragen. Mein Kopf ist mächtig groß, meine Lippen sind dick wie starke Folianten, meine Hände gleichen den Füßen von Elefanten, und dazu besitze ich eine furchtbar modulationsfähige Stimme. Wenn jener melancholische Königssohn sagen konnte, er habe Dolche geredet, so darf ich behaupten, und zwar füglich, ich rede und schwatze Schwerter. Schon als Junge bin ich einmal im dramatischen Verein »Edelweiß« aufgetreten, nämlich als Hausknecht, ich spielte schlecht, denn ich fühlte mich zu Höherem berufen. Nunmehr ist die Sache ja für mich entschieden. Nächste Woche findet mein Debüt statt, das Stück heißt: »Du lachst dich kaput«. Hoffentlich erscheinen nun die billettlösenden Herrschaften recht zahlreich, wenn nicht, dann eben nicht, umbringen wird mich die Gleichgültigkeit eines verständnislosen Publikums niemals.