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52 Ein großer Herrenhof-Der Gesang

时间:2020-09-21来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Ein großer Herrenhof
Die Lehrerin war, während sie erzählte, mit raschen Schritten vorwärts gegangen, und als sie ihre Geschichte beendigt hatte, war sie mit den Kindern beinahe an ihrem Ziel angelangt. Dort tauchten schon die Wirtschaftsgebäude auf, die, wie alles andre auf dem Gute, von prächtigen Bäumen beschattet dalagen, und noch ehe sie daran vorübergekommen war, sah sie das Schloß droben auf der Terrasse hervorschimmern.
 
Bis zu diesem Augenblick war sie über ihren Einfall sehr glücklich gewesen, und kein zagender Gedanke war in ihr aufgestiegen; aber jetzt, beim Anblick des Hofes, begann ihr der Mut zu sinken. Wie, wenn das, was sie vorhatte, nun ganz verkehrt wäre? Wer kümmerte sich denn wohl um ihre Dankbarkeit? Vielleicht würde man sie nur auslachen, wenn sie jetzt am späten Abend noch mit ihren Schulkindern daherkäme? Und sie alle miteinander konnten gewiß auch gar nicht so schön singen, daß sich jemand etwas aus dem Gesang machen würde!
 
Sie ging langsamer, und als sie die Stufen erreichte, die zur Schloßterrasse führten, bog sie vom Wege ab und stieg diese Treppe hinan. Seit dem Tode des alten Herrn stand zwar das große Schloß leer, das wußte sie sehr wohl; sie ging auch nur hinauf, um Zeit zum Überlegen zu gewinnen, ob sie weitergehen oder umkehren solle. Als sie die Treppe erstiegen hatte und das im Mondschein blendend hell schimmernde Schloß vor sich liegen sah, als sie die Hecken und Blumenbeete, die Brustwehr und die Urnen und die majestätische Freitreppe sah, wurde ihr immer ängstlicher zumute. Ach, hier war alles so vornehm und prachtvoll; nein, hier hatte sie gewiß nichts zu tun! „Komm mir nicht zu nahe!“ schien ihr das schöne weiße Schloß zuzurufen. „Du wirst dir doch nicht einbilden, du und deine Schulkinder könnten einem Manne, der an einem solchen Orte zu wohnen gewöhnt ist, irgendeine Freude bereiten?“
 
Um diese Unschlüssigkeit, die sie allmählich ganz beherrschte, zu verscheuchen, erzählte die Lehrerin ihren Schulkindern die Geschichte von dem alten und dem jungen Herrn, gerade so, wie sie sie selbst einst als Schülerin auf Nääs gehört hatte. Und dies hob ihren Mut wieder ein wenig. Es war ja doch wahr, daß das Schloß und das ganze Gut dem Slöjdseminar geschenkt worden waren. Jawohl geschenkt, damit Lehrer und Lehrerinnen eine glückliche Zeit auf dem schönen Gute verleben und danach ihren Schulkindern Kenntnisse und Freude mit nach Hause bringen könnten! Aber wenn diese beiden Herren der Schule ein solches Geschenk gemacht hatten, so war doch dadurch der Beweis geliefert, wie hoch sie die Lehrer schätzten! Dadurch hatten sie klar und deutlich gezeigt, daß sie die Erziehung der schwedischen Kinder für viel wichtiger hielten als alles andre. Nein nein, gerade hier dürfte sie sich am allerwenigsten niedergeschlagen fühlen, redete sich die Lehrerin selbst zu.
 
Diese Gedanken trösteten sie auch wirklich ein wenig, und sie wollte ihren [486] Plan jetzt doch ausführen. Um ihren Mut zu stärken, schlug sie den Weg durch den Park ein, der sich vom Schloßhügel zum See hinunter erstreckte. Während sie unter diesen schönen Bäumen dahinschritt, die im Mondschein dunkel und geheimnisvoll hoch aufragten, erwachten viele frohe Erinnerungen in ihrem Herzen. Sie erzählte den Kindern, wie es zu ihrer Zeit auf Nääs gewesen war und wie glücklich sie sich hier als Schülerin gefühlt hatte, wo sie jeden Tag in dem schönen Park hatte spazieren gehen dürfen. Sie erzählte von frohen Festen, von Spiel und Arbeit, aber vor allem von der großen Güte, die die Tore des schönen Herrenhofs für sie und für so viele andere geöffnet hatte.
 
