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Von der verkleinernden Tugend-2

时间:2022-09-15来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Von der verkleinernden Tugend
Ich gehe durch diess Volk und halte meine Augen offen: sie vergeben mir es nicht, dass ich auf ihre Tugenden nicht neidisch bin.
Sie beissen nach mir, weil ich zu ihnen sage: für kleine Leute sind kleine Tugenden nöthig—und weil es mir hart eingeht, dass kleine Leute nöthig sind!
Noch gleiche ich dem Hahn hier auf fremdem Gehöfte, nach dem auch die Hennen beissen; doch darob bin ich diesen Hennen nicht ungut.
Ich bin höflich gegen sie wie gegen alles kleine Ärgerniss; gegen das Kleine stachlicht zu sein dünkt mich eine Weisheit für Igel.
Sie reden Alle von mir, wenn sie Abends um’s Feuer sitzen,—sie reden von mir, aber Niemand denkt—an mich!
Diess ist die neue Stille, die ich lernte: ihr Lärm um mich breitet einen Mantel über meine Gedanken.
Sie lärmen unter einander: „was will uns diese düstere Wolke? sehen wir zu, dass sie uns nicht eine Seuche bringe!“
Und jüngst riss ein Weib sein Kind an sich, das zu mir wollte: „nehmt die Kinder weg! schrie es; solche Augen versengen Kinder-Seelen.“
Sie husten, wenn ich rede: sie meinen, Husten sei ein Einwand gegen starke Winde,—sie errathen Nichts vom Brausen meines Glückes!
„Wir haben noch keine Zeit für Zarathustra“—so wenden sie ein; aber was liegt an einer Zeit, die für Zarathustra „keine Zeit hat“?
Und wenn sie gar mich rühmen: wie könnte ich wohl auf ihrem Ruhme einschlafen? Ein Stachel-Gürtel ist mir ihr Lob: es kratzt mich noch, wenn ich es von mir thue.
Und auch das lernte ich unter ihnen: der Lobende stellt sich, als gäbe er zurück, in Wahrheit aber will er mehr beschenkt sein!
Fragt meinen Fuss, ob ihm ihre Lob- und Lock-Weise gefällt! Wahrlich, nach solchem Takt und Tiktak mag er weder tanzen, noch stille stehn.
Zur kleinen Tugend möchten sie mich locken und loben; zum Tiktak des kleinen Glücks möchten sie meinen Fuss überreden.
Ich gehe durch diess Volk und halte die Augen offen: sie sind kleiner geworden und werden immer kleiner:—das aber macht ihre Lehre von Glück und Tugend.
Sie sind nämlich auch in der Tugend bescheiden—denn sie wollen Behagen. Mit Behagen aber verträgt sich nur die bescheidene Tugend.
Wohl lernen auch sie auf ihre Art Schreiten und Vorwärts-Schreiten: das heisse ich ihr Humpeln—. Damit werden sie jedem zum Anstosse, der Eile hat.
Und Mancher von ihnen geht vorwärts und blickt dabei zurück, mit versteiftem Nacken: dem renne ich gern wider den Leib.
Fuss und Augen sollen nicht lügen, noch sich einander Lügen strafen. Aber es ist viel Lügnerei bei den kleinen Leuten.
Einige von ihnen wollen, aber die Meisten werden nur gewollt. Einige von ihnen sind ächt, aber die Meisten sind schlechte Schauspieler.
Es giebt Schauspieler wider Wissen unter ihnen und Schauspieler wider Willen—, die Ächten sind immer selten, sonderlich die ächten Schauspieler.
Des Mannes ist hier wenig: darum vermännlichen sich ihre Weiber. Denn nur wer Mannes genug ist, wird im Weibe das Weib—erlösen.
Und diese Heuchelei fand ich unter ihnen am schlimmsten: dass auch Die, welche befehlen, die Tugenden Derer heucheln, welche dienen.
„Ich diene, du dienst, wir dienen“ —so betet hier auch die Heuchelei der Herrschenden,—und wehe, wenn der erste Herr nur der erste Diener ist!
Ach, auch in ihre Heucheleien verflog sich wohl meines Auges Neugier; und gut errieth ich all ihr Fliegen-Glück und ihr Summen um besonnte Fensterscheiben.
Soviel Güte, soviel Schwäche sehe ich. Soviel Gerechtigkeit und Mitleiden, soviel Schwäche.
Rund, rechtlich und gütig sind sie mit einander, wie Sandkörnchen rund, rechtlich und gütig mit Sandkörnchen sind.
Bescheiden ein kleines Glück umarmen—das heissen sie „Ergebung“! und dabei schielen sie bescheiden schon nach einem neuen kleinen Glücke aus.
Sie wollen im Grunde einfältiglich Eins am meisten: dass ihnen Niemand wehe thue. So kommen sie jedermann zuvor und thun ihm wohl.
Diess aber ist Feigheit: ob es schon „Tugend“ heisst.—
Und wenn sie einmal rauh reden, diese kleinen Leute: ich höre darin nur ihre Heiserkeit,—jeder Windzug nämlich macht sie heiser.
Klug sind sie, ihre Tugenden haben kluge Finger. Aber ihnen fehlen die Fäuste, ihre Finger wissen nicht, sich hinter Fäuste zu verkriechen.
Tugend ist ihnen das, was bescheiden und zahm macht: damit machten sie den Wolf zum Hunde und den Menschen selber zu des Menschen bestem Hausthiere.
„Wir setzten unsern Stuhl in die Mitte—das sagt mir ihr Schmunzeln—und ebenso weit weg von sterbenden Fechtern wie von vergnügten Säuen.“
Diess aber ist—Mittelmässigkeit: ob es schon Mässigkeit heisst.— 
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