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雄猫穆尔的生活观:Zweiter Abschnitt.-30

时间:2020-11-06来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Zweiter Abschnitt
Das holde Kind schien mich nicht zu erschauen, es blickte in die Sonne, blinzelte und nieste. — O der Ton durchbebte mein Innerstes mit süßen Schauern, meine Pulse schlugen — mein Blut wallte siedend durch alle Adern, — mein Herz wollte zerspringen, — alles unnennbar schmerzliche Entzücken, das mich außer mir selbst setzte, strömte heraus in dem lang gehaltenen Miau! — das ich ausstieß. Schnell wandte die Kleine den Kopf nach mir, blickte mich an, Schreck, kindliche süße Scheu in den Augen. — Unsichtbare Pfoten rissen mich hin zu ihr mit unwiderstehlicher Gewalt — aber, sowie ich auf die Holde lossprang, um sie zu erfassen, war sie, schnell wie der Gedanke, hinter dem Schornstein verschwunden! — Ganz Wut und Verzweiflung rannte ich auf dem Dache umher, und stieß die kläglichsten Töne aus, alles umsonst — sie kam nicht wieder! — Ha welcher Zustand! — mir schmeckte kein Bissen, die Wissenschaften ekelten mich an, ich mochte weder lesen noch schreiben. — Himmel! rief ich andern Tages aus, als ich die Holde überall gesucht, auf dem Dache, auf dem Boden, in dem Keller, in allen Gängen des Hauses, und nun trostlos heim kehrte, als, da ich die Kleine beständig in Gedanken, mich nun selbst der Bratfisch, den mir der Meister vorgesetzt, aus der Schüssel anstarrte mit ihren Augen, so daß ich laut rief im Wahnsinn des Entzückens: bist du es, Langersehnte und ihn auffraß mit einem Schluck; ja da rief ich: Himmel o Himmel! sollte das Liebe sein? Ich wurde ruhiger, ich beschloß als ein Jüngling von Erudition mich über meinen Zustand ganz ins klare zu setzen, und begann sogleich, wiewohl mit An159strengung, den Ovid de arte amandi durchzustudieren, sowie Manso's Kunst zu lieben, aber keines von den Kennzeichen eines Liebenden, wie es in diesen Werken angegeben, wollte recht auf mich passen. Endlich fuhr es mir plötzlich durch den Sinn, daß ich in irgend einem Schauspiel[A] gelesen, ein gleichgültiger Sinn und ein verwilderter Bart seien sichere Kennzeichen eines Verliebten! — Ich schaute in einen Spiegel, Himmel mein Bart war verwildert! — Himmel mein Sinn war gleichgültig!
 
Da ich nun wußte, daß es seine Richtigkeit hatte mit meinem Verliebtsein, kam Trost in meine Seele. Ich beschloß, mich gehörig mit Speis' und Trank zu stärken, und dann die Kleine aufzusuchen, der ich mein ganzes Herz zugewandt. Eine süße Ahnung sagte mir, daß sie vor der Türe des Hauses sitze, ich stieg die Treppe hinab, und fand sie wirklich! — O welch ein Wiedersehen! — wie wallte in meiner Brust das Entzücken, die unnennbare Wonne des Liebesgefühls. — Miesmies, so wurde die Kleine geheißen, wie ich von ihr später erfuhr, Miesmies saß da in zierlicher Stellung auf den Hinterfüßen, und putzte sich, indem sie mit den Pfötchen mehrmals über die Wangen, über die Ohren fuhr. Mit welcher unbeschreiblichen Anmut besorgte sie vor meinen Augen das, was Reinlichkeit und Eleganz erfordern, sie bedurfte nicht schnöder Toiletten-Künste, um die Reize, die ihr die Natur verliehen, zu erhöhen! Bescheidner als das erste Mal nahte ich mich ihr, setzte mich zu ihr hin! — Sie floh nicht, sie sah mich an mit forschendem Blick, und schlug dann die Augen nieder. — Holdeste, begann ich leise, sei mein! — „Kühner Kater, erwiderte sie verwirrt, wer bist du? Kennst du mich denn? — Wenn du aufrichtig bist, so wie ich, und wahr, so sage und schwöre mir, daß du mich wirklich liebst!“ — O rief ich begeistert, ja bei den Schrecken des Orkus, bei dem heiligen Mond, bei allen sonstigen Sternen und Planeten, die künftige Nacht scheinen werden, wenn der Himmel heiter, schwöre ich dir's, daß ich dich liebe! — Ich dich auch, lispelte die Kleine, und neigte in süßer Verschämung das Haupt mir zu. Ich wollte sie voll Inbrunst umpfoten, da sprangen aber mit teuflischem Geknurre zwei riesige Kater auf mich los, zerbissen, zerkratzten mich kläglich, und wälzten mich zum Überfluß noch in die Gosse, so daß das schmutzige Spülwasser über mich zusammenschlug.
 
[A] Der Kater meint Shakespeares: Wie es Euch gefällt, dritter Aufzug, zweite Szene. A. d. H.
 
160Kaum konnt' ich mich aus den Krallen der mordlustigen Bestien retten, die meinen Stand nicht achteten; mit vollem Angstgeschrei lief ich die Treppe hinauf. Als der Meister mich erblickte, rief er, laut lachend: Murr, Murr, wie siehst du aus? Ha ha! ich merke schon, was geschehen, du hast Streiche machen wollen, wie der im Irrgarten der Liebe herumtaumelnde Kavalier, und dabei ist's dir übel ergangen! — Und dabei brach der Meister zu meinem nicht geringen Verdruß aufs neue aus in ein schallendes Gelächter. Der Meister hatte ein Gefäß mit lauwarmem Wasser füllen lassen, darein stülpte er mich ohne Umstände einigemal ein, so daß mir vor Niesen und Prusten Hören und Sehen verging, wickelte mich dann fest in Flanell ein, und legte mich in meinen Korb.
 
Ich war beinahe besinnungslos vor Wut und Schmerz, ich vermochte kein Glied zu rühren. Endlich wirkte die Wärme wohltätig auf mich, ich fühlte meine Gedanken sich ordnen. „Ha, klagte ich, welch neue bittere Täuschung des Lebens! — Das ist also die Liebe, die ich schon so herrlich besungen, die das Höchste sein, die uns mit namenloser Wonne erfüllen, die uns in den Himmel tragen soll! — Ha! — mich hat sie in die Gosse geworfen! — ich entsage einem Gefühl, das mir nichts eingebracht als Bisse, ein abscheuliches Bad, und niederträchtige Einmummung in schnöden Flanell! — Aber kaum war ich wieder in Freiheit und genesen, als aufs neue Miesmies mir unaufhörlich vor Augen stand, und ich, jener ausgestandenen Schmach wohl eingedenk, zu meinem Entsetzen gewahrte, daß ich noch in Liebe. Mit Gewalt nahm ich mich zusammen, und las als ein vernünftiger gelehrter Kater den Ovid nach, da ich mich wohl erinnerte, in der Ars amandi auch auf Rezepte gegen die Liebe gestoßen zu sein. 
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