Paul lag im Bett. Schon seit Stunden versuchte er, irgendwie einzuschlafen. Aber es wollte einfach nicht klappen. Er hatte es bereits versucht, sich selbst Schlaflieder vorzusingen. Er hatte eine Zeit versucht, an gar nichts zu denken, damit er vor lauter Langeweile einen Weg in den Schlaf fand. Er sogar ausprobiert, Schäfchen zu zählen. Aber als er bei tausend Schäfchen immer noch wach war, hatte er auch das aufgegeben.
Dass er noch immer nicht eingeschlafen war, lag nicht nur daran, dass er hellwach war. Es lag auch daran, dass er Angst hatte. Große Angst. Angst vor den Träumen, die ihn jede Nacht heimsuchten. Er fürchtete sich vor ihnen.
»Was soll ich bloß machen, wenn ich wieder einen Alptraum bekomme?«, flüsterte er leise vor sich hin und sah sich immer wieder unsicher in seinem Zimmer um.
»Jede Nacht das gleiche Problem. Das muss doch irgendwann mal aufhören.«
Er stand auf, kroch in der Dunkelheit durch sein Zimmer und sammelte alle Kuscheltiere ein, die er finden konnte. Dann legte er sie in sein Bett und versteckte sich zwischen ihnen.
»Wenn das ganze Bett voll ist, finden mich die Monster aus meinen Träumen bestimmt nicht und lassen mich in Ruhe.«
Doch auch das half ihm nicht in den Schlaf.
Paul stand erneut auf und zog leise die Rollläden an seinem Fenster hoch. Das Licht des Mondes und der Sterne kam herein und hellte das Zimmer ein wenig auf.
»So kann ich wenigstens rechtzeitig sehen, wenn ein Monster rein kommt und mich fressen will. Dann kann ich weglaufen und Hilfe holen.«
Die Angst konnte Paul trotzdem nicht vertreiben. Sie blieb, wo sie war.
»Ach, menno. Was soll ich bloß machen? Irgendwann muss ich schlafen, sonst bin ich Morgen den ganzen Tag müde und kann mich in der Schule wieder nicht konzentrieren.«
Da klopfte es leise an der Tür. Paul hörte es sofort. Er hielt vor Schreck den Atem an. War da ein Monster im Flur? Nein. Das konnte nicht sein. Monster würden niemals anklopfen. Also nahm er seinen ganzen Mut zusammen.
»Herein.«
Er zog sich schnell die Decke über den Kopf und verhielt sich ganz still.
»Kannst du wieder nicht schlafen?«, hörte er Mamas Stimme.
Paul kam wieder zum Vorschein und schüttelte den Kopf.
»Ich weiß einfach nicht, was ich gegen meine bösen Träume machen soll.«
Mama lächelte und setzte sich auf das Bett.
»Wovon träumst du denn immer?«, wollte sie wissen.
Paul sah sich ängstlich um, als hätte er Angst, dass die Träume Wirklichkeit würden, wenn er sie laut aussprach.
»In meinen Träumen kommt immer wieder ein riesiger Dinosaurier mit langen spitzen Zähnen. Der will mich bestimmt fressen.«
»Ach, je.« Mama lächelte. »Da hast du ja ganz umsonst Angst.«
Paul sah sie verwundert an.
»Wieso? Sind denn Dinosaurier nicht gefährlich?«
»Doch. Dinosaurier sind sogar sehr gefährlich. Sie sind groß, haben immer Hunger und können mit ihren Zähnen alles in Stücke zerreißen. Aber sie fressen keine Kinder. Ihre liebste Leibspeise sind böse Träume. Sie schleichen sich herein, schnuppern in allen Ecken und finden ganz schnell jeden Alptraum. Dann schnappen sie ihn und fressen ihn in einem Stück. So passen sie die ganze Nacht auf die auf, damit du ruhig schlafen kannst.
»Wow.«, machte Paul. »Wenn ich das vorher gewusst hätte. Ich habe die ganze Zeit umsonst Angst gehabt. Jetzt kann ich bestimmt besser schlafen.«
Dann drückte er Mama noch einmal an sich und zog die Decke wieder über seinen Kopf. Minuten später schlief er tief und fest.