Wenn das Wasser Balken hat, wenn Stege und Geländer über den Fluss springen: wahrlich, da findet Keiner Glauben, der da spricht: „Alles ist im Fluss.“
Sondern selber die Tölpel widersprechen ihm. „Wie? sagen die Tölpel, Alles wäre im Flusse? Balken und Geländer sind doch über dem Flusse!“
„Über dem Flusse ist Alles fest, alle die Werthe der Dinge, die Brücken, Begriffe, alles „Gut“ und „Böse“: das ist Alles fest!“—
Kommt gar der harte Winter, der Fluss-Thierbändiger: dann lernen auch die Witzigsten Misstrauen; und, wahrlich, nicht nur die Tölpel sprechen dann: „Sollte nicht Alles—stille stehn?“
„Im Grunde steht Alles stille“ —, das ist eine rechte Winter-Lehre, ein gut Ding für unfruchtbare Zeit, ein guter Trost für Winterschläfer und Ofenhocker.
„Im Grund steht Alles still“—: dagegen aber predigt der Thauwind!
Der Thauwind, ein Stier, der kein pflügender Stier ist,—ein wüthender Stier, ein Zerstörer, der mit zornigen Hörnern Eis bricht! Eis aber— bricht Stege!
Oh meine Brüder, ist jetzt nicht Alles im Flusse? Sind nicht alle Geländer und Stege in’s Wasser gefallen? Wer hielte sich noch an „Gut“ und „Böse“ ?
„Wehe uns! Heil uns! Der Thauwind weht!“—Also predigt mir, oh meine Brüder, durch alle Gassen!