Auf diese Weise gelang es ihr, wieder Mut zu fassen, und sie ging wirklich durch den Park und über die alte steinerne Brücke und erreichte endlich die Wiesen am See drunten, wo die Villa des Vorstehers mitten zwischen den Schulgebäuden stand.
 
Dicht bei der Brücke war der grüne Spielplatz, und als sie daran vorübergingen, erzählte die Lehrerin den Kindern, wie schön es hier an den Sommerabenden gewesen sei, wenn der Rasen von hellgekleideten Menschen wimmelte und Singspiele und Ballspiele einander ablösten. Sie zeigte den Kindern das Vereinshaus, in dem der Versammlungssaal war, das Seminar, wo die Vorträge gehalten wurden, die Häuser, wo die Slöjdsäle und der Turnsaal untergebracht waren. Die Lehrerin ging rasch und sprach unaufhörlich, wie um gar keine Zeit zum Ängstlichwerden zu haben. Aber als sie schließlich so weit gekommen war, daß sie die Villa des Vorstehers sehen konnten, hielt sie jäh an.
 
„Hört, Kinder, ich glaube, wir wollen nicht weitergehen,“ sagte sie. „Es ist mir früher gar nicht eingefallen, daß der Vorsteher vielleicht so schwer krank ist, daß ihm unser Gesang schaden könnte, und es wäre furchtbar, wenn er dadurch noch kränker würde.“
 
Der kleine Nils Holgersson war die ganze Zeit neben der Schar hergegangen und hatte alles gehört, was die Lehrerin erzählte. Er wußte also, daß sie ausgezogen waren, um jemand, der drüben in der Villa krank lag, einige Lieder zu singen. Und nun sollte aus dem Gesange nichts werden, weil der Kranke möglicherweise dadurch beunruhigt und aufgeregt werden könnte!
 
„Wie schade, wenn sie wieder umkehrten, ohne gesungen zu haben!“ dachte er. „Sie könnten ja doch leicht erfahren, ob der Kranke drinnen das Zuhören ertragen kann. Warum geht denn die Lehrerin nicht hin zu der Villa und erkundigt sich?“
 
Aber dieser Gedanke schien der Lehrerin gar nicht zu kommen, sie kehrte vielmehr um und trat langsam den Heimweg an. Die Schulkinder machten ein paar Einwendungen, aber sie beschwichtigte sie. „Nein, nein,“ sagte sie. „Es war ein dummer Einfall von mir, daß ich jetzt so spät am Abend noch hierher wanderte, um zu singen. Wir würden nur stören.“
 
Da dachte Nils Holgersson, wenn keines von den andern es tun wolle, [487] dann müsse er jetzt hingehen und zu erfahren suchen, ob der Kranke wirklich zu schwach sei, ein Lied anzuhören. Rasch lief er von der Schar weg und aufs Haus zu. Vor der Villa hielt eben ein Wagen, und neben den Pferden stand ein alter Kutscher. Der Junge war kaum bis zum Hauseingang hingelangt, als die Tür aufging und ein Mädchen mit einem Servierbrett heraustrat.
 
„Sie werden wohl noch eine Weile auf den Herrn Doktor warten müssen, Larsson,“ sagte sie. „Die gnädige Frau schickt Ihnen hier indessen zur Stärkung etwas Warmes.“
 
„Wie geht es dem Herrn?“ fragte der Kutscher.
 
