Warum ich an diesem Tag schlecht gelaunt und irgendwie unzufrieden mit mir und der Welt war, weiß ich nicht. Es gibt Tage an denen man es einfach niemandem Recht machen kann und am liebsten hätte ich mir ein Erdloch gesucht, um mich darin zu verkriechen.
Ich saß also mürrisch an meinem Schreibtisch und auch die Kollegen konnten mich nicht aufheitern. Im Gegenteil, meine schlechte Laune war ansteckend und bald herrschte allgemein miese Stimmung. Endlich war es Zeit für die Mittagspause und da zum ersten Mal in diesem Jahr die Sonne schien, nutzte ich die Zeit für einen Spaziergang. Der Weg führte mich durch das Industriegebiet, in dem mein Arbeitsplatz liegt, hinüber zu den dahinter liegenden Gutshöfen. Mit trüben Gedanken ging ich an den Pferdekoppeln entlang. Ich blieb dort stehen, um ein wenig die Tiere zu beobachten. Im Anblick der Pferde vertieft bemerkte ich nicht, dass ich nicht allein am Weidezaun stand. Erst als ich eine sanfte Berührung am rechten Bein spürte, bemerkte ich die schwarz-weiße Katze, die ihren Kopf an mir rieb und leise schnurrte. Vorsichtig, um sie nicht zu erschrecken, bückte ich mich zu ihr herunter und begann sie zu streicheln. Das wohlige Brummen wurde lauter.
"Sei nicht mehr traurig. Das Leben kann so schön sein", schien das Kätzchen mir sagen zu wollen. Ich musste an ein Lied aus dem Musical "Cats" denken: "Momente des wahren Glücks". Wie passend. Dieses kleine Tierchen hatte mir mit dem offensichtlichen Vertrauen und der Zuneigung, die es mir entgegenbrachte tatsächlich so einen kurzen Moment des wahren Glücks geschenkt. Die dunklen Wolken in meinem Kopf waren verschwunden. In dieser nur wenige Minuten dauernden Begegnung mit der Katze erinnerte ich mich daran, wie viel Freude auch solche kleinen Augenblicke machen konnten. Das Leben ist viel zu kurz um ein langes Gesicht zu machen.