Anni hatte einen ganz tollen Tag hinter sich. Es war ihr Geburtstag. Schon zum Frühstück war alles anders als sonst. Sie durfte auf einem zum Thron geschmückten Stuhl sitzen, eine Krone auf dem Kopf tragen und etwas essen, was es sonst so früh am Morgen nicht gab.
In der Schule verteilte sie leckeren Kuchen an ihre Mitschüler, bekam von ihnen ein Geburtstagsständchen und durfte sich auf dem Pausenhof ein Spiel aussuchen.
Am Nachmittag waren dann ihre Freunde zu Gast gewesen. Mama und Papa hatten wieder leckeren Kuchen und Saft aufgetischt, viele Spiele organisiert und sogar einen Zauberer besorgt, der den Kindern auch den einen und anderen Trick beibrachte.
Anni hatte so viel erlebt, so viele Geschenke bekommen und ganz viel Spaß gehabt.
Zum Abendessen waren dann noch Oma und Opa vorbei gekommen. Ein letztes Geschenk gab es nun. In einem großen Pappkarton unter mehreren Lagen Luftpolsterfolie hatte Anni eine Schneekugel gefunden.
»Juhuu!«, hatte sie sich gefreut. »Wieder eine neue Kugel für meine Sammlung.«
Sie stellte die Kugel in ihr Regal, wo sich bereits elf andere befanden.
»So, jetzt wird es aber Zeit zum Schlafen.«, sagte Mama irgendwann. »Morgen ist wieder Schule.«
Anni ließ die Mundwinkel und Schultern sinken. »Darf ich nicht ausnahmsweise mal etwas länger wach bleiben? Es ist doch mein Geburtstag.«
Aber da war Mama unerbittlich. »Vielleicht am Wochenende. Schauen wir mal.«
Also machte sich Anni zum Schlafen fertig.
Eine halbe Stunde später hörte Mama ein seltsames Geräusch. Es gab einen kleinen Knall. Kurz darauf einen zweiten und einen dritten.
»Was ist denn das?«, wunderte sie sich.
Mama verließ das gemütliche Sofa und machte sich auf die Suche, konnte aber zunächst nichts finden. Da knallte es schon wieder.
Kam das Geräusch aus dem Keller? Nein. Falsche Richtung. Es kam aus der oberen Etage.
KNALL! KNALL!
Mama schlich die Treppe nach oben und sah sich leise um. Aber da blieb es plötzlich ruhig. Das Geräusch war verschwunden.
Schon zuckte sie mit den Schultern und wollte wieder zurück ins Wohnzimmer gehen, da knallte es wieder los.
»Kommt das etwa aus dem Kinderzimmer?«
Mama schlich den Flur entlang, tastete mit der Hand durch die Tür und drückte auf den Lichtschalter.
Es wurde hell.
»Ha!«, machte Mama und grinste. »Hab ich dich erwischt!«
Anni sah überrascht hoch und wurde rot im Gesicht.
»Spätzchen, du sollst doch schlafen.«
Anni lächelte verlegen.
»Tut mir leid, Mama. Aber es macht so viel Spaß, die Bläschen der Luftpolsterfolie zu zerdrücken. Ich kann gar nicht mehr damit aufhören.«
Mama setzte sich auf das Bett und grinste.
»Da hast du wohl Recht. Ich mache das auch sehr gern.«
Dann nahm sich Mama die andere Seite der Folie. Gemeinsam zerdrückten sie die Bläschen, bis kein einziges mehr übrig war. Danach konnte Anni beruhigt einschlafen und von Luftpolsterfolie träumen.