Mama lief von einer Ecke der Küche zur nächsten. Sie blickte in jedes Regal, jeden Schrank. Sie hob jeden Topfdeckel an, durchsuchte den Kühlschrank und auch den kleinen kleinen Schrank im Vorratsraum. Nicht einmal vor der Waschmaschine und dem Trockner machte sie halt, konnte aber nicht finden, was sie suchte.
Mama warf einen Blick auf die Uhr. Es war kurz vor drei Uhr am Nachmittag. Es blieben nur noch fünf Minuten bis zur Ankunft der Gäste. Oma und Opa hatten sich angekündigt und freuten sich schon auf heißen Kaffee und frisch gebackenen Kuchen.
Und genau da lag das große Problem: Der Kuchen war nicht mehr da. Sie hatte vor ein paar Stunden versteckt, damit Papa und ihr Sohn Finn nicht schon vorher naschen oder ihn komplett aufessen konnten. Das war nämlich schon des Öfteren passiert.
Dieses Mal war Mama so erfolgreich mit dem Verstecken gewesen, dass sie den Kuchen selbst nicht mehr finden konnte. Oder hatten ihn Papa und Finn am Ende doch noch gefunden?
»Irgendwo muss er doch sein.«
Nur noch drei Minuten. Oma und Opa waren schon immer sehr pünktliche Menschen gewesen.
Langsam arbeitete sich Mama durch das Wohnzimmer, sah hinter jede Schranktür, unter das Sofa, schob Bücher in den Regalen hin und her. Nichts.
Es klingelte an der Tür. Es war drei Uhr. Seufzend ging Mama in den Flur, öffnete die Tür und begrüßte Oma und Opa. Gemeinsam gingen sie ins Wohnzimmer und setzten sich an die gedeckte Kaffeetafel, wo Papa und Finn bereits warteten.
»Ich muss euch etwas beichten.«, begann Mama zu erzählen. »Ich kann den Kuchen nicht mehr finden. Ich habe ihn viel zu gut versteckt. Ich weiß gar nicht, was ich jetzt machen soll.«
Sie setzte sich auf ihren Stuhl und erschrak. Plötzlich wusste sie wieder, welches Versteck sie ausgesucht hatte.
Sie grinste schief. »Ich habe den Kuchen gerade gefunden. Aber essen können wir ihn nicht mehr.«