Es waren schwere Wolken am Himmel, der Mond kam gar nicht zum Vorschein; ich stand doppelt einsam in meiner kleinen Kammer und sah hinaus in die Luft, wo er hätte erscheinen sollen. Meine Gedanken flogen weit umher, hinauf zu meinem großen Freund, der mir jeden Abend so hübsch Geschichten erzählte und mir Bilder zeigte. Ja, was hat er nicht erlebt! Er segelte über der Sündflut Wasser und lächelte zur Arche hinab, wie jetzt zu mir und brachte Trost von einer neuen Welt, die hervorblühen würde. Als Israels Volk weinend an Babylons Wassern stand, schaute er wehmütig durch die Weiden, wo die Harfen hingen. Als Romeo auf den Balkon stieg und der Liebe Kuß wie der Gedanke eines Cherubs gen Himmel stieg, stand der Mond halb verborgen zwischen den dunkeln Zypressen in der durchsichtigen Luft. Er sah den Helden auf St. Helena, wenn er von dem einsamen Felsen über das Weltmeer hinausschaute, während große Gedanken seine Brust bewegten. Ja, was kann der Mond nicht alles erzählen! Das Leben der Welt ist ein Märchen für ihn. Heute abend sehe ich dich nicht, alter Freund! kann kein Bild zur Erinnerung an deinen Besuch zeichnen! – Und wie ich so träumend hinauf zu den Wolken sah, wurde es hell; es war ein Strahl des Mondes, aber er erlosch wieder; dunkle Wolken zogen vorüber, aber es war doch ein Gruß, ein freundlicher Abendgruß, den mir der Mond sandte.