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德语故事:Yggdrasil - Die Reise vom gläsernen Baum zum bl

时间:2009-08-12 15:44来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: 德语故事

Es ist Abend. Auch heute braust ein starker Wind um die alte Villa. Lucas sitzt mit seiner kleinen Schwester Laura in der Fensternische der Bibliothek. Im Kamin prasselt ein gemütliches Feuer. Dennoch haben sich die Kinder in wärmende Decken gehüllt. Lucas erklärt Laura die Sternzeichen. Am heutigen Abend sind sie besonders gut erkennbar. Laura hört aufmerksam zu.

"Und was ist das für ein Stern, Lucas? Er strahlt viel heller als die anderen Sterne."

"Dieser Stern wird Venus genannt. Manche Menschen nennen ihn auch Abendstern", antwortet der Bruder.

Zum zwölften Geburtstag hat Lucas von Opa ein Teleskop und ein Buch über das Universum geschenkt bekommen. Bis dahin hatte der Junge sich nicht sonderlich für leuchtende Himmelskörper interessiert. Inzwischen begeistern ihn die Sterne mehr und mehr. Besonders der Abendstern. Über diesen Planeten denkt er häufig nach.

Lucas versucht, mit möglichst einfachen Worten seiner kleinen Schwester die Namen der Venus zu erklären. "Schau, Laura, auf diesem Bild sieht man es sehr deutlich: Die Venus ist der zweite Planet im Kreis um die Sonne. Steht dieser Planet im Osten der Sonne, wird er Abendstern genannt. Wenn er jedoch im Westen der Sonne steht, nennen die Menschen ihn Morgenstern. Weißt du, der Name ist gewissermaßen Ansichtssache: Es kommt nämlich darauf an, von welcher Seite wir uns den Stern ansehen."

Nachdenklich schaut Laura sich das Bild an.

"Wenn du möchtest, Laura, erzähle ich dir eine Geschichte über unseren Lieblingsstern. Eine Geschichte, die aus meinen Träumen entstanden ist. Mit diesen Träumen werde ich seit dem ersten Adventssonntag jeden Morgen wach."

"Jaaa", freut sich Laura. "Ich mag deine Geschichten so sehr. Du weißt doch, Lucas, Traumgeschichten höre ich sowieso am liebsten!"

Erwartungsvoll lehnt sie sich an Lukas und kuschelt sich noch ein wenig tiefer in ihre Decke.

"So wie uns beiden macht es vielen Menschen Freude, den Abendstern zu betrachten", beginnt Lucas seine Erzählung ...

"... Und genau wie wir begreifen die Menschen diese Freude nicht. Die neugeborenen Kinder wissen es. Sie können aber noch nicht sprechen. Daher bewahren sie das Wissen in ihren Träumen. Die Fähigkeit, sich an das Leben vor der Geburt zu erinnern, verliert sich mit dem Älterwerden. Daher weiß bis heute niemand, woher wir kommen und wohin wir gehen werden.

Unsere Vorfahren - die Germanen - haben sich viele Gedanken über die Welt gemacht. Sie glaubten an einen riesigen Baum, den sie Weltesche nannten. Der Sage nach wuchs die Weltesche YGGDRASIL auf dem Planeten Venus.

Mit den Bäumen, die wir kennen, ist dieser Baum nicht zu vergleichen. Sein wuchtiger Stamm, die unzähligen Äste und Zweige, selbst die kräftigen Wurzeln sind aus Kristall. Dieses Kristall glitzert und strahlt so hell, dass wir sein Licht mit bloßem Auge von der Erde aus wahrnehmen können.

An jedem Ast, am kleinsten Zweig hängen winzige gläserne Körbchen. Sie werden durch einen leichten Wind stets sanft geschaukelt.

In jedem Körbchen liegt ein winziges, zartes Wesen. Herrliche Musik, die von einem weit entfernten Planeten herüberklingt, begleitet seine Träume. Der Schlaf der kleinen Wesen dauert meistens tausend Jahre. Tausend Jahre! Unfassbar lange für uns Menschen und doch nur ein Augenblick der Weltallzeit.