„Er hat jetzt keine Schmerzen mehr, aber es ist, als stehe das Herz still. Schon seit einer Stunde liegt er ganz regungslos da. Wir wissen kaum, ob er noch lebt.“
 
„Gibt der Doktor keine Hoffnung?“
 
„Es kann gehen, wie es will, Larsson, ja es kann gehen, wie es will. Es ist, als lausche er immerfort auf einen Ruf. Kommt dieser Ruf von oben, so muß er ihm folgen.“
 
Nils Holgersson lief rasch den Weg hinunter, um die Lehrerin und die Kinder einzuholen; das Sterben seines Großvaters fiel ihm ein. Der Großvater war Seemann gewesen, und ganz zuletzt noch hatte er gebeten, man solle das Fenster aufmachen, damit er den Wind noch einmal rauschen höre. Wenn nun der Kranke dort drüben mit so großer Vorliebe im Kreise der Jugend geweilt hatte und ihren Liedern und Spielen so gerne zuhörte …
 
Die Lehrerin ging unschlüssig die Allee hinunter. Jetzt, wo sie von Nääs wegging, war es ihr, als müsse sie wieder umkehren; vorhin aber war sie auch wieder umgekehrt. Ach, sie war noch immer gleich ängstlich und unsicher!
 
Sie sprach nicht mehr mit den Kindern, sondern ging schweigend ihres Weges dahin. In der Allee war so tiefer Schatten, daß sie nicht sehen konnte; aber es war ihr, als höre sie viele, viele Töne um sich her, und von allen Seiten drangen unzählige ängstliche Stimmen auf sie ein. „Wir sind gar so weit weg, alle wir andern,“ sagten die Stimmen. „Du aber bist ganz nahe. Geh und sing ihm vor, was wir alle fühlen!“
 
Und sie erinnerte sich an einen nach dem andern, denen der Vorsteher geholfen und für die er gesorgt hatte. Übermenschlich hatte er sich angestrengt, um allen Bedürftigen zu helfen. „Geh und sing ihm!“ flüsterte es um die Lehrerin her. „Laß ihn nicht sterben, ohne einen letzten Gruß von seiner Schule! Denke nicht, du seist gering und unbedeutend! Denk an die große Schar, die hinter dir steht! Gib ihm zu verstehen, ehe er von uns geht, wie innig wir ihn lieben!“
 
Die Lehrerin ging immer langsamer. Da hörte sie plötzlich einen Ton, der mit den Stimmen und mahnenden Rufen in ihrer Seele nichts zu tun hatte, sondern aus der äußern Welt um sie her an ihr Ohr drang. Es war keine gewöhnliche menschliche Stimme, es klang wie das Zwitschern eines Vogels, [488] oder wie das Zirpen einer Heuschrecke. Aber es rief doch ganz deutlich, sie solle wieder umkehren.
 
Und mehr brauchte es nicht, um der kleinen Lehrerin den Mut zurückzugeben. –
 
Die Lehrerin und die Kinder hatten vor den Fenstern des Vorstehers ein paar Lieder gesungen, und selbst die Lehrerin meinte, der Gesang habe in dieser Abendstunde wunderbar schön geklungen; es war gewesen, wie wenn unbekannte Stimmen mitgesungen hätten. Der ganze Himmelsraum war wie von Tönen und Lauten erfüllt gewesen. Sie hatten den Gesang nur anzustimmen brauchen, da waren alle diese Töne erwacht und hatten mit eingestimmt.
 
Jetzt öffnete sich plötzlich die Haustür, und jemand trat rasch heraus. „Nun kommen sie, mir zu sagen, ich solle aufhören,“ dachte die Lehrerin. „Wenn es ihm nur nicht geschadet hat!“
 
Aber das war nicht der Fall. Sie wurde gebeten, ins Haus hereinzukommen, sich etwas auszuruhen und dann noch ein paar Lieder zu singen.
 
Auf der Treppe trat ihr der Doktor entgegen. „Für diesmal ist die Gefahr vorüber,“ sagte er. „Er hatte in einer Art Betäubung gelegen, und das Herz schlug immer langsamer. Aber als Sie zu singen anfingen, war es, als wenn er einen Ruf vernommen hätte von allen, die seiner noch bedürfen. Er fühlte, daß die Zeit, wo er von seiner Arbeit ausruhen darf, noch nicht angebrochen sei. Singen Sie ihm noch mehr und freuen Sie sich, denn ich glaube, Ihr Gesang hat ihn ins Leben zurückgerufen. Jetzt dürfen wir ihn vielleicht noch ein paar Jahre behalten.“ 
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