Den zweiten Fastensonntag benutzten wir, von Kirche zu Kirche zu wandern. Wie in Rom alles höchst ernsthaft ist, so treibt sich hier alles lustig und wohlgemut. Auch die neapolitanische Malerschule begreift man nur zu Neapel. Hier sieht man mit Verwunderung die ganze Vorderseite einer Kirche von unten bis oben gemalt, über der Türe Christus, der die Käufer und Verkäufer zum Tempel hinaustreibt, welche zu beiden Seiten, munter und zierlich erschreckt, die Treppen herunterpurzeln. Innerhalb einer andern Kirche ist der Raum über dem Eingang reichhaltig mit einem Freskogemälde geziert, die Vertreibung Heliodors vorstellend. Luca Giordano mußte sich freilich sputen, um solche Flächen auszufüllen. Auch die Kanzel ist nicht immer wie anderwärts ein Katheder, Lehrstuhl für eine einzelne Person, sondern eine Galerie, auf welcher ich einen Kapuziner hin und her schreiten und bald von dem einen, bald von dem andern Ende dem Volk seine Sündhaftigkeit vorhalten sah. Was wäre da nicht alles zu erzählen!
Aber weder zu erzählen noch zu beschreiben ist die Herrlichkeit einer
Vollmondnacht, wie wir sie genossen, durch die Straßen über die Plätze
wandelnd, auf der Chiaja, dem unermeßlichen Spaziergang, sodann am
Meeresufer hin und wider. Es übernimmt einen wirklich das Gefühl von
Unendlichkeit des Raums. So zu träumen ist denn doch der Mühe wert.