Allein sind die kleinen Wesen aber nicht. Jedes hat ein helles Licht an seiner Seite. Dieses Licht kann jede beliebige Form annehmen. Es kann seine Größe verändern. Die Gestalt von Menschen und Tieren annehmen. Seine Leuchtkraft, wenn nötig, grell oder sanft einsetzen.

Manchmal nehmen Menschen ein solches Licht in ihrer Nähe wahr. Sie nennen es Engel ..."

"Sehen sie vielleicht wie unsere Weihnachtsengel aus?", fragt Laura aufgeregt.

"Das weiß ich nicht. Im ersten Traum habe ich nur das Licht gesehen. Nun lass mich bitte weiter erzählen. Träume vergisst man so schnell, weißt du doch Laura."

"... Also: Die Engel kümmern sich sorgfältig um die winzigen Wesen, die sie liebevoll Seele(n) nennen.

Unter der Weltesche Yggdrasil sprudeln drei Quellen:
Hwegelmir, die Quelle des Urwerdens
Mimirs Quelle, Brunnen der Weisheit und des Wissens
und Urd, Quelle des Schicksals.

Jeden Morgen steigen die Engel zu den Quellen hinunter. Sie füllen einen goldenen Becher mit dem Wasser der drei Quellen. Eine Morgengabe für die kleinen Seelen. Es muss immer die richtige Mischung sein.

Engel unterscheiden sich nicht sonderlich von den Menschen. Ja: Auch Engel machen Fehler! Manchmal mischen sie den Morgentrunk nicht gewissenhaft oder schöpfen das Wasser aus nur einer Quelle. So manch kleines Wesen, das nur Wasser aus der Quelle Urd zu trinken bekam, hatte dann auf der Erde ein schweres Schicksal und sein Schutzengel reichlich Arbeit.

Einige der Wesen schlafen länger als tausend Jahre. Sie bekommen dann nur noch Wasser aus Mimirs Brunnen zu trinken. Daher gibt es immer wieder Menschen, die uns mit ihrem Ideenreichtum, ihren Erfindungen, ihren Anregungen, positiven Phantasien und anderen Dingen Freude bereiten ..."

"Kann ich dich etwas fragen, Lucas?", unterbricht Laura.

"Ja klar, vergiss deine Frage nicht. Ich muss mir erst mal etwas zu trinken holen, mein Mund ist vom Reden ganz ausgetrocknet."

Als Lucas zurückkommt, reicht er Laura eine große Tasse mit heißer Schokolade.

"Danke, Lucas. Aber jetzt verrate mir bitte, wie die kleinen Wesen zur Erde kommen. Denn dort sollen sie doch wohl hin."

"Das ist ziemlich einfach", stellt Lucas fest ...

"... Entsteht auf der Erde ein neues Menschenleben, löst sich ein Körbchen vom Baum. Langsam gleitet die Seele in dem Körbchen durch das All zur Erde. Selbstverständlich wird die kleine Seele nicht schutzlos auf die weite Reise geschickt. Sie wird von ihrem Licht - einem Engel - begleitet."

Der Bote

"Schutzengel!", ruft Laura, "Schutzengel nennt man diese Lichter - hab ich Recht, Lucas?"

"Ja, du hast Recht, Schwesterchen. Und solch ein Schutzengel spielt eine wichtige Rolle in meinen Traumgeschichten. Ich denke, du wirst ihn mögen. Hör gut zu!"

"... Mehr als tausend Jahre schläft die kleine Seele namens Paul nun schon in ihrem Körbchen. Es wird Zeit aufzuwachen.

Sanft rüttelt Engel Mimir Pauls Schulter. "Aufwachen, mein Freund, du hast nun lange genug geschlafen!"

Die kleine Seele streckt und reckt sich. Eigentlich möchte sie nicht wach werden. Sie träumt gerade so schön. Leicht benommen richtet Paul sich auf. Er reibt sich die Augen und blinzelt Mimir an. "Oh hallo, Mimir, da bist du ja! Ist etwas geschehen, warum weckst du mich?"

"Du hast nun schon über tausend Jahre geträumt - heute wird deine große Reise beginnen!"

"Wann geht es denn los? Muss ich alleine zur Erde reisen?" Paul ist nun sehr aufgeregt und ängstlich.

"Natürlich werde ich dich begleiten, ich werde stets in deiner Nähe sein", beruhigt Mimir seinen Schützling. "Lange müssen wir nicht mehr auf unsere Abreise warten. Seit einiger Zeit sehe ich ein starkes Licht mit großer Geschwindigkeit auf unseren Planeten zukommen. Es ist der Bote vom Glücklichen Planeten. Sobald er uns die Aufgabe deiner Erdenzeit mitgeteilt hat, können wir den Gläsernen Baum verlassen. Da ist er schon", sagt Mimir mit ehrfurchtsvoller Stimme, verbeugt sich tief vor der lichten Gestalt. "Willkommen auf unserem Planeten."

"Seid gegrüßt, Engel Mimir. Ich habe eine Botschaft für die Seele mit dem Namen Paul. Ist sie schon aufgewacht und in der Lage mir zuzuhören?"

Paul bringt vor Anspannung kein Wort heraus. Mit großen Augen starrt er den Boten an. "Ich habe Mimir für schön gehalten", denkt er, "aber der Bote ist wohl der allerschönste Engel im All."

Große, blaue, dicht bewimperte Augen, ein dunkles, ebenmäßiges Gesicht und langes, lockiges Silberhaar sehen sehr beeindruckend aus. Der Bote trägt ein goldenes Kleid aus Seide. Es ist über und über mit Diamanten bestickt. Als Paul genau hinschaut, stellt er fest, dass die Stickereien die zwölf Sternzeichen darstellen.

"Ich bin es nur. Wach auf, Paul!", sagt der Engel freundlich.

Er lächelt Paul an und schaut ihm dabei in die Augen. Sein Blick dringt tief in Pauls Seele. Paul weiß nicht, dass er gerade ein Übermaß an Liebe bekommen hat.

Der schöne Engel hat es eilig. Er muss noch viele Botschaften überbringen. In seinen schmalen Händen hält er eine Papyrusrolle. Behutsam entrollt er sie, liest mit angenehm tiefer Stimme den Text der Botschaft vor: "Paul ist dazu ausersehen, die Liebe, die ihm in reichlichem Maße geschenkt wurde, in seinem Erdenleben weiterzugeben. Seine Erdenzeitbegleiter darf Paul sich selber auswählen. Die Gabe, den Menschen ins Herz schauen zu können, wird ihm helfen, seine Mission zu erfüllen. Hat Paul auch nur wenige Erdlinge von der Liebe überzeugt, ist sein Auftrag ausgeführt. Nach seiner Zeit auf der Erde darf er dann auf dem leichten Weg zum Glücklichen Planeten reisen."

Würdevoll reicht der Bote Paul die Hand und sagt: "Keine leichte Aufgabe, mein Junge. Doch du wirst sie bewältigen. Ich glaube daran. Mimir wird stets in deiner Nähe sein, dir mit Rat, wenn es sein muss auch mit Tat zur Seite stehen.

Paul möchte gerne etwas sagen. Es gelingt ihm nicht. Er ist viel zu aufgeregt.

Der Bote vernichtet die Rolle; er zerreibt das Papier und tausend winzige Sternchen fliegen ins All.

"Achte gut auf Paul", wendet sich der Engelsbote an Mimir. "Ich wünsche euch eine gute Reise!"

Schnell fliegt der Bote davon. Paul und Mimir verlieren seine lichte Gestalt bald aus den Augen.

Mimir löst das Körbchen vom Zweig. Ruhig und sicher bewegt er es vom Gläsernen Baum ins All.

Die Reise beginnt ...

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